Innsbruck – Das "Journalismusfest Innsbruck – Internationale Tage der Information" startet am Freitag in seine erste Ausgabe: Von 13. bis 15. Mai wartet das Festival mit rund 50 großteils kostenlosen Veranstaltungen wie Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen und Filmvorführungen auf, wobei 111 Mitwirkende aus 21 verschiedenen Ländern dafür nach Tirol kommen. Grundidee ist, einer interessierten Öffentlichkeit die Bedeutung von Qualitätsjournalismus für die Demokratie näherzubringen.

Dabei gibt es keinen Schwerpunkt. "Das Festival ist vielfältig aufgestellt. Wir wollen damit ein möglichst breites Publikum, von der Schulklasse über Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis hin zu Leuten aus der Medienbranche selbst ansprechen", erklärte Markus Schennach. Der langjährige Geschäftsführer des Freien Radios Innsbruck Freirad und Obmann des Verbandes Freier Rundfunk Österreich (VFRÖ) entwickelte gemeinsam mit Benedikt Sauer die Idee für das Festival. Das Ferrara-Festival in Italien diente dabei als Inspiration. Wie auch dort sei für das Journalismusfest Innsbruck Internationalität einer der Kernpunkte des Konzepts, so Sauer, der als Journalist für Rai Südtirol tätig ist und an der Universität Innsbruck Medienkommunikation lehrt.

Zu erkennen ist das etwa daran, dass gleich im Anschluss an die Eröffnung mit (Video-)Grußbotschaften von unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein Gespräch über den neuen internationalen Schutzschirm für verfolgte Journalistinnen und Journalisten angesetzt ist. Weitere Diskussionen drehen sich im Lauf des Festivals beispielsweise um die Herausforderungen für die Pressefreiheit in Ungarn, Tschechien und Rumänien oder auch die erneut bedrohliche Situation für Frauen in Afghanistan unter den Taliban.

Belarus-Schwerpunkt

Für einen Belarus-Schwerpunkt kommen aus dem Exil u.a. die Philosophin Olga Shparaga, die Journalistin Ljubou Kaspjarowitsch oder der Politologe Walerij Karbalewitsch zum Festival. Eine Ausstellung namens "Es lebe Belarus!" dreht sich um die Demokratiebewegung von 2020. Auch die Vertreibung von Menschen aus der Ukraine und die EU-Fluchtpolitik sind Themen einer Debatte, während ORF-Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary über Herausforderungen und Standards von Krisenberichterstattung spricht.

Mit an Bord sind zudem die "Ibiza-Aufdecker" Bastian Obermayer und Frederik Obermaier, die nicht nur im Zuge einer Vorführung des Films "Hinter den Schlagzeilen" für Fragen zu Verfügung stehen, sondern auch im Gespräch mit Nina Horaczek ("Falter") über das internationale Netzwerk investigativer Recherchen sprechen. Der Anwalt von Edward Snowden, Robert Tibbo, ist ebenfalls anwesend und gibt Einblick in den noch ausbaufähigen Schutz für Whistleblower. Mehrfach sind auch Klimakrise und Klimaberichterstattung Thema – etwa im Rahmen der Ausstellung "Drowning World" mit Bildern des britischen Fotojournalisten Gideon Mendel. Ein überregionaler Fokus kommt dem Tourismus zu, wenn beispielsweise über den Städtetourismus in den Alpen diskutiert wird.

Seit über einem Jahr arbeiten Sauer und Schennach – die längste Zeit davon zu zweit – bereits an dem Festival, das an etwa einem Dutzend Schauplätzen in der Innenstadt von Innsbruck stattfindet. Als Partner agieren die Universität Innsbruck und zahlreiche Qualitätsmedien aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Italien. Ziel sei es, das Journalismusfest jährlich zu veranstalten, so die Festivalgründer. Da aber großteils mit öffentlichen Mitteln gearbeitet werde, müsse man zunächst evaluieren, ob sich der Einsatz rentiert. "Die Akzeptanz in der Szene und in der Stadt hat unsere Erwartungen jedenfalls schon übertroffen. Jetzt brauchen wir noch das Publikum", so Schennach. (APA, 11.5.2022)