Science-Fiction wird Wirklichkeit: Drohnen können jetzt unfallfrei durch Wälder schwärmen.

Foto: Yuman Gao/Rui Jin

Ein Kameraschwenk durch einen Wald. Bis auf ein paar vereinzelte Vögel ist es still. Plötzlich ein leises Surren, das schnell immer lauter wird. Ein Schwarm Drohnen zischt im rötlichen Licht der untergehenden Sonne durch das Bild und verschwindet in den Baumreihen. Solche oder so ähnliche Szenen finden sich in verschiedensten Filmen und Serien aus dem Science-Fiction-Genre.

Doch was kürzlich noch eine Zukunftsvorstellung aus der Feder von George Lucas und Co war, ist nun Wirklichkeit geworden. Forscher der chinesischen Zhejiang University haben Drohnen beigebracht, wie sie sicher durch das dichte Unterholz fliegen können. Und zwar vollautonom, also ganz ohne menschlichen Steuerungsinput, berichtet "Techxplore".

Die Wissenschafter sind sich der popkulturellen Bedeutung ihrer Entwicklung bewusst und zitieren in ihrer im Journal "Science Robotics" veröffentlichten Arbeit selbst aus "Star Wars", "Prometheus" und "Blade Runner". "Hier gehen wir nun selbst einen Schritt in Richtung einer solchen Zukunft", schreiben sie.

Beeindruckender Flug durch Bambuswald

Die Drohnen, die kaum größer als eine Handfläche sind, verfügen über Höhenmeter und Tiefenkameras. Ihre größte Stärke ist aber ein neu entwickelter Algorithmus, der Kollisionsvermeidung, Routenplanung und Schwarmkoordination verbindet. In einem Video sieht man, wie sie unfallfrei zwischen dicht stehenden Bambusstämmen, Büschen und anderen Hindernissen hindurchnavigieren.

Dass das ein signifikanter Fortschritt ist, erkennt man auch beim renommierten Polytechnikum im schweizerischen Lausanne (EPFL) an, das an der Entwicklung nicht beteiligt war. Nach Ansicht der Robotikexpertin Enrica Soria handelt es sich um ein "beeindruckendes" Experiment und die erste Demonstration eines Drohnenschwarms, der abseits eigens eingerichteter Teststrecken durch eine "unstrukturierte Umgebung" fliegt. Bisher war ein solche Gruppenflug nur auf offenem Feld möglich oder wenn die Position von Hindernissen zuvor einprogrammiert worden war.

Foto: Yuman Gao/Rui Jin

Großes Einsatzpotenzial

Das ist freilich eine Technologie, die für militärische Zwecke interessant ist. Das US-Verteidigungsministerium betreibt und unterstützt häufig Forschung dieser Art. Jedoch sind auch zahlreiche zivile Einsatzmöglichkeiten denkbar. Solche Drohnenschwärme könnten etwa in Waldgebieten oder nach Naturkatastrophen nach Vermissten suchen. Ihr Flugplanungssystem macht sie auch dafür geeignet, in Gebäuden zu operieren. Als Schwarm wären sie auch in der Lage, schwerere Objekte zu transportieren.

Schon in wenigen Jahren könnten solche Drohnen im Alltag Verwendung finden, schätzt Soria. Im nächsten Schritt müssen sie sich noch in anderen Szenarien bewähren, insbesondere in Städten, wo neben zahlreichen Hindernissen Menschen und Fahrzeuge für zusätzliche Herausforderungen sorgen. (gpi, 5.5.2022)