Neue Geschäftsführung: Jürgen Vanicek, Moana Merzel und Marcello Demner.

Foto: Paul Ballot

Mariusz Jan Demner (im Bild hinten) spricht von einem "fließenden Übergang", er wird sich auf seine Aufgaben als Chairman der Gruppenholding konzentrieren.

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Wien – Die Wiener Werbeagentur DMB., laut "Fokus"-Ranking wieder Nummer eins, stellt sich neu auf: Marcello Demner, zuständig für New Business und -Development, sowie Jürgen Vanicek, der die Beratung leitet, wurden zu Geschäftsführern bestellt. Gemeinsam mit Moana Merzel und dem Team der Geschäftsleitung wollen sie dafür sorgen, dass die Agentur in ihrer Leistungsfähigkeit für Kunden weiter ausgebaut wird. Agenturgründer Mariusz Jan Demner wird sich auf seine Aufgaben als Chairman der Gruppenholding konzentrieren.

"Meine Rolle ist nun eine deutlich strategischere, ich kümmere mich um die Gruppe und ihre Ziele", erklärt Mariusz Jan Demner im Gespräch mit dem STANDARD, in dem von einem "fließenden Übergang" die Rede ist. Er werde zwar für einige langjährige Kunden weiterhin die Letztverantwortung tragen, will sich aber sonst stärker Mentoring- und Coaching Aufgaben innerhalb des Hauses widmen. Die Agentur sieht er damit "zukunftsfit" aufgestellt, "die neue Geschäftsführung macht aus unserer DNA der Kreativität Neues, Frisches, Agiles."

Kreativität als Lösungskompetenz

"In den letzten Jahren hat man gemerkt: Es gab in jeder Branche wahnsinnige Umbrüche, und das spiegelt sich natürlich auch in der Werbung. Was sind die Trends, wo muss man sich draufsetzen, was wird relevant? Die Probleme der Kunden haben sich mit der Zeit gewandelt. Nur Werbung, nur Kommunikation sind eine Methode, aber das ist nicht mehr die einzige Antwort", sagt Marcello Demner. "Als Gruppe, zu der auch die Top-Five-Agentur Media1 gehört, haben wir uns gefragt: Wie können wir uns hier neu aufstellen, wie können wir uns den heutigen Problemen der Kunden stellen? Und was können wir zu deren Wandel beitragen? Es geht um die Übertragung von Kreativität als Lösungskompetenz über Werbung hinaus." Im vergangenen Jahr wurde, wie berichtet, mit "Fly" eine Consultingcompany gestartet, das Ziel sei, "Kreativität in Unternehmen" zu "aktivieren, um gemeinsam zu Lösungen zu kommen". Generell gehe es bei allen neuen Entwicklungen der Agentur darum, das "eng gewordene klassische Werbeagentur-Spielfeld zu überwinden".

Mischung aus Strategen und Kreativen

"Das Interessante an dieser Generationsverschiebung ist, dass meine Kolleginnen und Kollegen erkannt haben, dass wir viel stärker rausgehen müssen mit den strategischen Leistungen. Die Unternehmen selber tragen ja Kreativität in sich, sonst gäbe es sie nicht", so Mariusz Jan Demner. "Es geht darum, deren eigene Kreativität zu mobilisieren, um so gegen die Konkurrenz zu bestehen. Mit der starken Ausrichtung Strategen und Kreative sind wir sehr gut aufgestellt."

Inhabergeführte Agenturen würden sich bei Veränderung natürlich leichter tun als internationale Agenturnetzwerke. "Wir sind sehr schnell in der Umsetzung. Diese Schnelligkeit heißt auch, Dinge auszuprobieren. Da ist natürlich auch viel Trial und Error dabei, aber es geht um die Möglichkeit, Dinge zu versuchen", so Beratungschef Jürgen Vanicek, der nach zehn Jahren Schweiz pünktlich zum ersten Lockdown zur Agentur gestoßen ist.

Investitionen in Start-ups

Die Agentur unterstützt mit dem DMB. Accelerator auch Start-ups mit eigenem Geld. Marcello Demner: "Wir wollen aber nicht nur als Investor da sein, wir wollen gemeinsam mit diesen Unternehmen arbeiten." Als Stakeholder sei man ja Teil des Unternehmens. "Wir wachsen gemeinsam mit unseren Kunden, hier kann man ruhig mutiger sein und auch mit jungen Marken kooperieren und sie dorthin bringen, wo es auch für uns wirtschaftlich interessant ist", sagt Moana Merzel, die in der Geschäftsführung zuständig für die kaufmännischen Agenden sowie Human Resources ist.

Ausprobiert wird bei der DMB. auch das "Full Flex"-Modell, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird keine Mindestanwesenheit verordnet. "Ich möchte, dass sich unsere Teams wohlfühlen und Spaß haben. Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass sich seine Leute gut fühlen. Daher braucht es diese Flexibilität ", so Marcello Demner – sein Vater sei hier anfangs skeptisch gewesen, aber "aus meiner Sicht" funktioniere es. "Die Arbeit wird gemacht. Ob es gut für die Unternehmenskultur ist, wird sich zeigen, wenn die Pandemie wirklich vorbei ist." (ae, 13.5.2022)