Auf Demos gegen Corona-Maßnahmen finden sich neuerdings viele Sympathisanten für Russland.

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Verschwörungserzählungen haben seit Beginn der Corona-Pandemie Hochkonjunktur. Auch beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine spielen sie zusammen mit russischer Desinformation eine große Rolle. Wie stark die QAnon-Szene mit ihren teils rechtsextremen und antisemitischen Botschaften in Österreich und Deutschland verankert ist, hat das gemeinnützige Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) bereits vor einigen Wochen beleuchtet. Nun gingen die Forschenden beim Thema Ukraine-Krieg auf Spurensuche.

Gängige Verschwörungserzählungen

Der neuen Untersuchung zufolge stimmt etwa ein Fünftel der knapp 2.000 Befragten verschwörungsideologischen Aussagen zum russischen Angriffskrieg zu. Darunter finden sich eine Reihe von Entschuldigungen, warum der Angriff berechtigt sei: Putin gehe nur gegen eine globale Elite vor, die im Hintergrund die Fäden ziehe; die NATO habe Russland so lange provoziert, dass dieses in den Krieg ziehen musste; die Ukraine habe historisch keinen Gebietsanspruch und sei eigentlich ein Teil Russlands.

Besonders auffallend an den Ergebnissen ist, dass Gegnerinnen der Corona-Maßnahmen und Impfverweigerer besonders offen für derartige Aussagen. Denn während gerade einmal 14,5 Prozent der Geimpften Verschwörungserzählungen rund um den Ukraine-Krieg zustimmen, sind es unter den Ungeimpften über 56 Prozent. Diese Zahl deckt sich auch mit der Protestbereitschaft im Rahmen der Corona-Maßnahmen. Unter den Befragten mit hoher Protestbereitschaft ernteten die Aussagen ebenfalls bei einer Mehrheit Zustimmung.

Telegram und Alterspyramide

Einmal mehr zeigte sich in der Untersuchung, dass die Korrelation zwischen Telegram-Nutzung und Glaube an Verschwörungsideologien besonders stark ausgeprägt ist. So verwendet ein Viertel derjenigen, die stark an eine Ukraine-Verschwörung glauben, Telegram täglich bzw. mehrmals der Woche, während Personen mit niedrigen Zustimmungswerten gerade einmal sechs Prozent sind. Keinen auffallenden Zusammenhang zwischen solchen Ideologien und der Social-Media-Nutzung fanden die Forschenden etwa bei der Nutzung von Twitter.

Aber auch bei der Altersverteilung und politischen Ausrichtung zeigt sich laut CeMAS ein interessantes Bild. Besonders skeptisch gegenüber der pro-russischen Propaganda zeigen sich die über 60-Jährigen. Aber auch bei den unter 30-Jährigen sowie den 50- bis 60-Jährigen glaubt weniger als jeder Fünfte verschwörungsideologischen Erzählungen rund um den Ukraine-Krieg. Besonders stark ist dieser Glauben hingegen bei den 30- bis 50-Jährigen ausgeprägt.

Rechte und Linke

Interessant sind auch die Ergebnisse hinsichtlich der politischen Ausrichtung. Die Auswertung in Deutschland ergab dabei, dass besonders Parteien am äußeren rechten und linken Spektrum offen für pro-russische Verschwörungsideologien sind. So sind diese vor allem bei AFD-Wählern, aber auch bei Anhängerinnen der Linke stark verbreitet. Praktisch immun scheinen hingegen die Grüne Wählerschaft. Gerade einmal vier Prozent der Befragten stimmt Verschwörungserzählungen rund um den Ukraine-Krieg zu. (Martin Stepanek, 7.5.2022)