Mitteleuropa sei die letzte Bastion des Kombis, heißt es immer. Mag sein, aber auch hier dominiert in immer noch steigendem Maße die Trendgattung der SUVs und macht der traditionsreichen Gattung das Leben schwer.

Nein, ein Försterauto ist die C-Klasse All-Terrain nicht...
Foto: Stockinger

Da sind Ideen gefragt, eine davon war zunächst eine Verlegenheitslösung: Weil sie noch keinen SUV im Programm hatten, brachte Audi 1999 den A6 allroad. Ein Kombi mit mehr Bodenfreiheit, Niveauregulierung und Plastikbeplankung (von den SUVs geklaute Modeattribute). Genau genommen hatte Volvo schon 1998 eine ganz ähnliche Idee, Sie erinnern sich an den V70 XC (Cross Country), und damit sind schon zwei der drei Premiumhersteller genannt, die dieses Konzept pflegen – als dritter kam 2017 Mercedes mit der E-Klasse All-Terrain hinzu.

Da muss es eine Nachfrage geben, denn inzwischen schickt Mercedes auch eine C-Klasse All-Terrain nach, allerdings ohne variierbare, sondern mit fixer Bodenfreiheit. Die allerdings um vier Zentimeter größer ist als beim normalen Kombi.

...aber ein klein wenig ins Abseits ginge notfalls schon.
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Akustisch unkomfortabel

Angesehen haben wir uns das fesche, praktische, gar nicht so rustikal aussehende Multitalent als C 200 4matic, sprich mit dem 150 kW (204 PS) starken Mildhybrid-Benziner, bei dem der integrierte Startergenerator zusätzlich 15 kW ins Rennen wirft und dem Otto speziell im Drehzahlkeller auf die Sprünge hilft. Das klappt halbwegs im Sinne des Erfinders, viele werden aber – solange es überhaupt noch Verbrennungsmotoren gibt – dem Diesel noch nachweinen wegen der Verbrauchswerte und Reichweiten. 8,3 l / 100 km bei durchaus moderater Fahrweise, mit aber zugegeben viel Stadtanteil errechnete der Bordcomputer, und der Motor dreht gerne akustisch unkomfortabel hoch.

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Damit wäre der dritte Kritikpunkt abgehakt – der erste wäre der Preis (auf 75.412 Euro inklusive Extras summiert sich das im vorliegenden Fall), der zweite dieser grassierende Touch-Bedien-Schmonzes.

Der Rest ist eitel Wonne, der Kofferraum spielt alle Stücke, die 490 bis 1510 Liter Volumen sind den Abmessungen des Fahrzeugs angemessen. Das Interieurdesign wird Mercedes-affinen Menschen auf Anhieb gefallen, und wer will, kann zwischendurch auch im Offroad-Modus spielen gehen – bei Offroad+ unterstützt noch die Bergabfahrhilfe DSR ab- und allfällige Abenteuerlust. (Andreas Stockinger, 23.5.2022)