Mehr als 700 geschwommene Kilometer, acht Stunden täglich im Wasser – und rund 2.000 Kilometer liegen noch vor ihm: Zahlen, die man aus dem Leistungssport kennt. Als der Chemieprofessor Andreas Fath am Freitag den Wiener Donaukanal erreichte, hatte er bereits ein Viertel der Donaulänge hinter sich. Mit geschickten Krauleinlagen absolvierte er im Donaukanal die letzten Meter, bevor er die Stufen vor zahlreichen Medienvertretern erklomm. Schnell wechselte der gelernte Chemiker von Neoprenanzug in Alltagskleidung und gab eine Pressekonferenz.

Chemieprofessor in seinem Element: Andreas Fath (rechts).
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Der gegenwärtige Donaumarathon des deutschen Chemieprofessors Fath ist ein wahrer Kraftakt. Noch mehr, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Donau mit rund 2800 Kilometern zum zweitlängsten Strom in Europa zählt. Sein Ziel: die gesamte Länge des Flusses zu schwimmen und auf die enorme Mikroplastikbelastung im Wasser aufmerksam zu machen. Weshalb sich der 57-Jährige nicht für die bequemere Version eines Paddelbootes entschieden hat und stattdessen eine körperliche Topleistung hinlegt, ist für den Deutschen klar: "Je verrückter die Idee, desto mehr Aufmerksamkeit erreicht unser Projekt." Bis Mitte Juni wird Fath also schwimmen.

Zu viel Plastik in Donau

Außergewöhnlich ist die sportliche Leistung allemal, da Fath in seiner beruflichen Vergangenheit wenig mit Leistungssport am Hut hatte. Der 57-Jährige unterrichtet an der deutschen Hochschule Furtwangen Umweltwissenschaften, davor war er zwölf Jahre lang in der Industrie tätig.

Begonnen hat die Tour am 20. April in der deutschen Stadt Donaueschingen. Seitdem kämpft sich Fath durch das teilweise sieben Grad kalte Gewässer. Begleitet wird er von einem zweiten Schwimmer und einem Boot, auf dem er übernachtet, isst und Ruhepausen einlegt. Während seines Trips, bei dem er schließlich zehn Länder durchqueren will, sammelt er große Mengen an Plastik ein und entnimmt Wasserproben, um den Gehalt an Mikroplastik zu erforschen.

Die Plastikmengen sind laut Fath enorm: Rund 4,2 Tonnen gelangen täglich von der Donau ins Schwarze Meer. "Unser Projekt soll den Menschen diese besorgniserregende Verschmutzung vor Augen führen." Am 17. Juni will der dreifache Familienvater jedenfalls die Donaumündung am Schwarzen Meer erreichen. "Meine Frau und meine drei Kinder haben natürlich Angst, dass ich mich übernehmen könnte."

Der Schwimmer wird nicht nur beim Mikro-, sondern auch beim Makroplastik fündig.
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Wird es dem Professor zu kalt oder ist er zu erschöpft, so kann er auf sein Begleitboot zurückkehren. "Ich habe jederzeit die Möglichkeit, mich auszuruhen. Aber natürlich ist es das Ziel, jeden Tag so weit wie möglich zu kommen", fügt Fath hinzu. Die beste Möglichkeit, sich aufzuwärmen, sei ohnehin: weiterschwimmen. Zwischen 30 und 70 Kilometer schwimmt der Chemiker täglich, um das Schwarze Meer zu erreichen. Eine Leistung, die mit 57 Jahren beachtlich ist.

Würdiger Empfang

Bei seiner Ankunft in der Bundeshauptstadt bekam Fath einen würdigen Empfang: Die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hieß den Professor in Wien willkommen. Gemeinsam appellierten sie an die Menschen, den Plastikmüll zu reduzieren. Mikroplastik bezeichnet klitzekleine Kunststoffteilchen. Sie werden mancher Kosmetik oder Duschgels zugefügt und gelangen dann über das Abwasser in Flüsse. Auch durch das achtlose Wegwerfen von Plastikmüll gerät Mikroplastik in die Umwelt. "Die Vermüllung unserer Natur mit Plastik zieht weite Spuren, bis zu uns in die Donau", betont Gewessler.

Die Ministerin stellte am Freitag einen Aktionsplan gegen Mikroplastik vor, der bis 2025 umgesetzt werden soll. Der Plan beinhaltet eine stärkere Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, die Unterstützung bestehender Projekte und ein EU-Verbot für Mikroplastik in Kosmetika, Reinigungs- und Waschmitteln. (Max Stepan, 6.5.2022)