Birgit Schattbacher hat monatelang die Arbeit von drei Leuten übernommen. Anfang Mai machte sie das Rosencafé zu.

Foto: Birgit Probst

Die Ankündigung, das gut besuchte Rosencafé im Hotel Stein in Salzburg aus Personalnot zu schließen, hat für Aufregung und für Zuspruch für Birgit Schattbacher gesorgt. Mit dem Café wollte die Pinzgauerin Bio in die Stadt bringen und pendelte dafür täglich eineinhalb Stunden mit dem Zug. Nachdem sie vorübergehend die Arbeit von drei Personen übernommen hatte, zog sie nun einen Schlussstrich.

STANDARD: Frau Schattbacher, warum schließen Sie Ihr Café?

Schattbacher: Das Rosencafé hat mit 1. Mai seine Türen geschlossen, weil ich seit Dezember nach Personal gesucht hatte. Ich habe das ausgeschrieben mit 40, 30, 20 und zehn Stunden – und es hat sich kein einziger Bewerber gemeldet. Dann habe ich als Chefin die Arbeiten von drei Leuten übernommen und so meine 100 Stunden in der Woche zusammenbekommen, und das schon seit Monaten. Das wird nicht besser. Darum habe ich gesagt, ich muss jetzt auch mal auf mich schauen. Die Leute sind offensichtlich damit beschäftigt ihre Life-Work-Balance zu finden. Die Work-Life-Balance hat sich nun anscheinend in die Life-Work-Balance verwandelt.

STANDARD: Glauben Sie, dass das der Grund ist, warum Sie kein Personal finden?

Schattbacher: Es wird viele Gründe haben. In der Gastronomie haben die Leute früher oft über ihr Limit arbeiten müssen, das war schon normal. Einige haben sich getraut, zu sagen: "Jetzt ist es genug, wir können nicht mehr über 40 Stunden arbeiten." Das begrüße ich. In der Corona-Zeit haben viele gemerkt, dass man auch mit weniger auskommt oder es nett ist, wenn man einmal nichts tut. Danach in die Arbeitswelt wieder einzusteigen war die volle Herausforderung. Nach einem Tag waren die fertig. Auch ich konnte mir während der Take-away-Phase nicht vorstellen, das Lokal wieder voll zu haben. Das ganze Leben war heruntergefahren, nicht nur die Arbeitswelt. Das wieder umzustellen war für viele schwer. Die sozialen Leistungen, die man in Österreich bekommt, gehören angepasst. Die Relation stimmt nicht – für den, der nicht arbeitet, zu dem, der arbeitet. Das ist zu ähnlich, es bräuchte einen größeren Sprung. Dass es Hilfeleistungen gibt, dafür bin ich natürlich. Es ist so, dass man AMS-Geld beziehen und geringfügig arbeiten kann – dann hat man sein Gehalt mit zehn Stunden Arbeit vielleicht.

STANDARD: Wo haben Sie Personal gesucht?

Schattbacher: An der Tür und auf Social-Media-Kanälen. Ich bin bewusst nicht zum AMS gegangen, weil bei mir im Café Leute arbeiten sollen, die von sich aus gerne arbeiten wollen. Darum habe ich auch nie geschrieben, was man verdient.

"Ich bin bewusst nicht zum AMS gegangen, weil bei mir im Café Leute arbeiten sollen, die von sich aus gerne arbeiten", sagt Birgit Schattbacher.

STANDARD: Wie viel Gehalt hätten Sie den Mitarbeitern geboten?

Schattbacher: Das sage ich nicht. Weil mit dem kommt man ins Fettnäpfchen. Warum muss der Unternehmer das kompensieren, wo der andere sagt: Des gfreit mi ned, wennst mir das ned zahlst, dann tu ich nix. Würde ich das sagen, dann könnte keiner hier herinnen sitzen.

STANDARD: Das heißt zusammengefasst, der Grund für die Personalnot in der Gastronomie ist Ihrer Meinung nach, dass die Leute nicht arbeiten wollen?

Schattbacher: Nein. Das habe ich noch nicht herausgefunden, was die Gründe sein können. Bei mir ist das Café zwei Tage geschlossen, die Arbeitszeiten sind von 9 bis 17 Uhr. Sicher ist ein Sonntag dabei, aber das kann man sich ausmachen und im Rad alle zwei Wochen arbeiten. Ich habe selbst eine Familie und weiß, was das bedeutet, wenn die anderen frei haben und man selbst nicht.

STANDARD: Nachdem Sie angekündigt haben, Sie schließen Ihre Türen, haben Ihnen die Menschen in der letzten Woche noch die Türen eingerannt. Warum?

Schattbacher: Weil man wahrscheinlich eine Emotion auslösen muss – und dann fangen die Menschen zu denken an. Die Schließung war mein Statement, dass ich dieses System in der Form nicht unterstützen möchte. Wenn ich Arbeit anbiete und sie keiner will – dann mache ich es auch nicht mehr.

STANDARD: Bleiben Sie jetzt dabei, der Gastronomie den Rücken zu kehren, oder wird es irgendwie anders weitergehen?

Schattbacher: So wie es jetzt aussieht, wird das Rosencafé weiterleben. Weil ich mich getraut habe, meine Meinung zu einer österreichweiten Problematik öffentlich zu sagen und eine Schließung herhalten musste, haben sich Möglichkeiten aufgetan, dass das Café der Stadt Salzburg erhalten bleibt. Wie und in welcher Form, kann ich noch nicht sagen, weil es noch nicht fixiert ist. (Stefanie Ruep, 3.5.2022)