Im Jahr 2019 tanzte Schmiedtbauer noch mit Altkanzler Sebastian Kurz am Bauernbundball.

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Der Rücktritt von Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Montag kam überraschend. Selbst ihr Büro im Landwirtschaftsministerium dürfte davon überrumpelt worden sein, wie DER STANDARD erfuhr. Wohl auch deshalb hatte man im türkisen Umfeld nicht sofort ein paar Namen für ihre Nachfolge parat. Welche Ministerin, welcher Minister das Ressort am Stubenring 1 künftig leiten wird, bleibt bisher noch offen.

Spannenderweise waren es die Grünen, die vor Köstingers Rücktritt von sich aus vor allem einen Namen in Spiel brachten: Simone Schmiedtbauer. Beim Juniorpartner berief man sich auf türkise Interna, wonach Schmiedtbauer eigentlich ganz gut ins Anforderungsprofil der Kanzlerpartei passen könnte.

Eine Landwirtin in Europa

Die Landwirtin aus Graz ist seit 2019 Europaabgeordnete für die ÖVP. Davor war sie vor allem in der Lokalpolitik aktiv, unter anderem als Bürgermeisterin der Marktgemeinde Hitzendorf. Tief verwurzelt ist Schmiedtbauer als Landesobmannstellvertreterin außerdem im steirischen Bauernbund – also einer ÖVP-Vorfeldorganisation, die in der Nachfolgeentscheidung im Landwirtschaftsministerium nicht unerheblich sein wird. Auch Köstinger kommt aus dem Bauernbund.

Das Gerücht machte schnell die Runde und wurde medial aufgegriffen. Im steirischen Bauernbund verweigerte man auf Nachfrage des STANDARD eine Einschätzung dazu. Auch ein Sprecher Schmiedtbauers will dazu vorläufig nichts sagen. In der ÖVP wird die Politikerin aber schon einmal als "sehr gut" bezeichnet.

Laut APA sind aber auch andere potenzielle Nachfolgende im Rennen, wie Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger, der als Nationalratsabgeordneter schon Wien-Erfahrung hat, oder auch die EU-Abgeordnete Barbara Thaler. Letztere soll aber eher dazu tendieren, vorerst in Brüssel zu bleiben. Ebenfalls spekuliert wurde über einen Umstieg des Landwirtschaftskammer-Präsidenten Josef Moosbrugger, wiewohl ein zweiter Vorarlberger im VP-Regierungsteam aktuell unwahrscheinlich ist, und was Schmiedtbauer betrifft – auch die Steiermark hat allerdings mit Bildungsminister Martin Polaschek einen Vertreter in der Regierung. (Jan Michael Marchart, 9.5.2022)