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Amber Heard hat mit mehreren Negativschlagzeilen zu kämpfen.

Foto: AP / Steve Helber

Geht es nach den sozialen Medien, dann ist Johnny Depp eindeutig das Opfer und Amber Heard die Böse, die seinen Ruf zerstört und ihn um lukrative Filmrollen gebracht hat. Mehrere Millionen Beiträge auf Tiktok, Twitter oder Instagram sind mit folgendem unmissverständlichen Hashtag versehen: #JusticeForJohnnyDepp.

Die Geschichte zwischen dem 58-jährigen Johnny Depp, der in den 1990er-Jahren zum kultigen Charakterdarsteller avancierte (Edward mit den Scherenhänden) und im neuen Jahrtausend durch seine Rolle als Captain Jack Sparrow in der Mainstream-Filmserie Fluch der Karibik weltberühmt wurde, und Amber Heard nahm ihren Anfang 2009 bei der Verfilmung von Hunter S. Thompsons Buch The Rum Diary.

Sieben Millionen Abfertigung

Die heute 36-Jährige hatte sich zuvor durch mehrere Serien- und Filmrollen einen Namen gemacht und war auf dem Weg in Hollywoods Elite. Wie im gemeinsamen Film lernten sich Depp und Heard auch im wirklichen Leben kennen und lieben. Auf die Verlobung 2014 folgte ein Jahr später die Hochzeit, bis Heard 2016 die Scheidung einreichte. Als Grund gab sie häusliche Gewalt an, schließlich einigten sich beide auf eine Abfertigung Depps an sie in Höhe von sieben Millionen Dollar.

Eine Fortsetzung gab es im Jahr 2018, als Heard in der Washington Post einen Text veröffentlichte, in dem sie über ihre Gewalterfahrungen berichtete, ohne Depp beim Namen zu nennen. Trotzdem verklagte dieser seine Ex-Frau auf rund 50 Millionen Dollar. Der Artikel habe seiner Filmkarriere gewaltig geschadet, lautet die Begründung, mehrere hochdotierte Rollen seien ihm durch seinen ramponierten Ruf durch die Lappen gegangen.

Nun, nach diversen juristischen Komplikationen, läuft seit 11. April der Zivilprozess in einem Gerichtssaal in Fairfax County in Virginia. Er soll sechs Wochen dauern. Und sowohl viele User in den sozialen Medien als auch einige US-Medien sind der Meinung, dass Depp mit seinem Narrativ dominiere: dass er das Opfer einer psychisch labilen Frau sei. Er selbst sagte aus, dass er Heard nie geschlagen habe. Im Kreuzverhör konfrontierte ihn die Verteidigung mit teilweise heftigen Tonaufnahmen, Bildern und Videos, in denen Depp als Drogensüchtiger mit Wutanfällen dargestellt werden soll.

Brisante Einschätzung

Im Gegenzug erhob Depps Seite Vorwürfe, Heard habe ihn geschlagen und mehrmals Gegenstände nach ihm geworfen. Für großes Aufsehen sorgte schließlich die Aussage der von Depps Anwälten beauftragten Rechtspsychologin Shannon Curry, die vor Gericht erklärte, Heard neige ihrer Meinung nach zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen, die auch mit Gewalt einhergehen könnten. Für diese Einschätzung habe sie Audioaufnahmen und Gesundheitsakten begutachtet und Heard zweimal getroffen.

Eine weitere Negativschlagzeile produzierte Heard dieser Tage, als bekannt wurde, dass sie die sieben Millionen Dollar Abfertigung aus der Scheidung nicht wie angekündigt an ein Kinderkrankenhaus und eine Bürgerrechtsorganisation gespendet hat.

Neue PR-Berater

Angesichts dieser Entwicklung zog Heard die Reißleine und feuerte Medienberichten zufolge ihr PR-Team. Demnach soll sie sehr unzufrieden sein mit dem Bild, das sie in dem Prozess abgebe. Nun wird für Mittwoch ihre Aussage vor Gericht erwartet. Man darf gespannt sein, wie sie, mit neuen Beratern an Bord, die Trendwende schaffen will. (Kim Son Hoang, 4.5.2022)