Von den abgebildeten Apps dürften die meisten wohl die "Appocalypse" überstehen – einem Drittel aller Smartphone-Apps droht aber das Ende.

Foto: ARUN SANKAR / AFP

Auch wenn es manchen wie gestern vorkommen mag: Sonderlich neu sind die App Stores von Apple und Google nicht mehr. Im Jahr 2008 gestartet, sind sowohl der App Store für iOS als auch der Play Store für Android mittlerweile fast 14 Jahre alt. Das bedeutet auch: Unter den Millionen Apps, die auf beiden Plattformen zu finden sind, haben sich viele Altlasten angesammelt, die schon seit längerem nicht mehr aktualisiert werden.

Aufräumarbeiten

Angesichts dessen haben die beiden Betreiber in den vergangenen Wochen unabhängig voneinander eine Art Großreinemachen für ihre Plattformen angekündigt. So hatte Google bereits Anfang April verkündet, dass veraltete Apps bei aktuellen Geräten schlicht ausgeblendet werden, also künftig im Play Store nicht mehr aufgespürt werden können.

Bald danach folgte Apple – wenn auch nicht in Form einer offiziellen Ankündigung, sondern durch Mails an zahlreiche App-Hersteller. Darin wurden diese aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen ihre Apps zu aktualisieren, andernfalls würden diese aus dem App Store vollständig entfernt.

Spurensuche

Das wirft natürlich die Frage auf, wie viele Apps potentiell von diesen Maßnahmen betroffen sind. Da kommt eine aktuelle Untersuchung von Pixalate gerade recht. Dort hat man sich nämlich angesehen, wie groß die Zahl der veralteten Apps in den jeweiligen App Stores ist. Und das Ergebnis ist durchaus signifikant.

In konkrete Zahlen gefasst, sind es beim Play Store derzeit 869.000 Apps, die seit mehr als zwei Jahren kein Update mehr erfahren haben. Bei Apples App Store fallen noch immer 650.000 Apps in diese Kategorie, rechnet Pixalate vor. Zur Relation: Derzeit beherbergt der Play Store 2,6 Millionen Apps, der App Store kommt hingegen auf 1,95 Millionen Apps, bei beiden machen veraltete Apps also rund ein Drittel des Bestands aus.

Apple-Regeln

Nun lassen sich diese Zahlen natürlich nicht direkt auf die geplanten Maßnahmen von Apple und Google umlegen, sie bieten aber zumindest eine grobe Einordnung. Bei Apple ist offiziell die Rede von Apps, die seit drei Jahren nicht mehr aktualisiert wurden, und die kaum mehr heruntergeladen wurden. Die reale Zahl der betroffenen Apps dürfte in diesem Fall also etwas niedriger sein.

Unter Android ist alles etwas komplizierter

Bei Android sieht es etwas anders – und komplizierter – aus. Ab 1. November 2022 sollen hier auf aktuellen Geräten sämtliche Apps ausgeblendet werden, die nicht mindestens auf das im September 2020 veröffentlichte Android 11 abzielen. Das könnte man vage mit rund zwei Jahren an fehlenden Updates umschreiben

In der Praxis ist es aber wieder etwas komplizierter ist, da Apps nicht gleich für neue Android-Versionen aktualisiert werden müssen. Im Endeffekt könnten die angekündigten Maßnahmen also selbst Apps treffen, die seit etwas mehr als einem Jahr nicht mehr aktualisiert wurden. Damit dürfte die Zahl der betroffenen Apps unter sogar noch größer sein als jene, die Pixalate als veraltet bezeichnet.

Sehr viele Betroffene

In Summe dürfte so also die Zahl der in beiden App Stores betroffenen Apps deutlich über einer Million liegen. Freilich haben die zugehörigen Entwickler jetzt noch Zeit zu reagieren, um einer Löschung oder Ausblendung zu entgehen. Eine echte Bilanz lässt sich also wohl erst in einigen Monaten ziehen.

Bei Android ist alles etwas anders

Ein wichtiges Detail an dieser Stelle: Während Apple vorhat, die veralteten Apps wirklich komplett zu löschen, sollen sie bei Googles Plattform nur ausgeblendet werden. Das bedeutet, dass sie auf aktuellen Geräten über die Suche des Play Store nicht mehr auffindbar sind, und auch sonst in keinen Reihungen oder anderen Kategorien auftauchen.

Der Grund dafür: Unter Android gibt es auch viele Smartphones mit veralteten Android-Versionen, die sonst von einem bedeutenden Teil des App-Angebots ausgesperrt würden. Insofern bedient sich Google eines mehrstufigen Plans.

Bei Geräten mit älteren Android-Versionen wird die Grenze hingegen mit der verwendeten Android-Version minus eins gezogen. Ein Smartphone mit Android 9 bekommt also noch Apps für Android 8 und neuer angezeigt – alles davor aber nicht mehr. Weitere Details finden sich in einem früheren Artikel zu dem Thema.

Motivation

Bleibt die Frage: Wozu das Ganze? Sowohl Apple als auch Google verweisen dabei auf Privatsphären- sowie Sicherheitsüberlegungen. Mit jedem großen Update der beiden Betriebssysteme werden auch die diesbezüglichen Regeln verschärft – veraltete Apps halten sich aber natürlich nicht daran. Insofern sind sie auch anfälliger für Angriffe sowie Datendiebstahl – und so auch eine Gefahr für das gesamte Smartphone. (Andreas Proschofsky, 17.5.2022)