Wer seine Wohnung mit einem einzelnen Router nicht ausreichend mit WLAN abdecken kann, für den ist ein Mesh-System fast immer die beste Wahl. Denn es kombiniert im Normalfall hohe Abdeckung mit zuverlässiger Performance und einer einfachen Einrichtung.

Als eine solche Lösung mit dem aktuellsten Wifi-6-Standard (vulgo 802.11ax) für den schmaleren Geldbeutel präsentiert Xiaomi sein Mesh-AX3000-System. Verkauft wird dieses in der Regel im Zweierpack um 130 bis 140 Euro. Damit bewegt man sich, insbesondere für eine bekannte Marke, im niedrigen Preissegment. DER STANDARD hat das System getestet.

Basics und Inbetriebnahme

Geliefert wird eine recht kompakte Box mit den zwei Routern, die angesichts ihrer ästhetischen Gestaltung wahrlich die technisch ohnehin vertretbare Bezeichnung "Funktürme" verdient haben. Ihre Basis ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 97 Millimeter. Sie strecken sich 220 Millimeter in die Höhe. Beigelegt ist neben den zwei Routern und den Netzteilen auch ein RJ45-Kabel.

Ein Xiaomi Mesh AX3000-Router, flankiert von einem Google-Home-Lautsprecher.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Auf der Rückseite der Geräte finden sich vier RJ45-Ports. Einer dient dem Anschluss an ein Modem, die anderen für die Kabelverbindung zu Geräten, die nicht notwendigerweise auf WLAN angewiesen sind. Vorne informieren zwei LEDs über den Status von System und Internetkonnektivität. Ein "Mesh"-Button bietet eine alternative Möglichkeit zur Anbindung weiterer Geräte. Hinzu kommt noch ein Resetknopf, der mit einer Büroklammer oder anderem Hilfsmittel betätigt werden muss, um den Router schnell auf den Werkszustand zurückzusetzen.

Die Einrichtung funktioniert unkompliziert. Man steckt den ersten der beiden Router an, loggt sich in das von diesem verbreitete WLAN ein und richtet ihn dann via Browser oder Xiaomi Home-App ein. Bei der Wahl des Administratorkennworts werden minimale Sicherheitskriterien forciert, beim WLAN-Passwort allerdings nicht. Verschlüsselung wird bis inklusive WPA3-Personal unterstützt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Anschließend nimmt man den zweiten Wifi-Spender in Betrieb und fügt ihn in wenigen, verständlichen Schritten hinzu. Die Übertragung im 2,4- und 5-GHz-Band kann entweder in einem WLAN gebündelt werden oder auf zwei unterschiedlich benannte Netzwerke aufgeteilt werden. Wer nur das WLAN eines bestehenden Routers erweitern möchte, kann die Geräte auch als Repeater einsetzen (nicht getestet).

Bedienung und Features

Das Browser-Interface bietet im Prinzip fast alle Einstellungen. Einzelne Features, etwa (De-)Aktivieren des optionalen Gäste-WLAN, sind aber leider nur in der App zu finden. Andere Funktionen wiederum, beispielsweise das Einrichten eines dynamischen DNS-Services, VPN oder Port Forwarding, sind exklusiv im browserbasierten Menü zu finden.

Die Fernverwaltung ist wiederum auf unkompliziertem Wege nur per Handy möglich. Die App setzt allerdings einen Xiaomi-Account und Vertrauen in die Cloudinfrastruktur des chinesischen Konzerns voraus. Während dieser Aspekt technisch nachzuvollziehen ist, ist es die eigenwillige Feature-Aufteilung zwischen regulärem Interface und App nicht. Immerhin: Man kann die Admin-Oberfläche auch am Mobiltelefon im Browser öffnen und trotz fehlender Mobile-Optimierung einigermaßen brauchbar bedienen. Damit wiederholt sich ein Kritikpunkt, der schon beim Mesh-System D-Link Covr-X1860 aufgetaucht ist.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Das Konkurrenzprodukt bietet allerdings mehr Möglichkeiten und dazu noch die Option, verschiedene Regeln oder den Kinderschutz nach Timeslots zu organisieren. Beim Xiaomi-System beschränkt sich die Zeitverwaltung nur auf automatische Neustarts. Man kann man zwar Geräten die Verbindung abdrehen, eine Sperrfunktion für bestimmte Domains oder IPs fehlt jedoch.

Performance

Nach Angaben von Xiaomi sollen die beiden Router eine Fläche von bis zu 370 Quadratmetern abdecken können, was aber freilich als wenig praxisnahe Angabe aus Labortests zu verstehen ist. Zumindest in einer länglich geschnittenen Altbauwohnung mit 46 Quadratmetern inklusive zweier dicker Wände gab es aber kein Abdeckungsproblem. Im Testszenario stand eine Einheit direkt neben dem Modem des Kabelproviders und ein weiteres im Badezimmer, das sich in etwa in der Längsmitte der Wohnung befindet.

Mit Linkstärken von 1150 bis 2400 Megabit pro Sekunde (mbit/s) und damit korrelierender Verbindungsstärke übertrumpft das Xiaomi Mesh-System jenes von D-Link. Auch hier handelt es sich allerdings – auch das erklärt den Preispunkt – um ein Dualband-System. Es nutzt einen Frequenzbereich im 2,4- und einen im 5-GHz-System. Teurere Mesh-Systeme setzen auf Triband und belegen einen weiteren Bereich im 5-GHz-Spektrum. Die zusätzliche Frequenz wird für den Datenversand zwischen den Routern genutzt, der damit nicht mit dem Transfer zwischen Endgeräten und Routern "konkurrieren" muss. Denn das führt, je mehr Geräte und Nutzer gleichzeitig aktiv sind, zu geringeren Einbußen bei Latenz und Transferrate.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Bei Haushalten mit wenigen "Powerusern" sollte die Beschränkung auf Dualband keine alltagsrelevanten Unterschiede machen, für den Einsatz in anspruchsvollerem Umfeld wäre dieser Umstand aber zu bedenken. Bis zu 254 Geräte lassen sich laut Herstellerangaben mit den Routern verbinden. Das "MiWifi"-Betriebssystems des Routers basiert auf OpenWRT.

Die 250 mbit/s im Downstream und 50 mbit/s im Upstream, welche die Internetverbindung am Teststandort hergibt, wurden an jedem Punkt in der Wohnung fast immer erreicht. Einzig bei der Downloadrate waren zwei eher harmlose "Aussetzer" mit 243 und 248 mbit/s zu verzeichnen. Bei netzwerkinterner Übertragung lagen die Geschwindigkeiten zwischen 390 und 885 mbit/s, schwankend mit dem Abstand zwischen Smartphone und Router. Der Schnitt pendelte sich bei 500 bis 600 mbit/s ein. Die Latenz des Datentransfers im WLAN lag zwischen 2 und 7 Millisekunden, der Mittelwert bei 4.

In puncto Performance ist das Xiaomi Mesh-System AX3000 dem Covr-X1860 klar überlegen. Das war allerdings auch zu erwarten, zumal die Hardware namensgemäß auch höhere Durchsatzraten unterstützt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Sicherheit und Updates

Sicherheitstechnisch wirbt Xiaomi mit der BSI Kitemark-Zertifizierung für Router und App. Gemäß dem Factsheet der BSI Group bedeutet das "Internet of Things – Residential"-Label (PDF), dass die Router auf Sicherheitslücken geprüft und grundlegenden Netzwerkpenetrationstests unterzogen wurden. Das führt zum in der Überschrift angesprochenen Haken: Eine Vorgabe für Updateversorgung beinhaltet das Siegel nicht. Eine Angabe zur Supportdauer fehlt auf offiziellen Produktseiten.

DER STANDARD hat bei Xiaomi diesbezüglich nachgehakt. Die Antwort fiel ausweichend aus: "Sollten Updates beim Mesh-System erforderlich sein, werden diese von Xiaomi zur Verfügung gestellt", ließ das Unternehmen ausrichten. "Im Allgemeinen stellt Xiaomi die Patches für Sicherheitslücken für 3 Jahre ab der Produkteinführung zur Verfügung." Das Mesh-Set wurde ursprünglich im September 2021 in den ersten Märkten gelauncht.

Fazit

Gemessen am Preis gibt es nicht viel Konkurrenz für das AX3000-Mesh-System von Xiaomi. Viele andere Produkte mit Mesh-WLAN und AX3000-Support kosten meist deutlich mehr. Unter Beachtung des Preises gaben die Router im Test abseits der konfusen Funktionsaufteilung zwischen App und Browserinterface wenig Grund zur Kritik. Allerdings sollte Xiaomi potenzielle Käufer nicht im Dunklen darüber lassen, wie lange sie konkret mit Sicherheitsupdates für ihr Produkt rechnen können. (gpi, 8.5.2022)