Es ist noch nicht lange her, da war der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder voll des Lobes über Stephan Mayer. "Eine super Wahl", sagte er im Februar über den 48-Jährigen, als er ihn als neuen Generalsekretär präsentierte. Mayer, der früher einmal Staatssekretär beim damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) war, sollte sich um den bayerischen Landtagswahlkampf kümmern. Im Freistaat wird 2023 gewählt.

Stephan Mayer – nur drei Monate währte seine Karriere als CSU-Generalsekretär.
Foto: IMAGO/Sven Simon

Doch nach nur drei Monaten im Amt ist Mayer schon wieder zurückgetreten. "Es ist ein Stück weit eine menschliche Tragödie", sagt Söder, betont aber auch, dass Mayer sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehe.

Allerdings hatte Mayer eine "möglicherweise" im Rückblick nicht angemessene Wortwahl einem Journalisten gegenüber eingeräumt.

"Warum verheimlicht er sein einziges Kind?"

Und genau das ist das große Thema – dass er den "Bunte"-Reporter Manfred Otzelberger bedroht hat. Dieser berichtet in der aktuellen Ausgabe des People-Magazins aus dem Burda-Verlag, dass Mayer einen achtjährigen unehelichen Sohn habe, um den er sich aber nicht kümmere, nicht einmal Unterhalt zahle. Das erledige Mayers Vater, weil ihm das Verhalten seines Sohnes so peinlich sei. "Warum verheimlicht er sein einziges Kind?", fragt die "Bunte" und verweist auf den Wikipedia-Eintrag des Politikers, in dem er als "kinderlos" bezeichnet wird.

Der Artikel dürfte Mayer ziemlich aufgebracht haben, nach seinem Erscheinen kontaktierte er den Journalisten telefonisch, als dieser gerade im Auto saß. "Es waren sieben Minuten Pöbelei und Geschrei", beschreibt Otzelberger das Telefonat. Mayer habe gedroht: "Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen."

Privatsphäre für Politiker?

Otzelberger erklärt, er habe Mayer vor Erscheinen des Artikels um eine Stellungnahme gebeten und ihm Gelegenheit gegeben, sich zu äußern. Doch Mayer habe abgelehnt. Dass er eventuell die Privatsphäre des CSU-Mannes verletzt habe, sieht Otzelberger nicht so: "Er ist ein Spitzenpolitiker einer christlichen Partei. Man kann nicht glaubwürdig sein, wenn man den Kontakt zu seinem Sohn verweigert und sich auch noch als kinderlos darstellt."

Otzelberger betont, seine Begleiterin – eine Kollegin des Münchner Presseclubs – habe alles mitangehört. Der Burda-Verlag hat rechtliche Schritte gegen Mayer eingeleitet.

Söder betonte am Mittwoch, Mayers Worte gegenüber dem Journalisten seien "inakzeptabel". Sie seien "nicht Stil der CSU – und meiner schon gar nicht". Nun muss der CSU-Chef schnell einen neuen Generalsekretär suchen. Am Mittwoch, als er sich zur Causa Mayer äußerte, hatte er noch niemanden zu präsentieren.

Ermittlungen gegen früheren Verkehrsminister Scheuer

Äußerst unangenehm ist für die CSU auch, dass die Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungen gegen den früheren Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) eingeleitet hat. Es besteht der Anfangsverdacht der uneidlichen Falschaussage. Scheuer hat im Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung des Mautdebakels erklärt, es habe im Herbst 2018 kein Angebot der Mautbetreiber gegeben, mit der Unterzeichnung des Vertrags bis zum Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu warten. Klaus-Peter Schulenberg von dem beteiligten Unternehmen Eventim hatte aber ausgesagt, bei einem Frühstück mit ihm, Scheuer sowie Georg Kapsch von Kapsch Traffic Com sei Scheuer eine Verschiebung angeboten worden.

Scheuer wollte den Vertrag vor dem Urteil unterschreiben. So geschah es auch zum Jahresende 2018. Im Sommer 2019 stoppte der EuGH nach einer Klage Österreichs die "Ausländermaut", ein Prestigeprojekt der CSU, wegen Unvereinbarkeit mit EU-Recht. (Birgit Baumann aus Berlin, 4.5.2022)