HSV-Trainer Tim Walter hofft auf die Bundesliga-Rückkehr.

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Hertha-Trainer Felix Magath hofft auf den Bundesliga-Verbleib.

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Berlin – Der Hamburger SV sehnt die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus herbei, die Hertha zittert. Vor dem Hinspiel der Relegation zwischen dem Dritten der 2. Liga beim Drittletzten der Bundesliga in Berlin am Donnerstag (20.30 Uhr, live Sky, Sat1 und Puls 24) gaben sich die Hanseaten zuversichtlich. "Wir haben das Momentum auf unserer Seite", sagte Hamburgs Trainer Tim Walter. Die favorisierten Hausherren bauen auf die Erfahrung von HSV-Ikone Felix Magath.

Momentum und Fanunterstützung

2018 stieg der HSV in die zweite Liga ab. Seither galt der Kultklub stets als Aufstiegskandidat, vergeigte es aber meist mit einer schwachen Rückrunde und wurde dreimal hintereinander nur Vierter.

In der heurigen Saison war die Hoffnung auch nicht mehr allzu groß. Nach 29 Spieltagen rangierte der Klub nur auf Rang sechs. Es folgte eine überraschende Siegesserie, der Klub bewies anders als in den vergangenen Jahren Nervenstärke. Erst am Sonntag hatte das Team einen 0:1-Rückstand bei Hansa Rostock in den für Platz drei notwendigen 3:2-Sieg gedreht. "Wir haben die letzten fünf Spiele gewonnen und sieben Punkte aufgeholt", sprach Walter den positiven Trend an. "Das haben wir Hertha vielleicht voraus."

Mut macht dem HSV auch, dass er von einer großen Fanschar in das 75.000 Zuschauer fassende Olympiastadion begleitet wird. Medienberichten zufolge werden rund 35.000 Fans der Hamburger in der Hauptstadt erwartet. Das Rückspiel findet am kommenden Montag (20.30, Sky, Sat1 und Puls 24) in Hamburg statt.

Psychologische Nackenschläge

Die Hertha ließ indes gleich mehrere Chancen auf die vorzeitige Rettung ungenutzt. Ein Punkt mehr hätte gereicht, um den Klassenerhalt zu fixieren. Aber am 32. Spieltag fing man sich in der 90. Minute noch den 1:1-Ausgleich gegen den späteren Absteiger Arminia Bielefeld ein, in der 33. Runde musste man sich – wieder mit einem späten Gegentor – daheim den Mainzern 1:2 geschlagen geben. Am letzten Spieltag führten die Hauptstädter in Dortmund mit 1:0, in der 84. Minute drehte der BVB die Partie. Und als Konkurrent Stuttgart in der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Union Berlin traf und damit den Klassenerhalt fixierte, blieb für die Hertha nur noch die Relegation übrig.

Klingt wie ein psychologischer Nackenschlag, aber Magath hatte die Psychologie des Abstiegskampfes bereits unmittelbar nach dem Abpfiff einfach umgedreht. "Das ist nicht der Worst Case", sagte er beschwörend, das habe er seiner Mannschaft in der Kabine umgehend eingeschärft: "Jetzt haben wir die Chance, zweimal zu zeigen, dass wir ein Erstligist sind!"

Magath startete am Dienstagnachmittag in einem kurzfristig anberaumten Trainingslager östlich von Berlin die intensivere Vorbereitung. "Wir möchten zusammen sein, um uns auf uns zu fokussieren", hatte der 68-Jährige das Programm skizziert.

Magath gegen seine alte Liebe

Magath trifft auf seine alte Liebe. Er ist einer der Vertreter der glorreichen Zeiten des HSV von Mitte der 70er- bis zur Mitte der 80er-Jahre. 1983 schoss er das damalige Team von Ernst Happel mit seinem 1:0-Siegtor gegen Juventus Turin zum Titel im Europapokal der Landesmeister. "Wenn es der HSV wird, dann wird es für mich ein schwieriges Spiel", meinte er am Samstag. Einen Tag später wurde seine schon vor Wochen mehrfach vorgetragene Ahnung zur Tatsache.

Der große Name Felix Magath schüchtert HSV-Trainer Walter nicht ein. "Felix hat als Fußballer viel erreicht, als Trainer viel erreicht", sagte er, "insofern hat er in der Erfahrung mir was voraus. Aber wir sind jung und hungrig, wir sind mutig."

Der HSV hat auch bessere Erinnerungen an die Relegation. Während Hertha 2012 gegen Fortuna Düsseldorf den Kürzeren zog, konnten sich die Rothosen 2014 und 2015 so den Klassenerhalt sichern. (APA, sid, ag, 18.5.2022)