Viel Potenzial für "Star Trek: Strange New Worlds" mit Ethan Peck als Spock, Anson Mount als Pike und Rebecca Romijn als Una.

Foto: James Dimmock/Paramount+

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022 und nach vielen Jahren der Suche scheint nun endlich ein würdiger Nachfolger am Sternenhimmel aufgetaucht zu sein, der dem angeschlagenen Star-Trek-Franchise neues Leben und den Fans neue Zuversicht einhauchen könnte. Zumindest nach der Ausstrahlung der Pilotfolge von "Star Trek: Strange New Worlds", einem direkten Prequel zur Originalserie aus dem Jahr 1966, sind sich bisher alle Kritiker einig: Diese Serie hat das größte Potenzial seit vielen Jahren.

Pike statt Kirk

Im Mittelpunkt der Serie steht wie so oft ihr Captain. Diesmal handelt es sich um Christopher Pike (Anson Mount), der bereits 2019 in "Star Trek Discovery" die Rolle innehatte. Ältere Semester erinnern sich zudem an die 50 Jahre alte TV-Folge, in welcher der Charakter nach einem Unfall als gebrochener Mann in einer lebenserhaltenden Maschine zu sehen war. Als Mounts Inkarnation von Pike 2019 auf den TV-Schirm zurückkehrte, bekam diese einen Einblick in diese deprimierende Zukunft. So ist es auch zu erklären, dass zu Beginn der ersten Folge eben jener Pike als Einsiedler irgendwo in den Bergen haust und von niemandem gestört werden will, um genau dieser Zukunft entrinnen zu können.

Paramount Plus

Natürlich bleibt Pike nicht in der Einöde, und schon bald landet der Vorgänger des berühmten Captain Kirk auf der Brücke der Enterprise. An seiner Seite stehen unter anderem Nummer Eins (Rebecca Romijn), ein Wissenschaftsoffizier namens Spock (Ethan Peck) und die frisch gebackene Kadettin Uhura (Celia Rose Gooding). Aufgrund der zeitlichen Nähe zur Originalserie finden sich auch noch andere bekannte Gesichter im späteren Verlauf der Pilotfolge und höchstwahrscheinlich in der ganzen Serie wieder.

Näher am Original

Aber auch abseits der Charaktere ist man strukturell näher am Original als die anderen Versuche der letzten Jahre, namentlich "Star Trek Discovery" oder "Picard". So präsentiert sich jede Episode als abgeschlossene Geschichte – präsentiert quasi das Monster der Woche. Der rote Faden, anhand dessen man mehr über die handelnden Personen erfahren soll, zieht sich aber durch die ganze Staffel. Dabei scheint man sich inhaltlich an den ursprünglichen Motivationen der Serie zu orientieren – "Inklusion, Optimismus und Neugier", wie etwa "Polygon" schreibt. Diesen Antrieb würde man auch in "Strange New Worlds" spüren und zeitgleich ein Orchester an Figuren beobachten dürfen, die den aktuellen Zeitgeist sehr gut einfangen. Einen Womanizer wie Kirk leistet man sich 2022 deshalb nicht mehr, gibt im Gegenzug dafür Charakteren abseits der drei wichtigsten Figuren Raum zum Atmen.

Dieses starke Anlehnen an die erste Star-Trek-Crew gefällt vielen, die sich gerne an diese Zeit zurückerinnern und die gewisse Leichtigkeit und den Humor von Pille und Spock vermisst haben. Die Serie sei eine gekonnte "Rückkehr zum klassischen Star Trek, das die Zuschauer lieben", ist beispielsweise zu lesen. Klassische Charaktere würden einen modernen Schliff zur Entwicklung bekommen, die erste Episode sei zudem "lustig, inspirierend und großartig".

"CNN Entertainment" kreidet diese inhaltliche und strukturelle Nähe jedoch an und sieht so den Titel der Serie irreführend. Eben weil sich "Strange New Worlds" so stark an das Original anlehne, sei wenig Seltsames oder Neues zu entdecken. Man unterstellt viel mehr Paramount+ den Strom an neuen Star-Trek-Serien vor allem deshalb weiterfließen zu lassen, damit man den neuen Streaming-Dienst mit Inhalten füllen kann.

Ausstrahlung

Will man sich selbst von der Qualität der neuen Serie aus dem bekannten Universum überzeugen, muss man sich leider noch gedulden. Noch ist nicht klar, bei welchem Anbieter "Strange New Worlds" neue Welten entdecken wird dürfen, auch wenn viel für Sky spricht, wo auch schon die Paramount+ Serie "Halo" kürzlich gestartet ist. Als eigener Kanal wird Paramount+ in Österreich laut eigenen Angaben voraussichtlich wohl erst irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2022 verfügbar sein. (Alexander Amon, 7.5.2022)