Auf wie viele Mahlzeiten man die tägliche Futterration verteilt, könnte eine nicht unerhebliche Rolle für die Gesundheit unserer Hunde spielen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Kein Haustier steht so sehr im Fokus wissenschaftlicher Neugier wie der Hund. Viele der Studien widmen sich der Ernährung unserer Vierbeiner – mit so manchen überraschenden Ergebnissen: So kam etwa eine Mitte April veröffentlichte Arbeit zu dem Schluss, dass vegan lebende Hunde keineswegs die schlechter ernährten sein müssen. Auch bei der Frage der Anzahl der täglichen Mahlzeiten und ob diese rasse- und altersabhängig ist scheiden sich nicht nur in Fachkreisen die Geister.

Vielleicht kann eine aktuelle Untersuchung in den USA zur Entscheidungsfindung beitragen: Ein Team um Emily Bray von der University of Arizona stellte deutliche Parallelen fest zwischen der Gesundheit der Hunde und der Häufigkeit, mit der sie gefüttert werden – aber nicht nur das: Im Durchschnitt zeigten Hunde, die nur eine Mahlzeit pro Tag bekommen, bei mehreren Gesundheitsindikatoren bessere Werte als Artgenossen, die häufiger fressen durften.

10.000 Hunde

Die im Fachjournal "Gero Science" präsentierten Resultate haben ein gewisses Gewicht, ihr Fundament ist ein Datensatz von immerhin rund 10.000 Hunden. Die Informationen stammen aus einer breit angelegten, laufenden Hundegesundheitsstudie namens Dog Aging Project. Und sie passen zu früheren Untersuchungen mit Nagetieren, bei denen sich ebenfalls gesundheitliche Vorteile durch zeitlich begrenztes Fressen feststellen ließen.

Konkret erwiesen sich Hunde der Eine-Mahlzeit-pro-Tag-Fraktion in einer ganzen Reihe von Bereichen als Gewinner: Bei kognitiven Dysfunktionen erreichten sie im Schnitt ebenso niedrigere Werte wie bei den Risiken für gastrointestinale, orthopädische und Zahn- und Kiefererkrankungen. Auch Harnwegs- und Leber- bzw. Bauchspeicheldrüsenleiden traten bei ihnen seltener auf. Bei den Ergebnissen wurden Geschlecht, Alter, Rasse und andere potenzielle Störfaktoren berücksichtigt, erklären die Forschenden.

Unerwartete Effekte

Ob es eine direkte Abhängigkeit gibt und ob noch andere Einflussgrößen eine Rolle spielen, konnte nicht beantwortet werden. Gerechnet haben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter jedenfalls nicht mit diesen signifikanten Zahlen. "Wir waren eigentlich gar nicht zuversichtlich, dass sich die Häufigkeit der Fütterungen in den Gesundheitsdaten der Hunde widerspiegelt", sagt Biostatistikerin Kathleen Kerr von der University of Washington. "Wir wären schon begeistert gewesen, einen Zusammenhang zwischen Fütterungshäufigkeit und Gesundheit in nur einem Bereich zu beobachten. Dass es aber so viele Werte sind, hat mich sehr überrascht."

Wer nun glaubt, Knall auf Fall den Essenplan seiner Lieblinge umschmeißen zu müssen, tut seinen Hunden damit nichts Gutes, das betonen auch die Autorinnen und Autoren der Studie. Abgesehen davon, dass man Fütterungsroutinen generell nicht überstürzt ändern sollte, zeigte das Eine-Portion-pro-Tag-Regime nicht in allen Bereichen Effekte. Auf das Risiko für Herz-, Haut- und neurologische Erkrankungen sowie auf die Wahrscheinlichkeit für Krebserkrankungen wirkte sich diese Fütterungsvariante in keiner statistisch signifikanten Weise aus.

Keine Kausalität

Außerdem räumen die Forschenden gewisse Einschränkungen bei der Verlässlichkeit der Angaben ein: Alle Fütterungsdaten stammen von den Hundebesitzerinnen und -besitzern selbst, was bedeutet, dass sich auch Fehler durch falsche Erinnerungen oder Missverständnisse einschleichen können. Außerdem war es aufgrund der Datenlage nicht möglich, Kalorienrestriktionen von Effekten der Fütterungshäufigkeit abzugrenzen.

Dennoch liefern die Ergebnisse der bisher größten derartigen Untersuchung deutliche Hinweise, so das Team: Nur eine Portion pro Tag scheint mit gewissen gesundheitlichen Vorteilen einherzugehen. Wie man einen solchen Zusammenhang erklären könnte – die Forschenden betonen ausdrücklich, dass es sich nicht um eine Kausalität handelt –, bleibt unklar.

Nicht vorschnell den Speiseplan umstellen!

Das Team warnt jedenfalls vor dem Trugschluss, dass bei nur einer Mahlzeit pro Tag automatisch ein gesünderer Hund herauskommt. Gerade junge, kranke oder ältere Hunde müssen häufiger gefüttert werden, damit sie bei Kräften bleiben. Bis man mehr über die zugrundeliegenden Mechanismen wisse, sollte niemand den Essensplan seiner Vierbeiner allein aufgrund der Studienergebnisse umstellen, meinen die Forschenden. Falls jedoch künftige Studien die Ergebnisse unterstützen sollten, könnte es ratsam erscheinen, bisherige Empfehlungen zu überdenken, schreibt das Team. (tberg, 3.5.2022)