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Was wohl der auf dem 20-Dollar-Schein abgebildete Andrew Jackson über die heutige Inflationslage denken würde?

Foto: AP/Tony Dejak

Washington – Nach einer Phase rasanter Anstiege hat sich die Inflation in den USA erstmals seit August 2021 abgeschwächt, allerdings nur leicht. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im April auf 8,3 Prozent, nach 8,5 Prozent im März, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Experten hatten für April mit einem Wert von 8,1 Prozent gerechnet.

Manche Fachleute sehen den Rückgang zugleich als Anzeichen, dass der Inflationshöhepunkt wohl überschritten ist: "Dies bedeutet aber nicht, dass das Inflationsproblem gelöst ist", erklärte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz.

Biden: "Inflation nach wie vor unannehmbar hoch"

"Es ist zwar erfreulich, dass sich die jährliche Inflation im April abgeschwächt hat, aber die Inflation ist nach wie vor unannehmbar hoch", reagierte US-Präsident Joe Biden. "Die Inflation ist eine Herausforderung für Familien im ganzen Land, und sie zu senken ist meine oberste wirtschaftliche Priorität."

Mit 8,3 Prozent im April entfernt sich die Teuerung nämlich nur leicht von dem höchsten Wert seit gut 40 Jahren, die sie im März markiert hatte. Der US-Dollar und die Kapitalmarktzinsen in den USA stiegen in einer ersten Reaktion an. Das spricht dafür, dass die Finanzmärkte mit weiteren und deutlichen Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed rechnen. Die Zentralbank stemmt sich mit einer strafferen Geldpolitik gegen die hohe Geldentwertung.

Die stärksten Preistreiber waren laut Ministerium Mieten, Lebensmittel, die Kosten fürs Fliegen und Neuwagen. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel ging ebenfalls zurück, allerdings auch schwächer als erwartet. Sie sank von 6,5 auf 6,2 Prozent, erwartet wurden 6,0 Prozent. In dieser Abgrenzung sehen Ökonomen einen guten Inflationsindikator, der den unterliegenden Preistrend besser abbildet als die Gesamtinflation.

Fed reagierte mit Zinssprung

Im März hatte die Teuerungsrate den höchsten Stand seit Ende 1981 erreicht. Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Kriegs halten den Preisdruck hoch. Angesichts des starken Preisauftriebs und heiß laufenden Arbeitsmarkts hat die Notenbank Fed jüngst den größten Zinssprung seit 22 Jahren gemacht. Die Währungshüter beschlossen Anfang des Monats einstimmig eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt auf die neue Zinsspanne von 0,75 bis 1,00 Prozent. Sie signalisierten, weitere kräftige Schritte nach oben folgen zu lassen, um die Inflation in Schach zu halten.

Einige Fachleute und Anleger fragen sich allerdings, ob die Kehrtwende der Fed nicht zu spät kommt, um der Inflation Herr zu werden. Im vergangenen Jahr hatte die Fed lange darauf beharrt, dass die steigenden Teuerungsraten nur ein zeitlich begrenztes Phänomen seien.

Im März hatte die Teuerungsrate den höchsten Stand seit Ende 1981 erreicht. Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Kriegs halten den Preisdruck hoch. (APA, Reuters, 11.5.2022)