Düstere Zeiten am Tivoli.

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Wien – Seit Donnerstag, 17 Uhr, ist der Abstieg und Abschied des FC Wacker Innsbruck aus dem Profifußball offiziell. Der finanzmarode Zweitligist verzichtet auf die Anfechtung der Zulassungsverweigerung vor dem Ständigen Neutralen Schiedsgericht. "Die Situation ist unverändert und somit wäre ein weiterer Protest mit keiner Aussicht auf Erfolg verbunden. Nun geht es einzig und allein um die Rettung des Vereins", teilte Klub-Präsident Kevin Radi in einer Aussendung mit.

Die massiven finanziellen Probleme von Wacker Innsbruck bringen nicht nur den Traditionsklub selbst in Turbulenzen. Im schlimmsten Fall könnte die missliche Lage der Tiroler sogar den Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga beeinflussen – und zwar dann, wenn Wacker die Zweitliga-Saison wegen akuten Geldmangels nicht ordnungsgemäß zu Ende spielen kann.

Sollte dieses Szenario eintreten, würden gemäß Bundesliga-Regularien sämtliche Resultate der Innsbrucker in dieser Spielzeit gestrichen, und damit auch die dabei erspielten Punkte der Gegner. Dies hätte wiederum Folgen für das Rennen um Platz eins, in dem derzeit Austria Lustenau zwei Punkte vor dem FAC liegt.

Die Vorarlberger holten aus den zwei Spielen gegen Wacker drei Zähler, die Wiener nur einen – wenn nun alle Innsbruck-Partien als "Nuller" für die jeweiligen Gegner gewertet werden, wären Lustenau und der FAC nach aktuellem Stand punktegleich. Das entscheidende Kriterium in diesem Fall wäre der direkte Vergleich, in dem der FAC die Nase vorne hat.

Leere Vereinskassa

Wacker Innsbruck wurde die Lizenz in den ersten beiden Instanzen verwehrt. Spieler und Angestellte des Vereins bekamen im März ihre Februar-Gehälter überwiesen, seither floss kein Geld mehr. Die Irrungen und Wirrungen bei der Zusammenarbeit mit Investoren hinterließen eine leere Vereinskassa.

Zahlreiche Profis machten bereits von ihrem Recht Gebrauch und verließen Wacker ablösefrei und unter Wahrung ihrer Ansprüche, Stand Donnerstag verfügten die Tiroler immerhin noch über 15 Feldspieler und zwei Torhüter, was für ein Antreten zu einem Zweitliga-Match ausreicht. Allerdings beläuft sich die Durchführung einer Heimpartie in der zweithöchsten Spielklasse allein schon durch Aufwendungen für Betriebskosten, Ordner oder Security auf etwa 20.000 bis 30.000 Euro. Trotzdem wird die Freitag-Partie am Tivoli gegen Horn ausgetragen, wie Wacker am Mittwoch bekanntgab. Woher das Geld dafür kommt, darüber gab es keine Informationen – sehr zum Missfallen von Gernot Zirngast, dem Vorsitzenden der Spielergewerkschaft VdF.

Zirngast: "Da stimmt etwas nicht"

Der Steirer hält in diesem Zusammenhang den Strafbestand einer verschleppten Insolvenz für nicht ausgeschlossen. "Spieler bekommen monatelang ihr Geld nicht, aber für die Durchführung eines Heimspiels ist Geld da – da stimmt etwas nicht", sagte Zirngast. Der Gewerkschafter wünscht sich aber auch, dass Wacker die Saison samt letztem Heimspiel am 22. Mai gegen den FC Dornbirn ordnungsgemäß über die Bühne bringt – ansonsten droht tatsächlich das Szenario, dass der FAC am Grünen Tisch zwei Punkte auf Lustenau gutmacht. "Es werden noch harte Wochen", meinte Zirngast.

Die VdF rät den Innsbruck verbliebenen Spielern, weiter für Wacker einzulaufen. "Wir versuchen ihnen zu sagen, dass es im Sinne des Sports positiv wäre, zu spielen. Sie können sich dadurch auch für andere Vereine in die Auslage spielen", meinte Zirngast. Der VdF-Chef zeigte sich beeindruckt davon, wie viele Spieler und Angestellte dem Tiroler Verein nach wie vor die Treue halten. "Davor kann man nur den Hut ziehen", erklärte Zirngast. Die Schulden der Innsbrucker Profi-Abteilung werden mit zwei Millionen, jene des Vereins mit einer knappen Million Euro beziffert. (APA; 5.5.2022)