Was macht dieser Codipront-Typ um Steuergeld auf unserer Festwochenbühne? Endlich mal was Echtes, Richtiges! In vielen Familien haben sich die Debatten über den Auftritt des Rappers Yung Hurn, der genregemäß zu Drogen und Frauen textet, das ganze Wochenende über lebhaft erstreckt. Gut so! Der Wiener Schmusechor verweigerte die gemeinsame Bühne mit dem Kerl, und Schilder gegen Sexismus waren vor Ort in der Luft. Hunderte Junge haben in den ersten Reihen halb ekstatisch die (wenigen reizwortbefreiten) Textzeilen des Künstlers mitgebrüllt. Gut so!

Eröffnung der Wiener Festwochen am Rathausplatz in Wien.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Endlich kommen auch bei einem Millionen-Event aus dem Wiener Kulturbudget im ersten Wiener Bezirk Wirklichkeiten zueinander. Yung Hurn mag seine heiße Zeit selbst in Donaustadt schon gehabt haben. Aber darum geht es nicht. Regisseur David Schalko hat mit dem Programm dieser Eröffnungsbühne einen Diskurs erzwungen. Endlich wird es Thema: Rap ist Teil der Kultur, auch wenn es manchen Eltern, wenn es der Woke-Szene oder Kunstliebhabern – die wohl Opern, die Frauenmord thematisieren, Applaus spenden – gar nicht gefällt. Alles gut und berechtigt so.

Privat canceln? Okay. Was gar nicht geht, ist, dass die Politik, namentlich etwa Ex-Grüner Klaus Werner-Lobo als Yung-Hurn-Kritiker, beurteilt, was Kunst ist und was nicht. Da kommen wir schnell zur Definition von Kunst als Anpassungsleistung. (Karin Bauer, 16.5.2022)