Bei den Protesten wollten tausende Studenten das Parlamentsgebäude stürmen. Die Polizei drängte sie mit Tränengas und Wasserwerfern zurück.

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Colombo – In Sri Lanka hat am Freitag ein landesweiter Streik Busse, Bahnen, Büros und Fabriken lahmgelegt. Die Gewerkschaften hatten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, Millionen Beschäftigte folgten dem Appell. Die Streikenden forderten den Rücktritt der Regierung, die sie für die sich zuspitzende Wirtschaftskrise im Land verantwortlich machen.

Auf der Zufahrtsstraße zum Parlament in Colombo harren seit Donnerstag tausende Studierende aus. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Menge davon abzuhalten, das Parlamentsgebäude zu stürmen. Die Demonstranten wurden zurückgedrängt, versammelten sich aber schnell wieder vor den Polizeiabsperrungen. Bereits am Donnerstag hatte die Polizei erfolglos versucht, die Demonstranten auseinanderzutreiben. Autobusse und Bahnen in Sri Lanka standen am Freitag still, Büros waren menschenleer. Arbeiter protestierten vor ihren Fabriken, und im ganzen Land wurden schwarze Fahnen als Zeichen der Wut gegen die Regierung gehisst.

Wirtschaftskrise als Folge der Corona-Pandemie

Die Proteste in Sri Lanka dauern seit Wochen an. Präsident Gotabaya Rajapaksa hat jedoch mehrfach betont, nicht zurücktreten zu wollen. Sri Lanka ist mit der schwersten Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1948 konfrontiert. Ein wesentlicher Auslöser war der Einbruch des internationalen Tourismus infolge der Corona-Pandemie.

Die 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Inselstaats leiden unter einem Mangel an Lebensmitteln, Treibstoffen und Medikamenten, unter Stromausfällen und einer immensen Inflation. Mitte April hatte sich Sri Lanka im Ausland für zahlungsunfähig erklärt und die Zins- und Rückzahlungen vorerst eingestellt. (APA, red, 6.5.2022)