Dunkle Wolken über Sylt: Dort befürchten viele, dass das "9-Euro-Ticket" viele ungewollte Besucherinnen und Besucher auf die Insel spülen könnte.

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Seit einigen Tagen sorgen auf diversen Social-Media-Plattformen Memes (siehe unten) für Heiterkeit, die sich mit einem Thema beschäftigen: Wird die beliebte Urlaubsinsel Sylt bald vom Massentourismus heimgesucht? Man macht sich offensichtlich darüber lustig, dass manche Sylter sich darüber ernsthaft Sorgen machen. Vermutet wird, dass gewisse Kreise um die Exklusivität des mondänen Eilands fürchten. Die "Bild"-Zeitung titelte gar: "Sylt in Angst vor den 9-Euro-Urlaubern".

Der Hintergrund: Am 1. Juni startet in Deutschland das sogenannte 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Mit dieser Maßnahme möchte man mehr Menschen dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen und lieber mit den Öffis zu fahren. Der Preis ist zugegeben attraktiv, der Hintergedanke vernünftig und der Aktionszeitraum per 31. August beschränkt.

Aber es regt sich eben auch Widerstand, gerade im Norden, speziell auf Sylt, wie die "FAZ" berichtet: Dort machen sich Verantwortliche Sorgen, weil unter anderem die Strecke zwischen dem Festland und der Insel mit dem Nadelöhr Hindenburgdamm voraussichtlich noch stärker frequentiert werden wird als üblich. Man rechne mit erhöhtem Fahrgastaufkommen, sowohl in den Zügen der Marschbahnstrecke von Hamburg nach Sylt als auch in den Bussen auf der Insel, wird dort der Geschäftsführer der Sylt Marketing zitiert. Er sieht die Insel nicht für einen Ansturm der Ticketnutzerinnen und -nutzer gerüstet.

Auch Pendler und Pendlerinnen, die täglich zu Tausenden auf ihrem Weg zur Arbeit von und nach Sylt auf die Bahn angewiesen sind, sehen das 9-Euro-Ticket eher kritisch, wie die "Welt" berichtet. "Die Züge werden noch voller werden", wird dort der Sprecher der Pendlerinitiative zitiert. Da viele Pendlerinnen und Pendler die Kosten für Monatstickets von ihren Arbeitgebern erstattet bekämen, sei die finanzielle Entlastung für sie gar nicht so groß, man fürchte sich eher vor übervollen Zügen.

Die Lage ist also angespannt im kühlen Norden. Da bleibe nur zu hoffen, schreibt die "Bild", dass die Sylter den "9-Euro-Touristinnen und -Touristen" getreu ihrem Motto "Weites Herz, klarer Horizont" begegnen werden. (red, 5.5.2022)