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In zwei Wochen müssen Apple-Mitarbeiter an mindestens drei Tagen pro Woche ins Office.

Foto: Reuters/Carlos Barria

Mit dem vorläufigen Abflauen der Pandemie ändert sich auch bei vielen Firmen der Arbeitsalltag wieder. Manche Unternehmen, etwa Airbnb, lassen viele Mitarbeiter aber weiterhin nach Belieben von daheim arbeiten. Andere wollen wieder verstärkt aufs Büro setzen.

So auch IT-Riese Apple. Dort hat sich die Konzernführung dazu entschlossen, ihre Angestellten unter der Devise "Back to Work" wieder zur Anwesenheit zu verpflichten. In einer stufenweisen Anhebung galt seit Mitte April eine Office-Pflicht von einem Tag pro Woche. Seit 2. Mai sind es zwei Tage. Ab 23. Mai soll die Belegschaft schließlich dreimal wöchentlich ins Büro kommen. Das stößt allerdings bei einigen Mitarbeitern auf nur wenig Gegenliebe. Eine Gruppe namens "Apple Together" fordert per offenem Brief nun ein Umdenken.

Büroarbeit ist "Technologie des letzten Jahrhunderts"

Man fühle sich dem Unternehmen, bei dem zu arbeiten man sich einst erträumte, weiterhin verpflichtet, heißt es in dem anonym verfassten Schreiben. Jedoch merke man, dass die eigene Vorstellung von der Zukunft der Arbeit immer stärker von jener der Führungsriege abweicht.

Das verordnete Hybrid-Modell biete fast keine Flexibilität. "Arbeit im Büro ist eine Technologie des letzten Jahrhunderts, aus der Ära vor dem Internet mit Videoanrufen und bevor jeder im gleichen internen Chat war", so der Brief weiter. "In der Zukunft geht es darum, sich zu verbinden, wenn es sinnvoll ist und mit Leuten, die relevanten Input haben, egal wo sie sind."

Nun fordere man die Führung auf, "etwas Flexibilität zu zeigen und die rigiden Vorgaben" fallenzulassen. Die Manager sollten aufhören, kontrollieren zu wollen, wer wie oft im Büro anzutreffen sei. Dabei pocht man auch auf mehr Vertrauen. "Wir wissen, wie jeder unserer kleinen Beiträge Apple dabei hilft, erfolgreich zu sein, und was dafür notwendig ist."

Fehlende Flexibilität macht Apple weißer und männlicher

Man sei sich über die Vorteile der Zusammenarbeit im gleichen Raum im Klaren, insbesondere wenn es um kreative Prozesse mit starkem Kommunikationsbedarf gehe. Doch für viele Mitarbeiter sei das kein Bedürfnis, dass sie jede Woche oder jeden Monat hätten – und ganz bestimmt nicht auf täglicher Basis.

Die Vorgabe schade zudem auch der Inklusion und habe das Potenzial, Apple jünger, weißer und männlicher zu machen, da diese demografischen Gruppen es sich am ehesten leisten können, die Drei-Tages-Anforderung zu erfüllen. Somit würde dies auch zu einem starken Kriterium für Neuanstellungen, statt dass man primär darauf schauen könne, wer die beste Qualifikation für eine Stelle mitbringt.

Homeoffice für viele ein "Muss"

Zu "Apple Together" gehören neben aktuellen auch frühere Mitarbeiter. Die Gruppe hat zuvor schon Kritik am Unternehmen geübt, unter anderem an der internen Kultur übertriebener Geheimhaltung. Auf eine Anfrage von "Computerworld" bezüglich der Kritik am hybriden Arbeitsmodell reagierte Apple nicht.

Unterschiedliche Vorstellungen von Unternehmen und Arbeitnehmern könnten in absehbarer Zeit ein erheblicher Streitpunkt werden. Umfragen in den USA ergeben, dass bis zu 40 Prozent der Arbeitnehmer eine Kündigung erwägen, wenn ihnen die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice verwehrt wird. Dem entgegen stehen bis zu 60 Prozent der Unternehmen mit klassischem Bürobetrieb, die zumindest auf verpflichtende Teilzeitanwesenheit im Office setzen wollen. (gpi, 10.5.22)