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Wer früher die Preise im Supermarkt nicht groß beachtet hat, muss diese inzwischen sehr wohl vergleichen.

Foto: Reuters / ANDREW KELLY

Die hohe Inflationsrate spüren inzwischen fast alle. Laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos sagen neun von zehn Verbraucher:innen, dass sich die Teuerungen auf ihren Alltag auswirken. Für Lebensmittel mussten im März durchschnittlich um 5,8 Prozent mehr gezahlt werden, für Restaurantbesuche 6,6 Prozent. Bei einem Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen von 36 Prozent und einer Lohndifferenz bei Berücksichtigung der Teilzeitbeschäftigungen von 19 Prozent sind für Frauen die Teuerungen schwerer zu bewältigen – selbst wenn sie eine gute Ausbildung haben und eine geförderte Wohnung, so wie Conny S., die bis vor kurzem regelmäßig mit ihrer 17-jährigen Tochter essen ging. Alles, was ein bisschen Luxus ist, geht sich nicht mehr aus, erzählt sie.

Conny S. (52), Beamtin: "Ich spare vor allem bei den Dienstleistungen"

"Ich arbeite schon seit 1991 im öffentlichen Dienst, heute als Klinische Risikomanagerin. Ich bin seit 36 Jahren Vollzeit berufstätig. Ursprünglich habe ich eine Lehre in einer Apotheke gemacht – ich hatte Weiterbildungen und Umschulungen – und verdiene heute durchschnittlich 2.300 netto, Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht eingerechnet. Ich liege damit also über dem Durchschnittseinkommen. Als ich noch verheiratet war, hatten mein Ex-Mann und ich etwa das gleiche Gehalt. Wenn die Hälfte wegfällt, spürt man das bei den Haushaltskosten schon sehr. Ich bekomme zwar regelmäßig die Alimente, das ist alles völlig in Ordnung. Aber vor der Scheidung gab es die Möglichkeit, mal einen Urlaub einzuschieben, mal auf Skiurlaub zu fahren. Das spielt es jetzt nicht mehr.

Verzicht stört noch nicht

Ich muss ehrlich gestehen, Lebensmittelpreise haben mich eigentlich nie interessiert, doch jetzt schaue ich sehr wohl auf den Preis und vergleiche. Seit einiger Zeit, aber vor allem seit vergangenem Herbst, fällt mir auf, dass mir immer weniger Geld bleibt – obwohl ich in etwa das Gleiche brauche. Ich spare nun vor allem bei Dienstleistungen, zum Friseur gehe ich faktisch kaum mehr. Ich färbe mir jetzt meine Haare selbst. Oder beim Essengehen: Ich bin gern regelmäßig mit meiner Tochter essen gegangen, das geht sich jetzt seltener aus. Ich spare eigentlich bei allem, das mein Leben in irgendeiner Form versüßt – außer bei Schokolade.

Meine Tochter ist 17 und besucht eine fünfjährige Schule, zwei Jahre hat sie noch. Sie ist ein Teenager, und die wollen einfach mal eine neue Hose oder auf irgendein Event gehen – da sind die Kosten einfach höher als bei einem kleineren Kind. Mir ist lieber, ich verzichte auf etwas – und kann dafür ihr kaufen, was sie möchte. Ich empfinde den Verzicht als nicht so störend, ich hänge nicht an materiellen Dingen. Aber ich möchte meiner Tochter dennoch weiterhin ein gutes Leben ermöglichen und dass sie die Ausbildung machen kann, die sie möchte.

Ich bin in Arbeiterverhältnissen groß geworden, meine Eltern haben meine Berufswünsche immer gefördert, sie haben mich darin bestärkt, dass das was sie erreicht haben, nicht alles ist, was man im Leben erreichen kann. Dass es noch mehr gibt und man sich die Welt anschauen soll. Das möchte ich für meine Tochter auch." (Beate Hausbichler, 12.5.2022)