Vor der Parkpickerl-Ausweitung auf ganz Wien im März rechnete die Stadt damit, dass mittelfristig bis zu 76.000 Parkplätze frei werden könnten. Bisher wurden aber weniger Parkpickerln beantragt als von der Stadt prognostiziert.

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Vor zwei Monaten wurde die Kurzparkzone auf fast ganz Wien ausgeweitet. Gratisparken ist seither werktags praktisch nicht mehr möglich, Ausnahmen finden sich nur in wenigen Randbereichen. Insgesamt wurden ab 1. März 244.000 öffentliche Stellplätze kostenpflichtig. Die Auswirkungen der Maßnahme sind gravierend: Seit die Autopendlerinnen und Autopendler ausbleiben, finden sich tausende Parkplätze, die über längere Zeit leerstehen. Auffällig ist das etwa in der Donaustadt "in Gebieten entlang der U-Bahn-Trasse", wie es aus dem Büro von Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) heißt. Hier bleiben besonders viele Stellplätze frei.

Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat angekündigt, dass nicht mehr benötigte Parkplätze umgestaltet werden sollen. Dafür gibt es in Straßennähe im Wesentlichen drei Optionen: mehr Radwege, mehr Grünflächen, mehr Platz für Bänke oder sonstige Verweilmöglichkeiten. Konkrete Pläne gibt es aber noch immer nicht. Es werde noch evaluiert, welche Flächen gewonnen werden konnten, heißt es am Montag aus dem Büro von Sima zum STANDARD. Die Bezirke würden sich "in der Sammlung von Ideen und Konzepten" befinden. Verwiesen wurde auch auf das Radwege-Ausbauprogramm für den 22. Bezirk, das bereits im Februar präsentiert wurde – also noch vor Einführung des Parkpickerls. Hier fallen hunderte Parkplätze zugunsten des Radverkehrs weg.

Weniger Parkpickerln beantragt als von der Stadt prognostiziert

In den neuen Parkpickerl-Zonen in der Donaustadt, in Floridsdorf, Liesing, Hietzing und Simmering sind es aber insgesamt wohl zehntausende Stellplätze, die nicht mehr benötigt werden. Die Stadt ging im Vorfeld von bis zu 76.000 frei werdenden Parkplätzen aus.

Dabei könnte noch mehr bisherige Stellplatzfläche frei werden: Schließlich wurden weniger Parkpickerln als von der Stadt prognostiziert ausgestellt. Bis Montag haben Anrainerinnen und Anrainer in den neuen Gebieten 135.500 Anträge eingereicht. Die Stadt rechnete aber noch im Winter mit 140.000 bis 175.000 zusätzlichen Parkpickerln.

In der Donaustadt etwa wurde nur für knapp mehr als die Hälfte aller im Bezirk zugelassenen Pkws um eine Parkausnahmegenehmigung angesucht. "Wer kein Pickerl braucht, hat offenbar einen privaten Stellplatz", heißt es aus der Bezirksvorstehung. Dort hofft man, dass es "bis zum Sommer" Entscheidungen darüber gibt, was mit den frei gewordenen Flächen gemacht werden kann.

Kurzparkzonen im Wiener Umland werden mehr

Die Wien-weite Kurzparkzone hat auch Auswirkungen auf das Umland: Tages- und Wochenpendler nach Wien wichen hier auf Gratisparkplätze aus – mit dem Resultat, dass immer mehr Gemeinden in Niederösterreich an der Grenze zu Wien mit eigenen Kurzparkzonen reagieren. Seit 1. Mai gelten in Langenzersdorf nördlich von Wien sowie in Purkersdorf westlich der Hauptstadt neue Parkzonen. "Zuvor vollgeparkte Straßenzüge waren am Montag teilweise wie leergefegt", sagte der Purkersdorfer Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) dem STANDARD. "Mit der Maßnahme haben wir die Tagespendler erwischt." Anrainer können um 24,10 Euro pro Jahr ein Parkpickerl erwerben. (David Krutzler, 3.5.2022)