Die Erwartungen an eine Google I/O sind immer hoch. Immerhin spickt Google die einleitende Keynote für seine Entwicklerkonferenz gerne mit Neuankündigungen quer durch das notorisch breite Produktportfolio des Unternehmens. Am Mittwochabend war es wieder so weit: Von der Bühne des Shoreline Amphitheatre in Mountain View und damit nur wenige Schritte vom Google-Hauptquartier entfernt gab Firmenchef Sundar Pichai einen Ausblick auf aktuelle und kommende Entwicklungen – und dabei ist wieder eine ganze Menge zusammengekommen.

Pixel 6a

Drei Jahre ist es her, da hat Google im Rahmen der damaligen Google I/O mit dem Pixel 3a sein erstes Mittelklasse-Smartphone vorgestellt. Dann kam allerdings Covid-19 und hat die Zeitpläne der gesamten Branche gehörig durcheinandergewürfelt – auch jene von Google. Nun gibt es aber zur I/O wieder einen Smartphone-Launch.

Das Pixel 6a ist da. Also fast, zumindest.
Foto: Google

Das Pixel 6a versucht sich an einer Strategie, die zumindest in der Android-Welt bislang ungewöhnlich ist. Google verwendet nämlich den eigenen Tensor-SoC (GS101) aus der aktuellen High-End-Serie weiter. Das heißt: Das Mittelklasse-Smartphone sollte sich leistungsmäßig auf Augenhöhe mit dem Pixel 6 und Pixel 6 Pro bewegen, auch wenn das RAM mit 6 GB etwas kleiner ausfällt. Zudem bedeutet dies auch, dass das Gerät über 5G-Support verfügt.

Neues Design

Äußerlich erinnert das Pixel 6a ebenfalls stark an seine größeren Geschwister. Mit einem 6,1-Zoll-Bildschirm (FHD+/OLED) und Abmessungen von 152,2 x 71,8 x 8,9 Millimeter fällt es allerdings zumindest etwas kleiner und somit handlicher aus. Was manchen Fans der Serie weniger gefallen dürfte: Erstmals gibt es auch bei den Mittelklassegeräten von Google keine klassische Kopfhörerbuchse mehr. Und ein weiterer Umbau: Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite wird durch einen unter dem Display ersetzt.

Das Pixel 6a verwendet ein sehr ähnliches Design wie Pixel 6 und Pixel 6 Pro.
Foto: Google

Der zentrale Unterschied zu den High-End-Modellen ist allerdings an anderer Stelle zu suchen: Das Pixel 6a setzt auf denselben Kameraaufbau wie das Pixel 5 oder auch das in nur wenigen Ländern verfügbare Pixel 5a. Es gibt also einen 12,2-Megapixel-Hauptsensor sowie eine Ultraweitwinkelkamera mit 12 Megapixel. Die 8-Megapixel-Frontkamera bleibt ebenfalls unverändert zum direkten Vorgänger.

Die wesentlich mächtigeren KI-Möglichkeiten des Tensor-Chips sollen trotzdem eine bessere Bildqualität sowie zusätzliche Features im Vergleich zum Pixel 5 ermöglichen. So soll etwa auch der "Magic Eraser" der Pixel-6-Serie hier vorhanden sein. Auch weitere KI-Features des Tensor-Chips wie Live-Übersetzung sollen beim Mittelklassegerät nutzbar sein.

Details

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehören 128 GByte lokaler Speicherplatz (UFS 3.1), Dual-SIM-Support in der Kombination aus eSIM und Nano-SIM sowie IP67-Schutz vor Staub und Wasser. WiFi 6E wird ebenso unterstützt wie Bluetooth 5.2. Der Akku ist mit 4.400 mAh angegeben und soll sich mit bis zu 18 Watt laden lassen.

Das Pixel 6a soll 459 Euro kosten und in den Farben "Sage", "Chalk" und "Charcoal" ab dem 21. Juli erhältlich sein. Das Smartphone ist bereits im deutschen Google Store gelistet, dort dürfte es also auf jeden Fall erhältlich sein, für eine Verfügbarkeit in Österreich sollte man aber lieber nicht den Atem anhalten.

Wesentlich erfreulicher: Das Pixel 6a soll mindestens fünf Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen erhalten – also gleich lange wie bei den High-End-Modellen.

Pixel 7

Doch Googles Hardwareabteilung hatte noch die eine oder Überraschung parat: Dazu gehört ein kleiner Ausblick auf das Pixel 7, das im Herbst erscheinen soll. Dieses soll, nicht ganz überraschend, von einem Tensor-Chip der zweiten Generation angetrieben werden. Sonst gab man sich in Hinblick auf Details noch zurückhaltend, allerdings wurden bereits erste Renderings vorgezeigt, Überraschung beim Aussehen wird es also kaum mehr geben.

So soll das Pixel 7 aussehen.
Made by Google

Pixel Buds Pro

Dann war da noch ein Stück Hardware, mit dem eigentlich noch gar nicht gerechnet wurde. Im Sommer sollen unter dem Namen Pixel Buds Pro neue Earbuds folgen. Diese sollen nicht nur – erstmals für Google – ANC, also aktive Geräuschunterdrückung, haben, sondern auch mit zahlreichen KI-Optimierungen für bessere Audioqualität sorgen. Die zugehörigen Maschinenlernmodelle laufen auf einem von Google selbst entwickelten Sechskern-Audio-Chip. Als Feature Update nach der Release – aber noch vor Ende des Jahres – soll es auch für die Pixel Buds Pro dann räumliches Audio geben.

Die Pixel Buds Pro.
Foto: Google

Google gibt eine Akkulaufzeit von elf Stunden bei Musikgenuss an, sieben Stunden sind es bei aktiviertem ANC. Mit dem Ladegehäuse soll diese Zeit dann auf 31 Stunden anwachsen.

Die Pixel Buds Pro sollen ebenfalls ab dem 21. Juli erhältlich sein – das zu einem Preis von 219 Euro, und zwar in den Farben "Coral", "Fog" , "Charcoal" und "Lemongrass". Auch die Earbuds sind bereits im deutschen Google Store gelistet.

Pixel Watch

Gerüchte über eine eigene Smartwatch von Google gab es über die Jahre so viele, dass es zunehmend schwerer geworden ist, diese noch ernst zu nehmen. Ein perfekter Zeitpunkt für Google, die Erwartung zu unterlaufen. Also kündigt man mit der Pixel Watch nun tatsächlich eine eigene Smartwatch an.

Diese verwendet ein rundes Design mit einem seitlich abgerundeten Touchdisplay. Zur Steuerung kann neben dem Bildschirm auch die Krone der Uhr verwendet werden. Auffällig ist die mit 14 mm recht beträchtliche Dicke, die nicht zuletzt auf einen relativ großen Akku von 300 mAh zurückführen zu sein dürfte. Die Bänder können zwar ausgetauscht werden, verwenden dafür aber einen proprietären Anschluss.

Die neue Pixel-Familie.
Foto: Google

Fitbit

Der Grundstein für die Pixel Watch wurde im Vorjahr gelegt, als Google im Rahmen der damaligen I/O eine Partnerschaft mit Samsung rund um Wear OS verkündete. Nutzte der südkoreanische Hersteller bis dahin die Eigenentwicklung Tizen, wurde mit der folgenden Galaxy Watch 4 dann auf Wear OS 3 gewechselt. Im Gegenzug bekommt Google für seine Uhren einen deutlich leistungsfähigeren Chip als jene, die zuvor Qualcomm geliefert hat.

Doch es gibt noch einen anderen Partner in dieser Kooperation – und der ist mittlerweile zu einem Teil von Google geworden. Die Services von Fitbit sollen bei der Pixel Watch eine zentrale Rolle übernehmen. Doch auch die diversen Sensoren scheinen direkt von anderen Fitbit-Trackern übernommen. Jedenfalls verspricht Google "industrieführende" Fitnessfunktionen.

Wer die Pixel Watch haben will, muss sich allerdings noch etwas gedulden: Googles erste eigene Smartwatch soll nämlich erst parallel zum Pixel 7 im Herbst veröffentlicht werden. Erst dann sollen auch Preis und weitere Hardwaredetails verraten werden.

Googles Hardwarechef Rick Osterloh bei der Vorstellung der Pixel Watch.
Foto: Google

Neben Google arbeiten derzeit übrigens auch einige andere Hersteller an neuen Smartwatches mit Wear OS. So soll es bis Ende des Jahres entsprechende Modelle von Samsung, Fossil, Montblanc und Mobvoi geben. Dazu passend will Google seinen Assistant endlich für Wear OS 3 anbieten. Und das nicht bloß für die Pixel Watch, dieser soll schon bald auch für Samsungs Smartwatch erhältlich sein, wie das Unternehmen verspricht.

Eine weitere Neuerung für Wear OS ist die Integration des Erdbebenalarmsystems sowie des Notfall-SMS-Systems von Android, wie es derzeit bereits bei Smartphones in vielen besonders gefährdeten Ländern geboten wird. Für viele aber wohl noch wichtiger: Es sollen frische Wear-OS-Apps von Anbietern wie Spotify, Adidas, Line oder auch Soundcloud folgen.

Pixel Tablet

Und wer meint, das war doch schon deutlich mehr als erwartet: Zum Abschluss des Hardwarereigens gewährte Google noch einen Ausblick in die etwas weitere Zukunft. Im Jahr 2023 soll es nämlich nach Jahren endlich wieder ein Android-Tablet von Google geben – das Pixel Tablet. Viel mehr als diesen Namen und ein eher vages Rendering bot das Unternehmen vorerst aber nicht.

Android 13

Das vergangenen Herbst vorgestellte Android 12 war eines der größten Updates in der Geschichte von Googles Betriebssystem. Es wurde nicht nur der Oberfläche ein komplett neuer Look verpasst, auch an der Basis gab es zahlreiche Umbauten. Insofern ist es eigentlich nur logisch – und richtig –, dass es Google beim direkten Nachfolger etwas langsamer angeht.

Die offizielle Vorstellung von Android 13 bei der Google I/O 2022.
Foto: Google

Im Rahmen der I/O hat Google nun die mittlerweile zweite Beta für Android 13 veröffentlicht. Die ganz großen Überraschungen blieben dabei allerdings aus, vieles war schon im Vorfeld bekannt. Als Highlight streicht Google etwa die Möglichkeit heraus, für jede App eine eigene Sprache einzustellen. Das sollte vor allem für jene nützlich sein, die mehrsprachig kommunizieren und viel unterwegs sind.

"Material You" verfeinert

Das "Material You"-Design wird mit Android 13 nicht nur verfeinert, sondern auch ausgebaut. So bietet das damit einhergehende Farbsystem nun erheblich mehr Auswahlmöglichkeiten. Zudem ist es künftig möglich, solche Farbkombinationen für die Oberfläche ganz unabhängig vom Bildschirmhintergrund zu wählen. Ebenfalls neu: Die Möglichkeit, "Themed Icons" im simplen Material-You-Stil anzubieten, steht nun allen Apps zu Verfügung. Bisher klappte das nur mit den (meisten) Google-Apps.

Als weiteres Highlight streicht Google strukturelle Verbesserungen heraus, wie die Verfügbarkeit eines neuen Fotoauswahldialogs. Diesen können Apps nutzen, um damit die User gezielt einzelne Bilder auswählen zu lassen. Da diese Aktion explizit ist, brauchen die Programme dafür dann auch nicht mehr dauerhaft die Storage-Berechtigung einzuholen, haben also keinen dauerhaften Zugriff auf diese Daten.

Privacy

Apropos Privatsphäre: Die entsprechenden Einstellungen wurden von Grund auf neu gestaltet und wandern in einen gemeinsamen Bereich namens "Privacy & Security". Der Stil orientiert sich dabei an den Sicherheitseinstellungen von Android 12: Über ein Farbschema wird signalisiert, wo alles in Ordnung ist und wo es Verbesserungsbedarf gibt. All das verbunden mit passenden Empfehlungen sowie der Möglichkeit, entsprechende Anpassungen gleich vorzunehmen.

Einige der Highlights von Android 13.
Grafik: Google

Aus einer Privatsphärenperspektive nicht minder relevant: Der Zwischenspeicher wird nun nach einer gewissen Zeit automatisch geleert. Zudem brauchen Apps, die nach Geräten in der Umgebung scannen wollen – etwa via WLAN –, nicht länger die Standortberechtigung.

Verfügbarkeit

Die Android 13 Beta 2 ist ab sofort für alle noch unterstützten Geräte aus Googles Pixel-Reihe erhältlich – also vom Pixel 4 aufwärts. Wer diese ausprobieren will, kann sich über die zugehörige Webseite anmelden, sollte aber vorher bedenken, dass Testversionen natürlich deutlich fehlerbehafteter sind als stabile Softwareausgaben. Die fertige Version von Android 13 soll es dann im Spätsommer geben – also aller Voraussicht nach im August oder September.

Im Bestreben, die Auslieferung von großen Updates zu beschleunigen, hat Google einigen Partnern zudem bereits jetzt Zugriff auf die Vorabversion von Android 13 gegeben. Entsprechend gibt es von einzelnen Herstellern schon jetzt entsprechende Previews – bei anderen sollen sie in Kürze folgen. Google verweist hier etwa auf Asus, Lenovo, Nokia, Oneplus, Oppo, Realme, Sharp, Tecno, Vivo, Xiaomi und ZTE – die Liste ist heuer also ziemlich lang geworden.

Frischer Wind für Android-Tablets

Es ist ein Comeback, mit dem viele nicht mehr gerechnet haben: Nach Jahren der Vernachlässigung interessiert sich Google neuerdings wieder für Android-Tablets. Mit Android 12L wurden bereits einige Optimierungen speziell für solche Geräte vorgenommen, mit Android 13 sollen weitere hinzukommen.

Dazu zählt etwa ein neuer Launcher, der direkt von der in Android 12L eingeführten Taskbar aufgerufen wird. Zudem können Fenster nun direkt via Drag & Drop der App Icons angeordnet werden. Verbesserungen gibt es zudem für die Stiftnutzung, etwa um zu verhindern, dass eine am Display abgelegte Hand in die Quere kommt.

Doch Google ist durchaus bewusst, dass die wahren Probleme für Android-Tablets woanders liegen – und zwar bei der mangelnden Verfügbarkeit entsprechend optimierter Apps. Nun geht das Unternehmen mit gutem Beispiel voran: In den kommenden Wochen sollen mehr als 20 Google-Apps in neuen, extra für Tablets und Chromebooks angepassten Versionen veröffentlicht werden.

Neben vielen Google-Apps sollen auch bekannte Dritt-Apps für Android-Tablets optimiert werden.
Foto: Google

Die Liste reicht von Youtube Music über Google Maps und Google TV bis zur SMS/MMS/RCS-Apps Messages. Der offizielle Play Store soll ebenfalls ein eigenes Redesign für Tablets erhalten. Google verspricht zudem, dass einige bekannte Apps von anderen Herstellern bald nachziehen sollen – darunter Tiktok, Zoom und Facebook.

Better together

Unter dem Titel "Better together" will Google die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Systemen aus dem eigenen Haus verbessern. Also etwa zwischen Smartphone, Auto oder auch Uhren. Dazu gehört ein neuer Push für Chromecast-Support, dieser soll also künftig bei noch mehr Geräten integriert werden – etwa in den Entertainment-Systemen von aktuellen Autos oder auch in Chromebooks.

Eine weitere Neuerung hat man sich von Apple und Samsung abgeschaut. So sollen Kopfhörer künftig automatisch zwischen mehreren Geräten wechseln. Das sieht dann etwa so aus, dass automatisch vom Tablet aufs Smartphone gewechselt wird, wenn ein Anruf hereinkommt. Im Gegensatz zur Samsung-Lösung soll jene von Google allerdings herstellerunabhängig sein. Neben den eigenen Pixel-Geräten listet Google denn auch Sony und JBL als Partner. Einen genauen Termin für die Verfügbarkeit dieses Features nennt man allerdings noch nicht.

Geteiltes Copy und Paste zwischen mehreren Geräten.
Grafik: Google

Verschränkung

Die Verschränkung zwischen Chromebooks und Android-Smartphones soll ebenfalls ausgebaut werden. Dazu gehört, dass künftig direkt aus dem Benachrichtigungsbereich am Chromebook Nachrichten, die am Smartphone eingehen, beantwortet werden können. Zudem soll künftig Copy und Paste über unterschiedliche Geräte hinweg funktionieren.

Ebenfalls für eine nahtlose Zusammenarbeit wichtig: Die Unterstützung für den neuen Smart-Home-Standard Matter soll direkt in Android verankert werden. Zudem soll "Fast Pair" zur unkomplizierten Verbindung von Bluetooth-Geräten bald von wesentlich mehr Geräten unterstützt werden.

Google Wallet statt Google Pay (aber nicht überall)

Es ist eine Art Rückkehr zu den Wurzeln: Die Google-Pay-App soll künftig – wieder – Google Wallet heißen. Damit einher geht eine weitere Neuausrichtung: Ähnlich wie Apple Wallet soll die Google-Lösung künftig vornehmlich als Speicherort für digitale Dokumente und Karten aller Art dienen.

Neben Kreditkarten, Ausweisen für öffentliche Verkehrsmittel oder Vorteilskarten sollen an dieser Stelle künftig also auch – wenn gewünscht – Führerschein, Studentenausweis oder Boardingpass ihren Platz finden. Selbst der Autoschlüssel oder die Karte für das Hotelzimmer sollen sich dann an dieser Stelle sicher verwahren lassen.

Google Pay wird Google Wallet wird Google Pay.
Google

Alles Dinge, die zum Teil schon jetzt von Android unterstützt werden, Google Wallet soll nun aber ein zentraler Anlaufpunkt werden. Das übrigens nicht einfach als unabhängige App, der Service soll direkt im System verankert werden. Das wiederum ermögliche die Verschränkung mit anderen Diensten, betont Google. So kann dann etwa künftig in Google Maps bei der Routenplanung gleich das verbliebene Guthaben bei einem Öffi-Anbieter dargestellt werden – und bei Bedarf das Aufladen angeboten werden. Die Daten sollen dabei übrigens ausschließlich am lokalen Gerät gespeichert werden – und auch nicht mit Google geteilt werden.

Eine Frage des Formats

Wie Google in einem Vorgespräch betonte, sollen dabei auch unterschiedliche Dateiformate zum Import unterstützt werden. Ob dazu auch Apples PK-Pass gehören soll, wollte man vorerst nicht verraten. Die Funktionalität, bargeldlos zahlen zu können, soll trotz der Umbenennung allerdings erhalten bleiben.

Die Umstellung auf Google Wallet soll im Verlauf der kommenden Wochen für sämtliche Länder erfolgen, wo bisher die alte Google-Pay-App erhältlich ist. Dazu gehören auch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Und nur um die Verwirrung nicht ganz aufzulösen: Die vor allem auf Finanzverwaltung fokussierte, neuere GPay-App wird es in den USA und Singapur parallel weitergeben. Die Funktionalität soll dabei nach und nach ausgebaut und auf Sicht auch auf weitere Länder ausgedehnt werden.

Google Messages

Bereits vor vielen Jahren haben sich die Mobilfunker auf einen Nachfolger für SMS und MMS geeinigt: RCS sollte endlich eine herstellerunabhängige Alternative zu modernen Messengern bieten. Wirklich Schwung ist in das Thema aber erst durch das Engagement von Google gekommen. Mittlerweile hätten mehr als 500 Millionen Smartphones RCS-Support – schlicht dank der Vorinstallation von Google Messages.

Dabei bietet Google Dinge, die über den RCS-Standard hinausgehen, allen voran Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Einzelgespräche. Nun folgt der nächste Schritt: Innerhalb der kommenden Monate sollen auch Gruppenchats auf diese Weise zusätzlich geschützt werden.

Google Lens

"Scene Exploration" in Google Lens.
Foto: Google

Die Google-Suche wird erneut smarter – und zwar vor allem in Kombination mit der Bildersuche Lens. In Zukunft soll es beispielsweise möglich sein, mithilfe eines Fotos danach zu suchen, ob ein abgebildetes Gericht bei einem Restaurant in der Nähe erhältlich ist. Es werden dabei also dank neuer Maschinenlernmodelle unterschiedliche Konzepte kombiniert werden – Multisearch nennt das Google.

Ebenso wird es möglich, zu Fotos weitere Fragen zu stellen, etwa ob eine abgebildete Schokolade Nüsse enthält. Und zwar nicht nur für ein Produkt, sondern auch für ein gesamtes Regal, wo dann über das Realbild entsprechende Bewertungen gelegt werden. Google legt hier also nicht zuletzt auch sehr interessante Grundlagen für etwaige Augmented-Reality-Ambitionen. "Scene Exploration" heißt dieses Feature übrigens.

Immersive View / Street View

Ein sehr interessantes Update gibt es für Google Maps: Unter dem Namen Immersive View gibt es bald hochdetaillierte Ansichten ausgewählter Städte, auf der Bühne wurde das anhand von London angezeigt. Das wird dann noch kombiniert mit nicht minder detailreichen 3D-Ansichten von Lokalen. Dabei handelt es sich weder um Street View noch um Fotos, sondern wirklich um eine frei navigierbare 3D-Umgebung. Dieses Feature soll später im Jahr für "ausgewählte Städte" erhältlich sein.

Googles Immersive View von London.
Grafik: Google

Live View

Erweitert werden die unter dem Namen "Live View" bekannten "Augmented Reality"-Funktionen von Google Apps. So kann dieses Feature künftig von Dritt-Apps integriert werden. Damit könnte dann also etwa die App zu einer Konferenz oder einem Festival den richtigen Weg zum nächsten Ort weisen – und zwar eben direkt über das Realbild gelagert. Aber auch standortbasierte Games sollen dank der neuen Schnittstellen einfach möglich sein, betont Google.

Apropos Google Maps. Der "Eco Mode", bei dem bei der Routenplanung für Autos die ökologisch freundlichste Route gewählt wird, so diese eine ähnliche Ankunftszeit hat, soll in den kommenden Monaten auch in Europa landen.

Google Assistant

Für eine natürliche Konversation mit digitalen Assistenten ist es bisher eine zentrale Hürde: das zur Gesprächsaufnahme notwendige Keyword – im Falle von Google also "Hey, Google" oder "Okay, Google". Insofern will Google diesen Schritt immer öfter unnötig machen. Sowohl bei Android-Geräten als auch beim smarten Display Nest Hub Max soll es künftig möglich sein, direkt Befehle anzusagen, wenn dabei das Gerät angesehen wird.

Damit das klappt, verwendet Google die Kamera dieser Geräte, mithilfe von Maschinenlernen soll dann erkannt werden, ob es sich um einen beabsichtigen Befehl handelt. Wohl wissend, dass die Nutzung der Kamera aus einer Privatsphärenperspektive besonders heikel ist, versichert Google, dass all das ausschließlich lokal am Gerät abgewickelt wird – und natürlich optional bleibt. Für deutschsprachige User wird das aber ohnehin vorerst Theorie bleiben, das Ganze soll es vorerst nur auf (US-)Englisch geben.

Google

Ähnlich ist das bei einem Feature namens "Quick Phrases", mit dem beim Pixel 6 einige Befehle ganz ohne vorgestelltes "Hey Google" klappen sollen – darunter das Stellen eines Timers. Dieses Feature soll im Sommer für Nutzer mit US-englischen Spracheinstellungen verfügbar sein.

Für Anfang 2023 verspricht Google dann neue Sprachmodelle auf Basis von Googles Tensor-Chips, mit denen die Spracherkennung noch mal deutlich besser werden soll, etwa im Gesprochenen häufige Füllwörter wie "äh" und "ähm" automatisch ignoriert werden. Zudem soll der Assistant generell smarter dabei werden, zu verstehen, was eigentlich gemeint ist.

Google Translate

Deutlich früher gibt es eine andere Neuerung: Ab sofort unterstützt Google Translate nämlich 24 neue Sprachen, womit 300 Millionen zusätzliche Menschen abgedeckt werden, wie Google vorrechnet. Insgesamt unterstützt Google Translate damit jetzt bereits 133 unterschiedliche Sprachen.

In Google Docs gibt es künftig eine Art tl;dr für längere Dokumente – also eine automatische Zusammenfassung des Inhalts. Dafür kommt einmal mehr Maschinenlernen zum Einsatz. Dieses Features soll in den kommenden Monaten auch in Google Chat und Meet folgen. Apropos: In Google Meet soll die Bildqualität ebenfalls weiter verbessert werden, vor allem durch – ja einmal mehr – KI-basierte Optimierungen, etwa um schlechtes Licht auszubessern.

Automatische Übersetzung

Eine wichtige Rolle spielt künstliche Intelligenz bei der automatischen Untertitelung und Übersetzung von Videos. Dieses Feature soll in den kommenden Monaten bei Youtube für 16 Sprachen zur Verfügung stehen. Priorität hat man dabei angesichts der aktuellen Lage auf die Ukraine gesetzt, wo dieses Features bereits in den nächsten Wochen starten soll – um den Zugriff auf zuverlässige Informationen zu erleichtern.

Virtual Cards

Virtuelle Karten sollen die echte Kreditkartennummer in Android und Chrome verschleiern.
Grafik: Google

Die Weitergabe von Kreditkarten ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Insofern will Google in den kommenden Monaten "virtuelle Karten" einführen, die die wahren Daten in Chrome und Android verschleiern. Dieses Feature wurde in Kooperation mit großen Kartenanbietern wie Visa und Mastercard entwickelt und soll im Sommer an den Start gehen. In welchen Ländern, verriet Google vorerst nicht.

Werbung mag nicht beliebt sein, sie ist aber eine Realität des Internets. Und Google will den Nutzern künftig zumindest mehr Eingriffsmöglichkeiten geben. In einem neuen "My Ad Center" sollen sie selbst entscheiden können, welche Werbung aus welchen Kategorien und von welchen Marken ihnen angezeigt wird.

Google nutzte die Gelegenheit auch einmal mehr, um zu betonen, dass man prinzipiell keine Nutzerdaten verkaufe und Werbung auch nie anhand sensibler Daten ausrichte. So würden etwa die Inhalte von Gmail oder Google Photos nie für Werbezwecke herangezogen.

Google-Chef Sundar Pichai bei der Eröffnung der I/O.
Foto: Google

Erinnert sei daran, dass es einen Grund gibt, warum von einer "einleitenden" Keynote die Rede ist, folgen doch nun zwei Tage mit zahlreichen Vorträgen, Workshops und Community-Treffmöglichkeiten – und zwar via Internet und kostenlos für alle, die sich dafür interessieren.

Zudem nährt das aktuelle, hybride Format die Hoffnung auf die Rückkehr einer "echten" I/O im Jahr 2023. Gar nicht so sehr wegen Google, sondern weil das wohl bedeuten würde, dass die Pandemie endgültig ad acta gelegt ist. (Andreas Proschofsky, 11.5.2022)