Der Esa-Astronaut Matthias Maurer ist vor wenigen Tagen von einem 176-tägigen Aufenthalt im Weltraum zurückgekehrt. Der 52-jährige Raumfahrer mit Außenborderfahrung war der 600. Mensch, der den Weltraum bereiste, und der erste Deutsche, der in einem Crew Dragon von Space X zur ISS geflogen ist. Am Mittwoch zog er ein gemischtes Fazit, insbesondere was den Besuch der Raumstation durch Weltraumtouristen betrifft.

Während der Aufenthalt des Japaners Yusaku Maezawa im Dezember "hervorragend" verlaufen sei, hätten die Weltraumtouristen aus den USA viel Hilfe gebraucht, sagte Maurer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Köln.

Mit dem Besuch der Investoren und Unternehmer wurde es ganz schön eng auf der Internationalen Raumstation ISS. Das Bild entstand am 9. April 2022.
Untere Reihe, von links: Denis Matwejew, Kayla Barron, Oleg Artemjew, Tom Marshburn (mit Mikro). Mittlere Reihe, von links: Mark Pathy, Eytan Stibbe, Larry Connor, Michael Lopez-Alegria. Obere Reihe, von links: Sergei Korsakow, Raja Chari, Matthias Maurer.
Foto: NASA TV

Zusammenrücken im All

Gemeinsam mit dem Unternehmer- und Investorentrio Mark Pathy, Eytan Stibbe und Larry Connor (Kanada, Israel, USA) unter Leitung des erfahrenen Nasa-Astronauten Michael Lopez-Alegria sei es eng geworden auf der ISS. "Im Endeffekt mussten wir sie sehr stark unterstützen, das hat natürlich für uns bedeutet: Unsere Arbeit blieb liegen", sagte Maurer. Für acht Menschen habe es nicht genug Forschungsmöglichkeiten gegeben, auch eine ausreichende Unterstützung von der Erde aus sei nicht möglich gewesen. Die Touristen bräuchten insgesamt eine "einfachere Infrastruktur, die weniger fehleranfällig ist".

Gleichzeitig habe das auch eine positive Seite gehabt: "Diese Weltraumtouristen haben natürlich ein ganz anderes Netzwerk dadurch, dass sie einer anderen Bevölkerungsschicht angehören", sagte Maurer. Auch privat würden die Unternehmer viel Geld für Forschung spenden. Auf der ISS hätten die Astronauten plötzlich Zugang zu Wissenschaftern und Experimenten gehabt, "die über den klassischen Weg der Raumfahrt nicht so schnell oben angekommen wären". Er sei sich sicher, dass die Raumfahrt der Zukunft kommerziell ablaufen wird.

Außenbordeinsatz

Als absoluten Höhepunkt seiner Mission Cosmic Kiss bezeichnete Maurer seinen Außenbordeinsatz. "Ich habe mich gefühlt wie Alice im Wunderland – plötzlich steige ich aus, falle in diesen Brunnen runter und entdecke eine neue, ganz einzigartige Welt", sagte er. Der Weltraumspaziergang sei für ihn der "tollste" Tag im All gewesen.

Den 23. März 2022 wird Mattias Maurer nie vergessen: Bei seinem ersten Außenbordeinsatz tauschte er gemeinsam mit seinem US-Kollegen Raja Chari Leitungen und Schläuche sowie eine Kamera aus und schloss die kommerzielle europäische Außenplattform Bartolomeo an.
Foto: ESA/NASA

Der Krieg ist Thema auf der ISS

Nachrichten zur Gewalteskalation in der Ukraine und dem Beginn des russischen Angriffskriegs hätten er und seine Astronautenkollegen täglich verfolgt. Die russischen Besatzungsmitglieder hätten das Thema "direkt angesprochen". Alle Astronauten seien "entsetzt und betroffen" über die Entwicklungen auf der Erde gewesen. "Ich hatte den Luxus, dass ich da oben in einer kleinen Blase leben durfte", sagte Maurer.

Auf der ISS hätten die Astronauten "wie Brüder und Schwestern" gelebt. Wegen des Kriegs gibt es erhebliche Spannungen zwischen Moskau und den westlichen Raumfahrtnationen. Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte zuletzt die Zukunft der Station nach Auslaufen des Vertrags 2024 offen gelassen. Die Nasa strebt dagegen eine Laufzeit bis 2030 an.

Video: Wie Matthias Maurer seinen ersten Weltraumspaziergang erlebte.
European Space Agency, ESA

Mühsame Schwerkraft

Fünf Tage nach seiner Rückkehr zur Erde fühlt sich Maurer nach eigenen Angaben bis auf etwas Kopfschmerzen wunderbar. Er habe festgestellt, dass die Gewöhnung an die Schwerkraft anstrengender sei als die an die Schwerelosigkeit. Den Flug aus den USA nach Köln direkt nach seiner Erdlandung habe er komplett im Liegen zurückgelegt, um sich etwas zu erholen. "Die Schwerkraft hat auch Vorteile, nämlich dass das Essen auf dem Teller bleibt", meinte der Astronaut. (red, APA, 12.5.2022)