Der Wiener Rapper Yung Hurn spielt mit Strizziklischees. Nicht alle finden das gut und orten Sexismus in seinen Texten. Sein Auftritt bei den Wiener Festwochen blieb ohne Zwischenfälle und Provokationen seinerseits. Fans im Publikum feierten den Auftritt. Ein Protestschild war auch zu sehen.

APA/Georg Hochmuth

Unter dem Titel "Last Night on Earth" ging am Freitagabend mit apokalyptischen Fantasien die Eröffnung der Wiener Festwochen auf dem Ratshausplatz über die Bühne. Keine Feier sollte es laut Regisseur David Schalko, von dem Konzept und Inszenierung stammen, werden, sondern eine eine Art "Trip", wie er sagte.

Im Zentrum der Eröffnungsshow standen denn auch psychedelische und surrealistische Videoprojektionen, die das Rathaus zum Beispiel fantasievoll einstürzen und sich wieder zusammenfügen ließen. Die klangliche Gestaltung des Abends teilten sich das DJ-Duo Kruder & Dorfmeister unter anderem mit der Experimental-Sängerin Sofia Jernberg und der Band Bilderbuch, die in Reformkleidern, wie sie einst Gustav Klimt trug, auftraten und eine starke Performance mit virtuosem Gitarrenspiel hinlegten. Laut Veranstaltern kamen mindestens 50.000 Besuchende zur Eröffnung.

Für Aufregung im Vorfeld sorgte die Teilnahme des Wiener Rappers Yung Hurn, der sich gerne als durch und durch ironische Kunstfigur inszeniert, die auch polarisiert. Wegen seiner teils obszönen Texte wird dem Künstler immer wieder Sexismus unterstellt. Der Wiener Schmusechor, der angefragt worden war, mit Yung Hurn gemeinsam aufzutreten, hatte deswegen seine Teilnahme abgesagt. Auch der frühere grüne Kultursprecher Klaus Werner Lobo äußerte Kritik.

Yung Hurns Auftritt selbst blieb letztlich ohne Zwischenfälle und sexistische Provokationen. Er trat im Anzug mit Krawatte und Rosen in der Hand auf und gab sich als charmanter Schwerenöter. Das überwiegend junge und mehrheitlich weibliche Fanpublikum feierte den Auftritt, zückte die Smartphones und forderte lautstark Zugaben. Andere hielten allerdings gut sichtbar ein Protestschild hoch, auf dem "Keine Bühne für Sexisten" zu lesen war.

David Schalko sprach von einem "starken Cancel-Drang" im Vorfeld und betonte die Aufgabe der Festwochen, "Künstler in einen anderen Kontext zu stellen und Welten hereinzuholen, die vielleicht sonst keinen Kontakt mit den Festwochen haben". Yung Hurn hat beispielsweise eine große Fanbasis in Wiener Randbezirken und bei sehr jungen Menschen. Dem Festival selbst könne man jedenfalls nicht unterstellen, sexistisch oder rassistisch zu agieren, sagte Schalko.

Im Mai und Juni wird bei den Wiener Festwochen ein dichtes Programm aus insgesamt 37 Produktionen gezeigt, für das 345 Künstler und Künstlerinnen aus fünf Kontinenten verantwortlich zeichnen. Für die insgesamt geplanten 159 Vorstellungen werden circa 36.000 Karten aufgelegt. (red, 13.5.2022)