Eine Gedenkstätte in Buffalo.

Foto: Reuters / Brendan McDermit

Schnell verdichteten sich nach der Festnahme des mutmaßlichen Attentäters von Buffalo die Hinweise auf eine Radikalisierung im Netz. Der 18-jährige Payton G. verkehrte unter anderem auf den umstrittenen Message-Boards 4chan und 8chan, wo er laut seinem Manifest mit rassistischem Gedankengut konfrontiert wurde.

Er selbst bezog sich darin auf den rechtsextremen Mythos des "großen Austauschs", laut dem die weiße Mehrheitsbevölkerung durch Massenmigration abgelöst werden soll. Die Attacke übertrug er anschließend live im Internet. Diese bezeichnete mittlerweile auch US-Präsident Joe Biden als rassistischen Terrorismus.

Ein Bericht der "New York Times" liefert nun weitere Details zur Planung des Schützen. Nur 30 Minuten vor Beginn des Angriffs – der zehn Menschenleben kostete – soll er eine kleine Gruppe von Discord-Nutzern eingeladen haben, seinen Plan in einem Privatchat zu diskutieren. Die Plattform wird eigentlich vor allem von Gamern zur Kommunikation in Videospielen genutzt.

Privater Server

"Was wir zu diesem Zeitpunkt wissen, ist, dass der Verdächtige einen privaten, nur für geladene Gäste zugänglichen Server eingerichtet hat, der als persönliches Tagebuch-Chatprotokoll dienen sollte", heißt es in einem Discord-Statement gegenüber der US-Zeitung. "Ungefähr 30 Minuten vor dem Angriff wurde jedoch eine kleine Gruppe von Personen auf den Server eingeladen und trat ihm bei. Davor haben unseren Aufzeichnungen zufolge keine anderen Personen das Tagebuch-Chatprotokoll auf diesem privaten Server gesehen", schreibt das Unternehmen weiter.

G.s Ziel dürfte laut dem Zeitungsbericht gewesen sein, ein Publikum für den Livestream seines Attentats zu erlangen. Zwischenzeitlich sei sogar eine Direktübertragung in seinem Chatroom geplant gewesen. Ob diese tatsächlich stattgefunden hat, sei allerdings unklar – ebenso wie Details zu jenen Personen, die seiner Einladung gefolgt sind. Erwiesen sei nur, dass niemand von ihnen die Behörden alarmierte.

Mitschnitte

Eine Liveübertragung fand dennoch statt, und zwar über Twitch. Innerhalb von zwei Minuten, nachdem G. das Feuer eröffnet hatte, schaffte es die Plattform, den Livestream zu entfernen, berichtet "Cnet". Ein Zeitrahmen, in dem bereits Mitschnitte und Screenshots angefertigt und auf anderen Social-Media-Plattformen geteilt wurden. Auf Facebook, Twitter und Tiktok generierten sie teils Millionen Klicks.

US-Präsident Joe Biden verurteilte die Tat bei einem Besuch in Buffalo als rechten Terrorismus. Laut ihm habe die rechtsextreme Ideologie der "White Supremacy", also der weißen Vorherrschaft, keinen Platz in den USA. "Ich verurteile diejenigen, die diese Lüge für Macht, politischen Gewinn und/oder Profit verbreiten", sagte er in einer Rede. (red, 18.5.2022)