In Wien-Simmering steht eines der Kraftwerke, die auch mit Biomasse betrieben werden können.

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Wien – In den vorangegangenen Jahren waren es wiederholt Pensions-Altlasten, die Wien Energie ertragsseitig belasteten. Vergangenes Jahr, aber wohl auch heuer ist es das teure Gas, das seine Spuren in der Bilanz von Österreichs größtem Landesenergieversorger hinterlassen hat und 2022 trotz Versuchen, gegenzusteuern, vermutlich hinterlassen wird.

Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Wien Energie, sprach bei der Bilanzpräsentation am Montag von einem "schwierigen Jahr 2021 mit enormen Verwerfungen auf den Energiemärkten". Die Umsätze sind zwar so steil wie nie um mehr als 56 Prozent auf etwas über drei Milliarden Euro gestiegen, dies war aber großteils deutlich höheren Einstandspreisen bei Gas geschuldet.

Anders als Verbund mit vielen bereist abgeschriebenen Wasserkraftwerken und einem erklecklichen Anteil neuer erneuerbarer Energien im Portfolio hat Wien Energie die hohen Preise auch bei Strom nicht zu Geld machen können – im Gegenteil. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist um 28,3 Prozent auf 316,5 Millionen Euro gesunken, das operative Ergebnis (Ebit) um 58,7 Prozent auf 159,1 Millionen, das Jahresergebnis ist gar um 61,1 Prozent auf 140 Millionen Euro eingebrochen.

Investitionen für den Gasausstieg

Dennoch will Wien Energie kräftig auf das Investitionspedal treten und dafür auch höhere Schulden in Kauf nehmen. Allein für den Gasausstieg und Entwicklung entsprechender Alternativen soll bis 2027 eine runde Milliarde ausgegeben werden, wobei der überwiegende Teil – 48 Prozent – für das Hinausdrängen von klimaschädlichem CO2 in der Raumwärme vorgesehen sind. "Dort liegt unser größter Hebel, was CO2-Vermeidung betrifft", sagte Strebl.

Das Fernwärmenetz soll zügig ausgebaut und schrittweise komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Noch kommt in der Wärme- wie in der Stromerzeugung der Bundeshauptstadt zu rund 60 Prozent Gas zum Einsatz. 2030 soll bereits mehr als die Hälfte der Fernwärme aus erneuerbaren Quellen stammen, 2040 dann 100 Prozent, wobei jeweils ein Viertel aus Müllverbrennung, Geothermie, großen Wärmepumpen und Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis von grünem Wasserstoff stammen soll.

Ausbau Erneuerbarer Energie

Forcieren will man aber auch den Ausbau erneuerbarer Energien. Dafür sind bis 2027 insgesamt 334 Millionen Euro an Investitionen vorgesehen. In der Stadt liegt der Fokus auf Photovoltaik. Ergänzt wurde dies bisher schon und in Zukunft wohl noch mehr durch Zukauf bzw. Eigenentwicklung von Windparks vorzugsweise in Niederösterreich. Hier pocht Wien Energie einmal mehr auf schnellere Genehmigungsverfahren. Bis zum Startschuss des Windparks Trumau, der heuer erfolgt ist, seien zehn Jahre vergangen, sagte Karl Gruber, Vorstandsmitglied von Wien Energie.

Ob nach Preiserhöhungen bei Strom und Gas Anfang des Jahres eine weitere Runde folgen werde, wollten weder Strebl noch Gruber sagen. Die Preise seien sehr volatil, man schaue sich die Entwicklung genau an. Auf Spekulationen wolle man sich nicht einlassen. (stro)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert