Ein Flüchtlingslager im Norden Syriens.

Foto: imago / Rami Alsayed

Brüssel/Damaskus – Bei einer Syrien-Geberkonferenz in Brüssel sind mehr als sechs Milliarden Euro für das von Krisen und Krieg gebeutelte Land gesammelt worden. Für dieses Jahr seien es 4,1 Milliarden Euro, für das kommende Jahr 2,3 Milliarden Euro, sagte EU-Kommissar Olivér Várhelyi am Dienstagabend. Allein 4,8 Milliarden Euro seien von der EU und ihren Mitgliedstaaten zugesagt worden. Österreich stellt für die Leidtragenden des Syrien-Kriegs insgesamt 15 Millionen Euro für 2022 bereit.

Davon stammten 13 Millionen aus dem Auslandskatastrophenfonds und 2 Millionen aus den Mitteln der Austrian Development Agency (Ada), wie die Österreichische Vertretung in Brüssel am Dienstag mitteilte. Österreich nahm an der Geberkonferenz für Syrien in der belgischen Hauptstadt auf Botschafterebene teil. Deutschland sagte unterdessen 1,05 Milliarden Euro für die "kommenden Jahre" zu.

Bürgerkrieg seit 2011

Die Konferenz findet zum sechsten Mal statt. Vergangenes Jahr hatten die beteiligten Staaten Hilfen in Höhe von 6,4 Milliarden Dollar zugesagt. Neben Hilfen für Syrien geht es auch um die Unterstützung der Nachbarländer, die besonders viele syrische Flüchtlinge aufnahmen. Der Bürgerkrieg in Syrien dauert mittlerweile seit dem Jahr 2011 an.

Wie das Außenministerium in Wien mitteilte, gehen von den 15 Millionen Euro insgesamt sechs Millionen Euro zu Hilfsorganisationen nach Syrien (Uno-Kinderhilfswerks Unicef, Internationales Komitee vom Roten Kreuz IKRK und UNO-Welternährungsprogramms WFP), vier Millionen Euro in den Libanon (Unicef/UN Women, WFP und österreichische NGOs) sowie drei Millionen Euro nach Jordanien (Uno-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR und österreichische NGOs). Die 2 Millionen Euro aus Ada-Mittel kommen demnach in den "multi country funds". Die seit dem Beginn des Syrien-Konflikts erfolgte humanitäre Unterstützung Österreichs für die syrische Bevölkerung und die Region umfasst laut Außenministerium knapp 182 Millionen Euro.

Lazzarini warnt vor "vergessenem Konflikt"

Uno-Generalkommissar Philippe Lazzarini warnte laut Deutscher Presse-Agentur davor, die unter dem andauernden Konflikt in Syrien leidenden Menschen zu vergessen. "Es ist an der Zeit, dafür zu sorgen, dass Syrien und die palästinensischen Flüchtlinge nicht zum neuen vergessenen Konflikt werden", sagte er am Dienstag zum Auftakt einer internationalen Syrien-Geberkonferenz.

Vergangene Woche hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bereits mit Blick auf den Ukraine-Krieg bekräftigt: "Trotz eines Kriegs vor der eigenen Haustür vergisst die Europäische Union andere Konflikte nicht." Olivér Várhelyi, EU-Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung, betonte, der russische Angriff auf die Ukraine habe die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage in Syrien und der Region weiter verschärft. Grund seien unter anderem gestiegene Preise für Lebensmittel und Rohstoffe.

Es sei "zentral, dass wir nicht nur den täglich präsenten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg in der Ukraine begegnen, der vom Kreml kommandiert wird. Sondern, dass auch Syrien von der Europäischen Union jene Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient", betonte der ÖVP-EU-Abgeordnete Lukas Mandl, der vor wenigen Wochen die syrische Hauptstadt Damaskus und deren Umgebung besucht hatte, in einer Aussendung. Er rief dazu auf, "Syrien auch nach der aktuellen Konferenz auf der Prioritätenliste der EU und der Staatengemeinschaft ganz oben zu halten." (APA, 10.5.2022)