Die Yachten gingen in einem Plastikhafen an der Formel-1-Strecke vor Anker – der schönen TV-Bilder wegen.

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Miami/Wien – Basketballlegende Michael Jordan, Fußballbeau David Beckham und Hollywood-Gott Dwayne "The Rock" Johnson kommen, Fans können mit den Füßen im Sand und einem Drink in der Hand zuschauen, in der Stadt steigen Partys Sonderzahl – das neue Formel-1-Rennen in Miami (Sonntag, 21.30 Uhr, Servus TV) wird zu einem Spektakel zwischen Kitsch und Glamour, der Star ist die Show. "Dieses Wochenende wird ziemlich verrückt", sagte nicht nur Weltmeister Max Verstappen.

Die Macher setzen alles daran, den US-Boom der Königsklasse des Motorsports weiter zu befeuern – da kommt es natürlich gelegen, dass es auch sportlich heiß hergeht, zwischen Verstappen im Red Bull und dessen Herausforderer Charles Leclerc, der zuletzt in Imola gegen den Niederländer eine bittere Heimniederlage im Ferrari hinzunehmen hatte. Trotz seines mageren sechsten Platzes im Grand Prix der Emilia-Romagna hat der Monegasse als WM-Führender aber noch 27 Punkten Vorsprung auf den Champion.

Ehrgeizlinge im Duell

Ein "Traumstart" sei es für die Scuderia in diesem Jahr gewesen nach zwei Saisonen zum Vergessen, sagte Leclerc in Florida. Es sei einfach nur "großartig, die Meisterschaft anzuführen, aber wir sind uns auch bewusst, dass sie sehr lang ist und dass wir extrem hart arbeiten müssen, um diese Position zu halten". In Miami steigt erst das fünfte von 22 Rennen, und viel spricht dafür, dass sich Imola-Sieger Verstappen und Leclerc bis zum Ende duellieren werden.

Wie damals zu Kart-Zeiten, als sich die beiden Jungspunde regelrecht "gehasst" hatten, wie Leclerc zuletzt zugab. Weil es eben ziemlich oft zwischen den beiden Ehrgeizlingen gekracht hatte.

Dank an Netflix

Die Fans in den USA lieben solche Rivalitäten, und durch die Netflix-Serie Drive to Survive ist die Formel 1 auf diesem so wichtigen Markt sehr viel populärer geworden. "Die Netflix-Show hat dem Sport eine enorme Aufmerksamkeit verschafft", sagte Rekordchampion Lewis Hamilton: "Und jetzt boomt er." 2023 gibt es mit Miami, Austin und Las Vegas dann sogar drei Rennen in den USA.

Im Grunde fehlt nur ein "local hero" – ein US-Amerikaner im Fahrerfeld. Haas ist zwar ein US-Rennstall, McLaren-Teamchef Zak Brown stammt aus Los Angeles, aber einem Fahrer mit US-Pass zujubeln zu können fehlt. Dass Michael Andretti, der im US-Motorsport eine große Nummer ist, nach der gescheiterten Übernahme von Alfa Romeo weiter die Gründung eines eigenen Formel-1-Teams anstrebt, passt deswegen gut. Unter den Fittichen des Sohnes von Ex-Formel-1-Champion Mario Andretti könnte ein US-Pilot den Einstieg schaffen. Als heißester Kandidat gilt schon länger Colton Herta, der 2019 in Andrettis Team mit 19 Jahren jüngster IndyCar-Champion wurde.

In der "Magic City" werden am Wochenende auch so mehr als 400.000 Fans erwartet. Die teils sündhaft teuren Tickets (Karten für den Paddock genannten Bereich für etwas bessere Gäste kosteten 10.000 Dollar) waren angeblich innerhalb von 40 Minuten vergriffen. Darauf sind die Macher mächtig stolz. "Die Idee war, ein Rennen zu schaffen, bei dem Leute, die es gewohnt sind, zu Rennen zu gehen, denken: ,Das ist anders, das macht Spaß, das ist aufregend‘", sagte Tom Garfinkel, Chefstratege des Events.

Schöner Schein

Mätzchen wie der künstlich angelegte Fake-Yachthafen neben der Strecke in Miami gehören zum Geschäft. Dessen Wasser ist aus Plastik – das Fernsehen kann schöne Bilder produzieren. Und Garfinkel lächelt den Spott der Fans, die auf dem Fakewasser herumturnen, einfach weg: "Ich denke, wir nehmen uns selbst nicht zu ernst. Wir haben ein bisschen Spaß dabei, oder?" Die Show geht in Miami eben vor. (sid, red, 6.5.2022)