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Im Stahlwerk Asow-Stahl befinden sich immer noch Zivilpersonen.

Foto: REUTERS/Alexander Ermochenko

Mit den Rettungsmissionen der letzten Tage, so hieß es von verschiedenen Seiten, seien alle Zivilpersonen im belagerten Mariupoler Stahlwerk Asow-Stahl in Sicherheit gebracht worden. Dem widerspricht nun aber Pedro Andrjuschtschenko, Berater des Bürgermeisters der ukrainischen Hafenstadt. Via Telegram erklärte er, mindestens 100 Zivilisten befänden sich noch im Werk.

Abseits der Hafenstadt hat Russland seine Angriffe im Osten und Süden der Ukraine fortgesetzt oder gar intensiviert. Odessa am Schwarzen Meer wurde von zahlreichen Explosionen erschüttert, Medienberichten zufolge wurden unter anderem ein Einkaufszentrum und ein Warenlager getroffen. Laut ukrainischem Militär hat die russische Luftwaffe dabei erneut Hyperschallraketen vom Typ Kinschal eingesetzt.

Baerbock in Butscha

Unterdessen hat Außenministerin Annalena Baerbock am Dienstag als erstes deutsches Regierungsmitglied seit Kriegsbeginn die Ukraine besucht. Ihre erste Station war Butscha, in dem nach dem russischen Truppenabzug mehr als 400 Leichen gefunden wurden. Vor Ort forderte sie, die Täter dieser Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Zu Mittag traf Baerbock ihren ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz kündigte sie an, dass die deutsche Botschaft in Kiew ihre Arbeit wiederaufnehmen werde.

EU-Beitritt in Aussicht

Baerbock betonte, Deutschland stehe "unverrückbar an der Seite der Ukrainer und des freien Kiews". Zugleich werde Deutschland mit aller Konsequenz seine Abhängigkeit von russischen Energieträgern auf null reduzieren, "und zwar für immer". Auch stellte sie der Ukraine eine EU-Vollmitgliedschaft in Aussicht. Auf dem Weg dahin könne es aber "keine Abkürzung" geben, so Baerbock. Zudem brauche die EU selbst eine Reform, um die Ukraine als Vollmitglied aufnehmen zu können.

Rund 1100 Kilometer nördlich, in Helsinki, empfahl der Verteidigungsausschuss des finnischen Parlaments den Nato-Beitritt. Dies sei die beste Möglichkeit, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten, so die Begründung: Die Mitgliedschaft Finnlands im Staatenbündnis würde die Wahrscheinlichkeit erheblich verringern, Ziel einer Aggression Russlands zu werden. Die finale Entscheidung, ob Finnland einen Beitrittsantrag stellt, wird in den kommenden Tagen erwartet. (Kim Son Hoang, 10.5.2022)