Kiew / Moskau / St. Johann in Tirol / Berlin – Ein angesichts des Ukraine-Kriegs besondere Aufmerksamkeit erregendes Konzert findet am Sonntagabend in St. Johann in Tirol statt: Im Veranstaltungszentrum Alte Gerberei treten im Rahmen ihrer Europatournee die regierungskritischen Punkerinnen der russischen Band Pussy Riot vor rund 150 Besuchern auf. Mit von der Partie wird auch Frontfrau Maria Aljochina sein, die vor kurzem aus Russland geflohen ist.

Mithilfe von Freunden sei sie über Belarus nach Litauen gelangt, hatte die 33-Jährige unter anderem der "New York Times" mitgeteilt. Um ihren Überwachern in Moskau zu entkommen, habe sie sich als Essenslieferantin verkleidet. Aljochina war im September 2021 in Zusammenhang mit Aufrufen zu Demonstrationen für den inhaftierten Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zu einem Jahr Freiheitsbeschränkung verurteilt worden. Die Entscheidung eines Moskauer Gerichts bedeutete unter anderem, dass die Musikerin nachts ihre Wohnung nicht verlassen und nicht an Straßenprotesten teilnehmen durfte.

Scharfe Regierungskritik

Donnerstagabend hatte die Band den Tourauftakt in Berlin begangen. Basierend auf dem Buch "Riot Days" von Aljochina präsentierte die "Pussy Riot Anti-War Tour" eine Performance aus Musik, Theater und Videoeinspielungen. Mit einem lautstark unterstützten Protest gegen die russische Führung begann die Punkband ihre Europatournee mit 19 Auftritten. Stationen sind unter anderem Hamburg, Amsterdam, Zagreb, Madrid und Lissabon. St. Johann ist der einzige Tourstopp in Österreich. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Pussy Riot waren vor zehn Jahren durch ein Konzert gegen Machthaber Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche schlagartig weltweit bekannt geworden. Aljochina und ihre Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa wurden deswegen 2012 zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei. (APA, 13.5.2022)