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Die etwa 400 Menschen, die am Dienstag vor der Wahlkommission protestierten, waren Großteils Studierende.

Foto: REUTERS/ELOISA LOPEZ

Manila – Der Wahlslogan des siegreichen Tandems Ferdinand "Bongbong" Marcos und Sara Duterte-Carpio, "Sama-sama tayong babangon muli" ("Gemeinsam werden wir wieder auferstehen"), kann auch als Kampfansage an die Demokratie verstanden werden, wenn man die Rolle der beiden Politikerdynastien in der Geschichte der Philippinen betrachtet.

Trotzdem, oder auch gerade deshalb, hat ein Großteil der Filipinos bei der Präsidentschaftswahl am Montag entschieden, dass Marcos und Duterte in den kommenden sechs Jahren das Land als Präsident und Vizepräsidentin lenken sollen. Die Wahl war den Pinoys, wie die Einwohner der Philippinen genannt werden, alles andere als gleichgültig – das zeigt der enorme Andrang in den Wahllokalen.

Die beiden Wahlsieger erhielten inoffiziellen Zahlen zufolge – das Wahlergebnis wird vom Kongress erst in ein paar Wochen veröffentlicht – jeweils mehr als 31 Millionen Stimmen. Der Sohn des 1986 gestürzten Diktators Ferdinand Marcos sammelte mehr als doppelt so viele Stimmen wie seine erste Verfolgerin, die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo.

Fünf Jahre im Exil

Für Sara Duterte, die Bürgermeisterin von Davao City und Tochter des scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, stimmten gar mehr als dreimal so viele Wähler wie für den zweitplatzierten Senator Francis Pangilinan. Die Verfassung verbot dem Amtsinhaber Duterte, der international wegen seines Antidrogenkriegs scharf kritisiert wird, die Kandidatur für eine zweite Amtszeit.

Bongbongs Vater, der Langzeitdiktator Ferdinand Marcos, war 1986 aus dem Amt vertrieben worden. Bongbong setzte nach fünf Jahren im Exil seine politische Karriere fort. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse versammelten sich zahlreiche Menschen vor dem Büro der Wahlkommission (Comelec), um gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug zu protestieren. Bei der Abstimmung konnten tausende Bürger wegen fehlerhafter Wahlmaschinen ihre Stimme nicht abgeben. Die Comelec lehnte eine Verlängerung ab: Die Zahl der defekten Maschinen sei sehr gering. (Michael Vosatka, 10.5.2022)