Köln – Es sind heftige Vorwürfe, die der Satiriker Jan Böhmermann in der aktuellen Folge seines "ZDF Magazin Royal" gegenüber dem Influencer, Handwerker, Musiker und Unternehmer Fynn Kliemann erhebt. Kliemann und sein Geschäftspartner Tom Illbruck sollen laut Recherchen des Magazins Schutzmasken aus Bangladesch und Vietnam als "fair" und "in Europa produziert" vermarktet und verkauft haben. Auch Kliemanns Angaben zu Produktionsorten und dem Verkauf zum Selbstkostenpreis der Masken sind laut Böhmermann falsch.

Die aktuelle Folge des Magazins wurde nicht wie sonst üblich Freitagabend veröffentlicht, sondern bereits in der Nacht auf Freitag.

ZDF MAGAZIN ROYALE

Auswertung von Chats, Lieferscheinen, Auftragsbestätigungen

Begleitet wird die Recherche von einer eigenen Website, auf lmaafk.de listet Böhmermann unter anderem Whatsapp-Chats, Sprachnachrichten und E-Mails von Kliemann und Illbruck auf, die die Vorwürfe belegen sollen.

Ausgewertet wurden laut dem Magazin auch Lieferscheine, Auftragsbestätigungen, Fotos, Videoaufnahmen und Anruflisten, die zeigen sollen, dass "Fynn Kliemann gemeinsam mit dem Textilproduzenten Global Tactics millionenfach Masken in Bangladesch und Vietnam produzieren ließ, um sie in Deutschland als 'faire Masken aus Europa' zu verkaufen", heißt es auf lmaafk.de, laut Unterlagen sei Kliemann "in wichtige Entscheidungen und Details zu Produktion, Lieferung und Verkauf der Betrugsware persönlich eingebunden" gewesen.

Gewinnspanne

Laut dem Magazin legen die Recherchen auch nahe, dass "Illbruck und Kliemann mit den Masken einen Gewinn in Millionenhöhe geplant hatten". Demnach wurden in Asien 2,3 Millionen Masken produziert, die Produktionskosten dafür liegen laut Böhmermann bei 45 Cent je Stück. Verkauft wurden sie an Großkunden für 98 Cent bei Abnahme von 100 Masken. Auch mit den in Portugal und Serbien produzierten Masken würden Gewinne in Millionenhöhe anfallen, "die Produktionskosten lagen zwischen 45 und 53,5 Cent – Kliemann verkaufte die Masken in seinem Onlineshop oderso.cool für 2,20 Euro", rechnet Böhmermann auf lmaafk.de vor. Kliemann und Illbruck hätte auch 100.000 unbrauchbare Masken aus Bangladesch an Geflüchtetenunterkünfte in Griechenland und Bosnien verschickt.

Zu einem Fragenkatalog des Magazins – darin geht es neben der Maskencausa auch um Arbeitsbedingungen im "Kliemannsland", Spenden, NFT – nahm Kliemann auf Instagram in einem knapp 30-minütigen Video Stellung.

Maskenskandal auch in Österreich

Einen Skandal um Masken gab es auch in Österreich. Abgespielt hat sich dieser bei der eigens für die Maskenproduktion in Österreich gegründeten Hygiene Austria. Im März des Vorjahrs haben Kriminalbeamte die Werkshallen des Maskenherstellers in Wiener Neudorf gefilzt, DER STANDARD berichtete. Es ging eigentlich darum, die Arbeitsverhältnisse zu prüfen, um dem Verdacht der Schwarzarbeit nachzugehen. Die Ermittler wurden fündig, aber nicht nur beim Thema Arbeitsverhältnisse. Sie fanden Kellerräume, in denen Masken aus China nicht gerade hygienisch gelagert wurden.

Diese Masken wurden umetikettiert und jenen beigemischt, die bei der Hygiene Austria hergestellt wurden. Auch von unmöglichen Arbeitszuständen wurde berichtet. Politisch war das ebenfalls brisant, weil die Hygiene Austria von der Politik hochgelobt wurde als Möglichkeit, Österreich in der Pandemie vom Weltmarkt unabhängiger zu machen. Masken und Schutzbekleidung waren zu Beginn der Pandemie schwer zu bekommen.

Ermittelt wird seither wegen des Verdachts der organisierten Schwarzarbeit gegen ein Firmengeflecht, das zum Teil aus zwielichtigen Leiharbeitsfirmen bestand, die nur zum Schein existiert haben sollen. Die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen 16 Personen und unbekannte Täter laufen noch. (red, 6.5.2022)