Bild nicht mehr verfügbar.

Solange der Dollar als Leitwährung weiter steigt, tun sich Aktien und vor allem Bitcoin schwer.

Foto: DADO RUVIC/Reuters

Die Freude bei Kryptoanlegerinnen währte nur kurz. Nachdem Bitcoin am Mittwoch nach Verkündung der Zinsanhebung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Tag mit einem Plus von 5,2 Prozent geschlossen und vorübergehend sogar wieder an der 40.000-Dollar-Marke gekratzt hatte, folgte am Donnerstag das böse Erwachen. Zusammen mit den US-Aktienmärkten, allen voran der Technologiebörse Nasdaq, stürzte Bitcoin um knapp acht Prozent auf 36.200 Dollar ab. Kleinere Kryptowährungen gaben um zig Prozent nach.

Angesichts der derzeit fast täglich wechselnden Stimmung inklusive enormer Preisschwankungen tun sich aktuell auch Analysten schwer, anhand von Kursverläufen und Handelsvolumen zuverlässige Hypothesen und Strategien für die zukünftige Preisentwicklung abzuleiten. Ein Blick auf die Kurse der vergangenen Monate lässt dennoch bestimmte Muster und auffallende Preislinien erkennen, die in den kommenden Tagen und Wochen einmal mehr ausgetestet werden könnten.

37.500 Dollar als Tagesmarke

Für den niederländischen Analysten Michaël van de Poppe sind auf kurze Sicht 37.500 Dollar ein derartiges Level. Schaffe es der Bitcoin-Preis, sich in den kommenden Tagen über dieser Linie zu stabilisieren, erwartet er in weiterer Folge ein erneutes Austesten der psychologisch wichtigen Grenze von 40.000 Dollar. Geht die Region um 37.500 Dollar verloren, erwartet van de Poppe, dass Bitcoin den vorübergehenden Tiefpunkt vom 24. Februar bei knapp über 34.000 Dollar austestet.

Für mittel- und längerfristige Kryptoanlegerinnen dürften aber ohnehin eher die Wochen- und Monatscharts von Bedeutung sein. Als erste rote Linie, die es dabei zu halten gilt, dient der vorläufige Tiefpunkt des Jahres von 33.000 Dollar im Jänner. Seit dem 24. Jänner ging es zwar stark auf und ab, in diese Preisregion stürzte Bitcoin bisher aber nicht mehr ab. Da beim Trading in der Vergangenheit etablierte Preislevel zu einem späteren Zeitpunkt meist erneut abgetestet wurden, könnte dies als Talsohle der aktuellen Korrektur dienen.

Psychologische rote Linien

Als psychologisch noch wichtigere rote Linie dient die Preiskorrektur von Mai bis Juli des Vorjahrs. Wie bekannt stürzten Bitcoin und damit der gesamte Kryptomarkt nach einem Allzeithoch von knapp 65.000 Dollar auf zwischenzeitlich 28.500 Dollar ab. Diese Preisregion ist insofern von Bedeutung, als Bitcoin bereits Anfang 2021 bei einer kleineren Preiskorrektur einen Boden erreichte.

Angesichts der enormen Unsicherheit an den Finanzmärkten müssen Anleger damit rechnen, dass auch dieses Preislevel wieder ausgetestet wird. Wer sich schon länger mit Kryptowährungen befasst, weiß, dass das vor allem für andere Kryptowährungen, die sogenannten Altcoins, enorme Preisverluste nach sich ziehen würde. Sie gelten schon allein aufgrund ihrer geringeren Marktkapitalisierung als weitaus riskanter als Bitcoin oder auch Ethereum.

Rote und grüne Linien, die in den kommenden Wochen und Monaten beim Bitcoin-Preis eine Rolle spielen.
Foto: Tradingview

Geht auch die Preisregion unter 30.000 Dollar verloren, brauchen Bitcoin-Besitzerinnen allerdings besonders starke Nerven. Denn dann rückt plötzlich wieder das frühere Allzeithoch von Bitcoin aus dem Dezember 2017 ins Bild, das der größten Kryptowährung eine Rallye auf knapp unter 20.000 Dollar bescherte. Da die Preisentwicklung beim Anstieg während des Jahreswechsels 2020/21 kaum eine Verschnaufpause einlegte, fehlen entsprechende Preismarker, an denen sich Bitcoin auf dem Weg nach unten stabilisieren könnte.

Widersprüchliche Signale

Auch wenn der Ausblick für Kryptowährungen wie bei anderen Risikoanlagen derzeit eher düster erscheint, gibt es einige Parameter, die ein entgegengesetztes Bild zeichnen. Blockchain-Analysen zufolge ist die Anzahl an Wallets mit darin befindlichen Bitcoin trotz der Preiskorrekturen weiterhin im Steigen begriffen. Vor allem Langzeithalterinnen dürften weiter großes Vertrauen haben, dass sich die Kryptowährung früher oder später erholt und ein neues Allzeithoch erobert.

Als weiterer Parameter für den Markt dient das Volumen an Bitcoin, das auf Kryptobörsen verfügbar ist. Steigt dieses, bedeutet das im Normalfall, dass große Player im Markt ihre Kryptoreichtümer aus sicheren externen Speicherlösungen holen, um sie über Kryptoplattformen zu veräußern. Sinkt das Volumen an frei verfügbaren Coins, deutet das darauf hin, dass Großanleger ihre Bitcoin halten und auf bessere Zeiten warten.

Aktuell ist genau das der Fall. Obwohl der Bitcoin-Preis weit vom Allzeithoch von 67.000 Dollar entfernt ist, nehmen die frei an Kryptobörsen verfügbaren Bitcoin weiterhin ab. Das ist laut Ansicht von Analysten ein Zeichen, dass kaufkräftige Anlegerinnen bei den derzeitigen Preiskorrekturen eher Bitcoin nachkaufen und in ihren externen Wallets verstauen, als dass sie den Totalcrash und den Untergang der Kryptowährung einläuten wollen. (Martin Stepanek, 6.5.2022)