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Die Schauspielerin Amber Heard im Zeugenstand am Gericht des Bezirks Fairfax.

Foto: Reuters / Brendan Smialowski

Fairfax (Virginia) – An ihrem letzten Tag im Zeugenstand hat Schauspielerin Amber Heard (36) gewalttätiges Verhalten gegenüber ihrem früheren Ehemann Johnny Depp (58) bestritten. "Ich habe noch nie jemanden angegriffen, mit dem ich in einer Beziehung war", sagte Heard laut US-Branchenmagazin "Deadline" im Gericht des Bezirks Fairfax (Virginia).

Nachdem die Schauspielerin in den vorigen Verhandlungstagen berichtet hatte, wie Depp ihr gegenüber handgreiflich geworden sei, befragten seine Anwälte sie am Dienstag (Ortszeit) im Kreuzverhör vor allem zu ihrem eigenen Gewaltvermögen. Im Gerichtssaal wurde unter anderem eine Tonaufnahme von einem Streit des Paars vorgespielt.

Heard nennt Depp darin laut "Deadline" einen "Witz" und einen "Verräter". Sie habe Frustration über seine Kritik an ihrer Karriere ausgedrückt, erklärte Heard. "Ich habe schreckliche, hässliche Dinge zu ihm gesagt. Wie Sie hören können, haben wir auf eine wirklich schreckliche Weise miteinander gesprochen", sagte sie.

Streit, aber keine Angriffe

Zuvor hatten ihr die Anwälte ihres Ex-Manns Unstimmigkeiten in ihren Aussagen zu mutmaßlicher Gewalt in der Beziehung vorgeworfen. So hatte Heard etwa angegeben, Depp habe sie 2015 in Australien mit einer Flasche sexuell missbraucht. Depps Anwälte beschuldigten Heard hingegen, sie habe die Flasche nach ihrem Mann geworfen. "Ich habe Johnny in Australien nicht angegriffen. Ich habe Johnny nie angegriffen", betonte Heard. Der Schauspieler hatte bei der Auseinandersetzung eine Fingerspitze verloren.

Depp hörte wie auch an früheren Verhandlungstagen den Aussagen seiner Ex-Frau aus wenigen Metern Entfernung fast regungslos zu. In seiner eigenen viertägigen Aussage im Zeugenstand hatte Depp unter Eid bestritten, Heard jemals geschlagen zu haben. In ihrer Beziehung habe es Streit gegeben, hatte der Schauspieler während des Prozesses eingeräumt.

Sieben Millionen Abfertigung

Kennengelernt hatten sich die beiden Anfang 2009 bei der Verfilmung von Hunter S. Thompsons Buch "The Rum Diary". Auf die Verlobung 2014 folgte ein Jahr später die Hochzeit, bis Heard 2016 die Scheidung einreichte. Als Grund gab sie häusliche Gewalt an, schließlich einigten sich beide auf eine Abfertigung Depps an sie in Höhe von sieben Millionen Dollar.

Jahre später hat Depp seine Ex-Frau wegen Rufschädigung auf 50 Millionen US-Dollar Schadenersatz geklagt. Anlass dafür ist ein Text, den Heard im Dezember 2018 in der "Washington Post" veröffentlichte. Darin berichtete sie über ihre eigenen Gewalterfahrungen, ohne jedoch ihren Ex-Mann beim Namen zu nennen. Trotzdem wirft dieser ihr vor, durch diesen Text hochdotierte Filmrollen verloren zu haben.

Seit 11. April läuft der Prozess in Fairfax County in Virginia, weil dort die "Washington Post" gedruckt wird. Die Schlussplädoyers wurden von Richterin Penney Azcarate für den 27. Mai angesetzt. Dann entscheiden die Geschworenen. (ksh, APA, 18.5.2022)