Mit der Konfiszierung sollte eigentlich ein Regelbruch rückgängig gemacht werden, doch die Tokens landeten aufgrund eines Copy-Paste-Fehlers an einer von niemandem kontrollierten Adresse.

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Es geht rund in der Community hinter Juno. Die Gemeinde, die ein Smart-Contract-Netzwerk mit eigenem De-Fi-Token verwaltet, war in einen veritablen Streit mit einem ihrer Investoren geraten. Der Japaner Takumi Asamo habe sich bei einem Airdrop bereichert, so der Vorwurf. Unter einem Airdrop versteht man eine Aktion, in deren Rahmen eine gewisse Menge an Tokens verteilt wird, meist im Gegenzug für Aktivität oder eine kleine Gefälligkeit, etwa das Teilen eines Social-Media-Postings. Damit soll Aufmerksamkeit für das Token geschaffen und das Netzwerk belebt werden.

Hierbei soll Asamo das Regelwerk gebrochen haben, da er gar nicht berechtigt gewesen wäre, überhaupt an dem Airdrop teilzunehmen. Im Zuge der Diskussion kamen auch das hohe Gesamtvermögen des Investors und die bei Asamo konzentrierten Stimmrechte zur Sprache, was dem selbstgesteckten Ziel, eine Smart-Contract-Plattform ohne zentralisierte Macht zu schaffen, widerspricht.

Umstrittene Maßnahme

Letztlich mündete dies in einen Vorschlag, eine dem Investor zugehörige und beim Airdrop genutzte Adresse zu enteignen und die Tokens an eine Adresse zu schicken, die von der Community verwaltet wird. Dieser wurde mit 71 Prozent der Stimmstärke (sie hängt mit dem Juno-Vermögen zusammen) befürwortet. 14 Prozent votierten dagegen. Der Vorschlag, mit dem die Konfiszierung grundlegend beschlossen worden war, hatte ebenfalls eine – wenn auch deutlich knappere – Mehrheit gefunden.

Die Entscheidung schlug Wellen in der Kryptowelt, obwohl Juno nicht zu den einflussreichsten Projekten zählt. Dass eine Änderung des Netzwerks selber erfolgt, um die Assets eines Mitglieds zu konfiszieren, stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung, auch wenn es sich diese Tokens mit einem Regelbruch angeeignet hatte. Dass die Entwickler diesen Schritt umsetzten, widerspricht in der Auffassung einiger Kritiker dem Leitgedanken der dezentralen Machtverteilung. Diskutiert wurde, ob die Maßnahme das Vertrauen in das Juno-Netzwerk nachhaltig beschädigen werde.

Transfer-Fauxpas

Ob sich die Befürchtungen bestätigen, bleibt abzuwarten. Ein peinlicher Fehler bei der Umsetzung erwies sich allerdings nicht als besonders vertrauensbildend. Demnach wurden seitens der Entwickler die Zieladresse und ihr Hashwert verwechselt. Der Fehler fiel vor der Durchführung nicht auf – und so landeten 30 Millionen Tokens im Gegenwert von etwa 34 Millionen Euro auf einer inaktiven Adresse, auf die niemand Zugriff hat.

Beim betroffenen Investor sorgte das für Amüsement. Er will außerdem rechtlich gegen den Entzug der Tokens vorgehen, schreibt 2Coindesk".

Den Fehler wollen die Juno-Entwickler nun mit einem Upgrade für die Blockchain ausbügeln. Mit diesem soll die Fehltransaktion gelöscht und durch einen Transfer an die eigentlich vorgesehene Adresse ersetzt werden. Die Abstimmung über den Vorschlag läuft noch bis Montagabend. Derzeit wird er von mehr als 97 Prozent der deponierten Stimmrechte unterstützt und somit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden. (gpi, 9.5.2022)