Ein Bild vom August 2021. Diesen Sommer dürfte es auf der Tauernautobahn noch schlimmer werden.

Foto: APA/Franz Neumayr

Aloisia Gurtner kennt den Verkehr auf der Tauernautobahn seit vielen Jahren. Die Sprecherin des Salzburger ÖAMTC prophezeit im STANDARD-Gespräch: "Spätestens zu Pfingsten stehen alle Zeichen auf Stau." Heuer könnte es besonders dramatisch werden, befürchtet der Autofahrerklub. Pfingsten ist spät im Jahr, Bayern und Baden-Württemberg haben Ferien, und mehr Menschen denn je wollen heuer mit dem Auto in den Süden – nachholen, was in Corona-Zeiten versäumt wurde.

Und dann ist da noch eine rund 800 Meter lange Baustelle im Pongau. Hier wird im Bereich Zetzenberg- und Helbersbergtunnel eine Brücke saniert. Die vier Autobahnspuren müssen über eine Seite geführt werden. "Die Baustelle wird sich auswirken", sagt Verkehrsexpertin Gurtner. Im Klartext: Die 800 Meter werden ein Nadelöhr werden, gigantische Staus wären die Folge.

Marktsituation

Diese Baustelle sorgt auch für einen Schlagabtausch zwischen der Autobahngesellschaft Asfinag und dem Land Salzburg. Nach Darstellung des Landes ist im Zuge des gemeinsamen Baustellenmanagements vereinbart worden, dass die Baustelle über den Sommer rückgebaut wird. Man habe aus den Medien erfahren müssen, dass dem nun nicht so sei.

Davon will man bei der Asfinag nichts wissen. Man habe den Rückbau nur geprüft, heißt es dort: "Die beabsichtigte Baustellenfreiheit ist aufgrund der derzeitigen Marktsituation, insbesondere der aktuellen Lieferengpässe bei Stahl, nicht möglich. Die aktuelle Marktlage durch den Ukraine-Krieg lässt einen Abbau der Baustelle leider nicht zu – denn dadurch würde ein unverantwortbarer Verzug bei der Fertigstellung der Baustelle entstehen, und die Sanierung der A10 könnte nicht abgeschlossen werden."Allerdings werde man die Fahrstreifen im Bauabschnitt verbreitern, kündigt die Asfinag an.

Das sei aufgrund der unzähligen Wohnwagengespanne und Campingmobile auch dringend notwendig, merkt dazu ÖAMTC-Sprecherin Gurtner an. Das Land und der zuständige Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) befürchten jetzt noch mehr Umgehungsverkehr. Das sei den staugeplagten Anrainergemeinden nicht zumutbar.

Blockabfertigung

Im ersten Schritt werde man die Verordnung für die Abfahrtssperren von der Autobahn modifizieren, heißt es aus Schnölls Büro. Bisher war an Reisewochenenden an vielen Ausfahrten ein Verlassen der A10 nur für den Ziel- und Quellverkehr erlaubt, um die Anrainerorte vor Stauflüchtlingen zu schützen. Diese Verordnung galt jeweils von Freitag bis Sonntag. Jetzt soll sie auf Donnerstag bis Sonntag ausgeweitet werden. Auch die Kontrolle der Sperren soll aufgestockt werden.

Zusätzlich habe man eine technische und juristische Machbarkeitsstudie für ein Dosiersystem nahe der deutschen Grenze in Auftrag gegeben – ein heikler Punkt, denn mit einer solchen Blockabfertigung in Grenznähe würde man die Staus einfach auf deutschen Boden verlagern. Diese Planungen erfolgten wieder gemeinsam mit der Asfinag, heißt es vom Land. (Thomas Neuhold, 17.5.2022)