Derzeit sind nur Mutationen der Omikron-Variante in Umlauf. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass auch wieder eine Delta-ähnliche Variante auftauchen könnte.

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Während die Corona-Infektionszahlen in Österreich weiterhin sinken, zeichnet sich in Südafrika der Beginn einer neuen Welle ab. Dort hat sich die Zahl der Infizierten innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Dafür verantwortlich gemacht werden zwei Omikron-Subvarianten mit den Namen BA.4 und BA.5, die sich dort immer weiter durchsetzen. Und auch in Österreich ist eine der beiden mittlerweile angekommen, Ende April wurden 36 Fälle der Subvariante BA.4 gemeldet, alle in Wien. Ob das Zufall war oder ob sich hier ein neuer Cluster aufgetan hat, ist derzeit nicht bekannt.

Molekularbiologe Ulrich Elling von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erklärt: "Man kann sagen, dass BA.4 bei uns angekommen ist. Aber derzeit sind es nur ein paar Fälle." Dass in absehbarer Zeit eine Welle wie in Südafrika droht, damit rechnet Elling nicht. "Dazu sollte man wissen, dass es in Südafrika keine BA.2-Welle gab, wie es in Österreich der Fall war." Wichtig dabei: BA.2 und die beiden Varianten BA.4 und BA.5 sind einander sehr ähnlich. "In Österreich haben wir eine große Immunität gegen BA.2 aufgebaut. Leider hält der Immunschutz gegen eine weitere Infektion nach einer Omikron-Infektion nicht lange an, aber im Moment sollten wir davon noch profitieren können."

Variantenüberblick

Auch wenn in Österreich neue Omikron-Subvarianten aufgetaucht sind, ist derzeit noch Omikron BA.2 vorherrschend. Neben BA.4 hat jedoch noch eine weitere Subvariante den Weg zu uns gefunden – die in New York derzeit vorherrschende Variante BA.2.12.1: "Ein paar Fälle davon sind ebenfalls schon in Österreich gemeldet worden", weiß Elling. Die Covid-Krisenkoordination (Gecko) spricht in ihrem aktuellen Report davon, dass diese Subvariante einen 20-prozentigen Wachstumsvorteil gegenüber BA.2 besitzen könnte. Das sollte laut Elling im Frühling und Sommer noch kein großes Problem darstellen: "Es fehlen noch genauere Daten, aber dieser doch sehr kleine Wachstumsvorteil sollte uns jetzt erst einmal nicht gefährlich werden."

Und noch eine weitere Variante steht im Blickfeld der Experten und Expertinnen. Denn bereits Mitte Jänner ist in Großbritannien eine neue Mutation gemeldet worden: Omikron XE. Das ist eine Rekombinante aus BA.1 und BA.2, bei der ebenfalls ein 20-prozentiger Wachstumsvorteil gegenüber BA.2 vermutet wird. Elling dazu: "Ähnlich wie bei der Variante aus New York sollte uns das wärmere Wetter davor bewahren, dass diese Variante derzeit einen großen Einfluss auf unsere Infektionszahlen haben wird."

An Omikron angepasster Impfstoff womöglich nicht wirksam

Mit weniger Optimismus blickt der Experte allerdings in Richtung angepasste Impfstoffe, die ab Herbst verfügbar sein sollen. Denn eine neue Preprint-Studie aus China gibt Hinweise darauf, dass die an Omikron angepassten Impfstoffe bei den neuen Varianten nicht wirksam sein dürften. Elling erklärt: "BA.4 und BA.5 und auch BA.2.12.1 haben sich vermutlich so angepasst, dass sie der Immunantwort von BA.1 entkommen können." Diese Tatsache macht auch die Hoffnung kleiner, einen Impfstoff zu entwickeln, der alle Omikron-Varianten abdeckt.

Alle neuen Varianten werden von Expertinnen und Virologen genau beobachtet, geben aber noch keinen Hinweis darauf, was uns im Herbst erwarten könnte. Derzeit ist auch noch nicht bekannt, ob die Varianten BA.4 und BA.5 wieder für mehr Krankenhausaufenthalte sorgen werden. Am Freitag erklärte der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla dazu, dass derzeit die Zahl der Intensivpatienten und der Todesfälle weitgehend stabil sei.

Elling: "Ich gehe noch davon aus, dass wir einen weiterhin entspannten Frühling und auch Sommer haben werden. Was dann im Herbst auf uns zukommen wird, ist derzeit aber immer noch reine Spekulation." (Jasmin Altrock, 4.5.2022)