Manchen ist das rege Tun in den ehemaligen Räumen eines Möbelgeschäfts Ecke Schillerplatz und Burgring vielleicht bereits aufgefallen: Am Donnerstag öffnet dort Phileas.
Foto: Jamie McGregor Smith

Galerie, Off-Space oder Kunstvermittlung? Unweit der Akademie der bildenden Künste sowie von Albertina, Secession und Galerienviertel eröffnet ein neuer Raum für Kunst in Wien. Einen passenderen Standort hätte sich Phileas kaum aussuchen können. Immerhin sieht sich die philanthropische Organisation als Vernetzerin zwischen Künstlern und Institutionen. Obwohl der Verein bereits 2015 gegründet wurde und seitdem zahlreiche Projekte im Ausland realisiert hat, ist er in Österreich wenig bekannt. Der neue Ausstellungsraum soll das nun ändern.

Doch was genau macht Phileas? Initiiert von Jasper Sharp, der zehn Jahre als Kurator am KHM in Wien tätig war, ist die Kernidee, zeitgenössische Kunst aus Österreich zu fördern und in internationale Ausstellungen und Biennalen zu bringen. Phileas fungiert als Netzwerk – und holt Kuratorinnen aus dem Ausland nach Österreich und bringt sie mit der lokalen Kunstszene in Kontakt. Zugleich ist Phileas auch Geldgeber: Die Organisation, die Sharp mit Margherita Belcredi und Team leitet, kann also als Fonds verstanden werden, der Kunstprojekte finanziell unterstützt.

Konkret funktioniert das so: Internationale Institutionen wie Museen oder Biennalen kommen mit einer Idee auf den Verein zu und beantragen eine dafür benötigte Summe Geld. Manchmal sind es auch Ausstellungskonzepte, für die Phileas dann Vorschläge liefert. So wurden bereits Teilnahmen für aufstrebende Künstlerinnen wie Sophie Thun in Riga oder Angelika Loderer in New York ermöglicht. Anschließend versucht Phileas meist, die Arbeiten zu kaufen – und einem Museum zu schenken. Werke von Kay Walkowiak, Ulrike Müller oder Anna-Sophie Berger kamen so schon in Sammlungen von Mumok und Belvedere.

Venedig oder Wien? Im neuen Raum von Phileas setzt dich der Biennale-Beitrag von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl bunt und heiter fort.
Foto: Kunst-Dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Mehr als reine Geldgeber

Die Frage, die sich bei so viel philanthropischem Einsatz aber stellt: Woher kommt das ganze Geld? Seit diesem Jahr wird Phileas zu einem Drittel vom Bundesministerium für Kunst und Kultur (BMKÖS) finanziert. Zu zwei Dritteln speist sich das Budget der Organisation aber aus privaten Sponsorengeldern, die von Mitgliedern jährlich in einen Topf eingezahlt werden. Mit 15.000 Euro pro Jahr ist man Partner, mit 2000 Junior Partner. Zu den Philanthropen zählen Unternehmer, Galeristen sowie namhafte Kunstmäzene wie Francesca Thyssen-Bornemisza oder Erwin und Marion Soravia.

Natürlich müsse man auf die Herkunft der finanziellen Mittel achten, so Sharp. "Wie jedes Konzerthaus oder Museum befassen wir uns damit und müssen in bedenklichen Fällen auch bereit sein abzulehnen." Die Möglichkeit inhaltlicher Interessenkonflikte sei im Fall Phileas aber gering, heißt es. Seitens der Mitglieder, Galeristinnen oder Künstler können keine Anträge eingebracht werden.

Phileas-Gründer Jasper Sharp war zehn Jahre als Kurator am KHM in Wien tätig.
Foto: Elfie Semotan

Mit den meisten der über 50 Mitglieder ist Phileas aber in laufendem Austausch – und anders als bei Freundeskreisen der Museen üblich sind die Partner eng in die Auswahl der internationalen Ausstellungsprojekte sowie die Verteilung des Budgets eingebunden. Ihre Beteiligung gehe weit über eine Überweisung und ein Glas Champagner auf der Vernissage hinaus, erklärt Sharp. "Die Förderer sind der Kern von Phileas, keine reinen Geldgeber. Sie begleiten die Projekte vom ersten Konzept bis hin zur finalen Präsentation. Unsere Arbeit profitiert von ihrem Wissen und ihren Inputs."

Pinker Auftakt für bunten Hund

Ein Modell, das hierzulande zwar als bunter Hund gilt, dennoch auch von den Förderkreisen der Museen als Bereicherung und nicht als Konkurrenz betrachtet wird. Es gebe kaum Überschneidungen bei den Sponsoren, heißt es von beiden Seiten. Die Zielgruppe von Phileas sei eine andere: Für mehr Mitsprache zahlen die Mitglieder ein Mehrfaches.

Neu in Wien: Anlaufstelle und Ausstellungsraum am Burgring.
Foto: Kunst-Dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Offensichtlich füllt Phileas eine Leerstelle: Seit Beginn der Tätigkeit ist die internationale Sichtbarkeit österreichischer Kunst deutlich gestiegen. In der Hauptschau der Biennale in Venedig sind nicht ohne Zufall Kiki Kogelnik und Birgit Jürgenssen vertreten. Phileas gilt nach dem BMKÖS auch als zweitgrößter Sponsor des Beitrags im österreichischen Pavillon.

Passend dazu eröffnet der neue Raum in Wien als Nebenschauplatz zu Venedig: Das Kunstduo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl zeigt Werke (in großer Ähnlichkeit zu ihrem bunten Biennale-Beitrag) und teilt die Fläche mit ihren Studierenden der Kunstunis. In frischer Pop-up-Manier sperrt eine neue Anlaufstelle für Kunst auf. Niederschwellig, gratis und zum Auftakt in Knallpink. (Katharina Rustler, 4.5.2022)