In Russland muss sich die Unicredit warm anziehen, nun erwägt die Bank einen Ausstieg aus Moskau per Anteilstausch.

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Mailand / New York / Kiew – Die Großbanken Unicredit und Citi sondieren Möglichkeiten für den Tausch von Anteilen mit russischen Geldhäusern. Das hat die Financial Times am Sonntag berichtet und bezog sich dabei auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Mit diesem Schritt könnten die italienische Mutter der Bank Austria und das amerikanische Institut versuchen, bei einem Rückzug aus Russland hohe Abschreibungen zu vermeiden.

Die Mailänder Unicredit habe bereits mehrere Angebote von Banken in Russland bekommen, die die örtlichen Geschäfte der Italiener übernehmen möchten. Ein Angebot sei von der Investmentfirma Interros des russischen Oligarchen Wladimir Potanin eingegangen, der keinen Sanktionen unterliegt. Unicedit habe das Angebot abgelehnt.

Die italienische Bank zählt zu jenen europäischen Geldhäusern, die besonders stark in Russland engagiert sind. Eine vollständige Abschreibung des Russlandgeschäfts könnte die Unicredit nach eigenen Schätzungen rund 5,3 Milliarden Euro kosten.

Gewinneinbruch

Die Bank hatte nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine erklärt, einen Rückzug aus Russland zu erwägen. Im ersten Quartal des aktuellen Jahres ist der Nettogewinn der italienischen Großbank um 70 Prozent auf 247 Millionen Euro eingebrochen.

Das Institut hat vor allem wegen seiner Russlandaktivitäten rund 1,3 Milliarden Euro an Risikovorsorgen für Kreditausfälle in seine Bücher genommen.

Die Citigroup ist im Vergleich zu ihren US-Rivalen international am breitesten aufgestellt. Sie ist nicht zuletzt im Vermögensmanagement für Milliardäre weltweit aktiv. Citi lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht der FT ab, Unicredit und die russische Interros-Gruppe waren dafür zunächst nicht zu erreichen.

RBI denkt nach und prüft

Auch die Raiffeisen Bank International (RBI), die in Vorkriegszeiten den Großteil ihres Gewinns in Russland, Belarus und der Ukraine gemacht hat, prüft gerade, wie es mit ihrer Tochter in Moskau weitergehen soll. Auch ein vorsichtiger Ausstieg wird evaluiert. Anfang des Monats sagte RBI-Chef Johann Strobl, dass man unaufgefordert Interessenbekundungen bekommen habe. Die RBI werde in den nächsten Wochen versuchen, dieses Interesse einzuschätzen. (Reuters, red, 15.5.2022)