Noch immer kommen Tiere für Versuche in der Wissenschaft zum Einsatz. Forschende suchen jedoch zusehends nach Alternativen.

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Ob Mäuse, Meerschweinchen oder Ratten: In der Forschung sind Versuchstiere häufig noch eine Notwendigkeit. Dieser Umstand ist ein Dorn im Auge vieler Tierschützerinnen und Tierschützer, allerdings sind auch Wissenschafterinnen und Wissenschafter nicht unbedingt glücklich, an Tieren forschen zu müssen.

Auf Hochtouren suchen Forschende wie die Infektionsbiologin Doris Wilflingseder nach Alternativen. Die Professorin am Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck treibt auch als Initiatorin des MUI Animal Free Research Cluster in enger Kooperation mit dem Austrian Drug Screening Institute (ADSI) die Suche nach Alternativen zu Tierversuchen voran.

Für ihren Einsatz erhielt die studierte Zoologin den Staatspreis für Ersatzmethoden zum Tierversuch. Mit dem Preis werden wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt, deren Ergebnis beziehungsweise Ziel es ist, die Anzahl der Tierversuche in der Forschung zu verringern oder diese gänzlich zu vermeiden. Auch werden Arbeiten bedacht, die einen Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für die Zucht, Unterbringung, Pflege und Verwendung von Tieren in Tierversuchen leisten.

Gewebemodelle als Ersatz

Doris Wilflingseder sucht nach Wegen, um in der Forschung ohne Labortiere auszukommen. Dafür wurde sie nun mit dem Staatspreis für Ersatzmethoden zum Tierversuch gewürdigt.
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Wilflingseder erhielt den vom Wissenschaftsministerium verliehenen Preis für eine gänzlich tierversuchsfreie Forschung zur Wechselwirkung von Immunreaktionen im menschlichen Körper und Sars-CoV-2-Viren. Als Alternative zu Tiermodellen verwendete sie menschliche dreidimensionale Gewebemodelle, mit denen sie sich der Aufklärung überschießender Entzündungsvorgänge, insbesondere nach Sars-CoV-2-Infektion, widmete.

Wilflingseder und ihr Team an der Med-Uni Innsbruck sind darauf spezialisiert, das komplexe Verhalten des Immunsystems anhand von künstlich hergestellten, dreidimensionalen Gewebemodellen zu untersuchen. Im Lauf ihrer gesamten Forschungskarriere habe sie noch nie einen Tierversuch gemacht, erzählte die Wissenschafterin kürzlich dem STANDARD.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehe seit langem das Komplementsystem der Immunabwehr, das unmittelbar nach dem Eindringen von Pathogenen in den Körper aktiviert wird. Mithilfe menschlicher Zellkultursystemen in 3D kann das Team Vorgänge in der Lunge oder der Darmschleimhaut realitätsnah nachbilden. (mare, 5.5.2022)