Nahm seit 2004 an Wahlkämpfen der Demokraten teil: Karine Jean-Pierre.

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Die Funktion des Pressesprechers des Weißen Hauses ist nicht ganz so altehrwürdig wie jene des Hausherrn. George E. Akerson war der Erste, der den Titel "White House Press Secretary" trug, er war ab 1929 das Sprachrohr von Präsident Herbert Hoover gegenüber den Journalisten. Seither ist noch kein Jahrhundert vergangen. Dennoch wird Karine Jean-Pierre ab kommender Woche die bereits 35. Person sein, die dieses Amt bekleidet.

Die 1977 auf Martinique als Kind haitianischer Eltern geborene US-Französin folgt Jen Psaki als Pressesprecherin Joe Bidens nach, deren Stellvertreterin sie schon bisher war. Psaki wird künftig für den TV-Sender MSNBC arbeiten. Die Halbwertszeit der Press Secretaries ist vor allem in der jüngeren Vergangenheit deutlich geringer als jene der Präsidenten, Bidens vier letzte Amtsvorgänger verbrauchten insgesamt 16.

Jean-Pierres Beförderung ist keine Überraschung, sondern der logische nächste Karriereschritt. Schon seit 2004 nahm sie an Wahlkämpfen der Demokraten teil, unter anderem für John Edwards und Barack Obama. Im jüngsten Präsidentschaftswahlkampf übernahm sie die Aufgaben der Stabschefin von Bidens Vizekandidatin Kamala Harris.

Eklat auf der Bühne

Zuvor hatte Jean-Pierre Harris – damals noch selbst im Rennen um das Weiße Haus – schon 2019 bei einer von ihr moderierten Wahlkampfdebatte physisch verteidigt, als ein Tierschutzaktivist auf die Bühne stürmte und der Kandidatin das Mikrofon entreißen wollte. "Da kommt dieser Typ mit all seinen männlichen Privilegien, springt auf die Bühne und sagt: ‚Ich habe etwas Wichtigeres zu besprechen‘", schilderte sie später den Vorfall.

Bei den täglichen Pressekonferenzen im Weißen Haus vertrat sie Psaki im vergangenen Mai erstmals und war damit die erste offen homosexuell lebende Frau überhaupt sowie die erste Schwarze seit dreißig Jahren, die diesen Job erledigte: George H. W. Bushs Vizepressesprecherin Judy Smith war 1991 die erste schwarze Frau, die ein Press-Briefing des Weißen Hauses leiten durfte.

Aufgewachsen ist Jean-Pierre ab dem fünften Lebensjahr in Queens in New York, wo sie auch am New York Institute of Technology studierte. Ihren Master schloss sie 2003 an der School of International and Public Affairs der Columbia University (SIPA) ab.

Jean-Pierre lebt mit der CNN-Nachrichtensprecherin Suzanne Malveaux zusammen, mit der sie eine Tochter hat. (Michael Vosatka, 6.5.2022)