Damn! – Freistil-Samplerin

Das Magazin für anspruchsvolle Musik/Improvisation, Freistil, feiert mit seiner 100. Ausgabe also ein Jubiläum. Gratulation aber auch zur mitgelieferten sechsten Folge der CD-Serie Damn!, die Musikerinnen vorgestellt. Diese schillernde Kompilation (chmafu nocords) liefert eine Tieftonmediation der Kontrabassistin Joëlle Léandre. Mit dabei ist aber auch die originelle Bratschistin Jelena Popržan. Alles Beispiele markanter Individualität. Originell gruselig jedoch Audrey Chen. Mit ihren Exaltationen lotet die chinesisch-amerikanische Musikerin vokale Grenzbereiche aus. Abenteuerlich gut.

Bartolomey & Bittmann – Zehn

Wie eine kleine Rockband dampft das Duo auf Zehn (Preiser): Rau kann der Sound bei Geiger/Mandolaspieler Klemens Bittmann und Cellist Matthias Bartolomey sein, er ist aber kein Effektbluff: Prägnant und stilsicher wird im Detail phrasiert, Virtuosität wirkt nicht als Abspulen von Tönen, vielmehr wird sie zur Quelle von Energie. Dazu die Kontraste: Ins Idyllische geht es etwa bei Turbohecht, einem Stück, das sich in Wellen von Linien auflöst, um schließlich wieder ins Grooven zu kommen. Wo es entspannt bleibt, wie bei Süden, keine Erschlaffung, sondern zierliche Pointen.

Bertault & Helbock – Playground

Sängerin Camille Bertault und Pianist David Helbock zeigen gleich mit dem Opener, worum es ihnen geht: Melodiosität, aber auch um temporeiche Linearität. Frevo, das wundersam schwebende Meisterstück von Egbert Gismonti schwirrt elegant um einen herum und zeigt, dass Bertault eine Stilverwandtschaft mit der Portugiesin Maria João aufweist. Wie diese zeigt die Französin auf Playground (ACT), dass sie die Kunst der am Bebop orientierten, aber diskreten Improvisatorik beherrscht. Helbock ist der markanten Tastenmensch, der der Kollegin oft elegant ins balladeske Latinfach folgt. (Ljubisa Tosic, 10.5.2022)