Flüstern, Bass, Gefrickel: Die Britin Aya lockt in den 10. Bezirk.

Foto: Suleika Müller

Wien – Ursprünglich als Clubkulturformat bei den Festwochen unter Thomas Zierhofer-Kin entwickelt, emanzipierte sich das Hyperreality-Festival 2019 als eigenständiges Projekt unter der Leitung von Marlene Engel, die mittlerweile an die Berliner Volksbühne gegangen ist. Nun hat das queer-feministische Kollektiv Sisters die Programmierung übernommen. Mit dem Zukunftshof (ehemaliger Haschahof) in Rothneusiedl, einem Stadtteil des zehnten Bezirks, wurde eine beeindruckende Location gefunden, die auch abseits von Party einen Besuch wert wäre.

COBRAH

Hyperreality ist aber eh nicht nur Party: Der Club als utopischer Ort des Miteinanders steht im Zentrum, mit Auftragsarbeiten werden Künstlerinnen auch finanziell unterstützt. Wiewohl man Festivals mit ähnlicher musikalischer Ausrichtung nicht gegeneinander ausspielen sollte, ist dem neuen Team ein spannenderes und stimmigeres Line-up gelungen, als es dieses Jahr beim Donaufestival in Krems zu sehen und hören war.

Im Hole

Natürlich können sich die Hyperreality-Sisters keine Headlinerinnen wie Arca leisten, dafür wurde eben bei den kleineren Acts durchwegs auf Qualität und Profil gesetzt. Eröffnet wird das zweitägige Festival am Freitag von der Dark-Waverin Rosa Anschütz, die ihr zweites Album Goldener Strom live präsentieren wird. Tanzbar, "freaky und nasty" wird es mit dem in der queeren Rap-Community als Ikone geltenden Rapper Cakes Da Killa oder dem Set von Babynymph, das Richtung Hyperpop (diese Musikrichtung, die nach Kaugummi klingt) gehen wird.

Hyperdub

Als besonderes Highlight am Freitag darf auch die britische Flüsterkünstlerin Aya gelten, die mit ihrem 2021 erschienenen Album im hole für Verzückung bei den Kritikerinnen und Kritikern sorgte. Für das Line-up des Samstags (Farce! Cobrah!) bräuchte es einen eigenen Artikel. Nur so viel sei gesagt: Ein Wochenendpass zahlt sich aus. (Amira Ben Saoud, 18.5.2022)