Wann fällt die Maske beim Einkaufen?

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Wien – Der Engpass an Mitarbeitern im Handel spitzt sich zu. Gut 48.000 Stellen seien mittlerweile unbesetzt und damit doppelt so viele wie noch vor einem Jahr, rechnet Rainer Will, Chef des Handelsverbands, vor. Es sei mittlerweile weniger die mangelnde Verfügbarkeit von Waren, die seine Branche schwer belaste, als das an allen Ecken und Enden fehlende Personal.

Ein Viertel der Geschäfte sei deswegen nach den Lockdowns der Corona-Krise nicht imstande gewesen, während der regulären Öffnungszeiten durchgehend offen zu halten, zitiert Will eine Händlerbefragung. Mannschaften wurden zusammengelegt, verbleibende Angestellte arbeiteten länger. Es habe sich enormer Druck aufgebaut – "wir wissen nicht, wie lang wir diesem noch standhalten können".

Für Flucht aus dem Handel sorge seiner Ansicht nach nicht zuletzt die Maskenpflicht. Will hält sie in keiner Weise mehr für gerechtfertigt, zumal sie auch in "Hotspots wie Diskotheken" gefallen sei. Der Handelsverband will damit nun das Parlament befassen und zur Not bis zum Verfassungsgerichtshof gehen.

Händler hadern jedoch nicht nur mit dem Mangel an Mitarbeitern. Sie beklagen auch die seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges geringe Frequenz an Kunden. "Man gibt nur noch aus, was man muss, und spart, was man kann", beschreibt Will das Einkaufsverhalten. Mit Blick auf die Lohn- und Gehaltsverhandlungen fordert er einmal mehr die Abschaffung der kalten Progression und die Senkung der Lohnnebenkosten.

Center treten auf der Stelle

Ein Spiegel für die Befindlichkeit der Branche sind Österreichs Einkaufs- und Fachmarktzentren. Diese haben im Vorjahr im Vergleich zu 2019 im Zuge der Pandemie 1,25 Milliarden Euro an Umsatz verloren.

Komplett schließen musste aber keines der 244 Center. Auch der Anteil an leeren Geschäftsflächen blieb mit 4,2 Prozent stabil, zieht Roman Schwarzenegger vom Berater Standort+Markt Bilanz. Die Expansion der Shoppingcitys, die aufgrund ihres starken Flächenfraßes auf der grünen Wiese immer wieder tiefe Gräben durch Bevölkerung und Politik riss, ist jedoch nahezu gestoppt. Seit zwei Jahren kamen nur einzelne Projekte hinzu. Wenn Geld investiert wurde, so floss es primär in Erweiterung und Modernisierung.

Besser weg kamen Standorte mit Schwerpunkt auf Lebensmitteln. Im Schnitt Einbußen von 17 Prozent erlitten Center mit viel Modeangebot.

Das Burgenland hat die höchste Dichte an Einkaufszentren, Vorarlberg die niedrigste. Gastronomen drängten bisher Händler, anders als vielerorts erwartet, auf der Fläche nicht zurück. Auf dem Vormarsch sind Center, die Geschäfte mit Büros und Wohnungen kombinieren. (Verena Kainrath, 12.5.2022)