NBA-Star Jakob Pöltl freut sich auf seine Zeit in Wien und an der alten Donau: "Die Freizeit genießen zu können, das ist nicht selbstverständlich."

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Ein rarer Moment der Emotionen: Pöltl herzte seinen Trainer Gregg Popovich, der mit seinem 1.336. Sieg zum erfolgreichsten NBA-Trainer aller Zeiten aufstieg.

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Über seine Zukunft in der NBA macht er sich keine Sorgen: "Ich kenne meinen eigenen Wert und habe in den vergangenen Jahren bewiesen, was ich kann. Ich kann mich auch bei anderen Teams durchsetzen."

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Jakob Pöltl bleibt sich treu. Die Alte Donau im Rücken würde eine gute Instagram-Story hergeben. Der 26-jährige Wiener hat kein Problem damit, zum ersten Pressetermin in der Heimat im legeren Trainingsgewand aufzukreuzen. Nicht nur, weil der Koffer vom Heimflug aus San Antonio noch nicht in Wien angekommen ist, sondern auch, weil Pöltl es nach wie vor strikt ablehnt, sich selbst in sozialen Medien abzufeiern. Seinen größten Erfolg will er nicht in Zahlen messen. "Ich habe mehr Leadership gezeigt", sagte Pöltl über die abgelaufene Saison in der National Basketball Association (NBA), in der der Center mit den San Antonio Spurs das Playoff neuerlich verpasste.

Karrierebestwerte

Freilich waren Pöltls Statistiken bemerkenswert. 68 Spiele mit durchschnittlich 13,5 Punkten, 9,3 Rebounds, 2,8 Assists, rund 29 Minuten Spielzeit, das waren allesamt Karrierebestwerte. 3,9 Offensiv-Rebounds machten ihn zur Nummer drei der Liga, 1,7 Blocks zur Nummer fünf. Vor allem defensiv ist Pöltl längst eine Hausnummer.

Amerikas Sport ist zahlennarrisch, interessant sind auch Pöltls "erweiterte Statistiken". Mit 14,2 "contested shots" pro Partie, also Würfen, bei denen Pöltl als Verteidiger die Hand im Gesicht des Gegners hatte, ist der 26-Jährige gar die Nummer eins der NBA, vor Superstars wie Rudy Gobert oder Nikola Jokic. Das weckt Begehrlichkeiten. Andere Teams haben längst ein Auge auf den Wiener geworfen, auch wenn dieser noch immer keinen Distanzwurf in seinem Repertoire hat.

Golf statt SUV

Ein Dreijahresvertrag mit den Spurs, für den Pöltl 26 Millionen Dollar kassiert, läuft noch eine Saison bis Sommer 2023. NBA-Spieler sind wandelnde Aktien, ein Trade in der kommenden Saison ist genauso möglich wie eine vorzeitige Vertragsverlängerung bei den Spurs, bei der 50 bis 60 Millionen Dollar winken könnten.

Die Anreise an die Alte Donau erfolgte mit einem VW Golf, Pöltl hätte auch unbehelligt die U-Bahn nehmen können. Der 2,16-Meter-Mann wird nach wie vor nicht landauf, landab erkannt. In San Antonio ist das schon anders. "Dort fragen die Leute schneller nach einem Foto, sind aber immer sehr höflich und respektieren meine Zeit."

Die Zeit ist bei Pöltl immer knapp, selbst in der Off-Season. Ein bis zwei Wochen bleiben nur, um komplett abzuschalten, Partys feiern andere. "Das Beachvolleyball-Turnier in Wien würde ich mir gerne einmal wieder geben. Und ich war noch nie auf dem Oktoberfest in München."

Seinen Heimatverein, den Bundesligaklub Vienna DC Timberwolves, unterstützt Pöltl seit Jahren finanziell. In der Heimhalle der Wölfe in der Bernoullistraße veranstaltet er Mitte Juni nach zwei Jahren Corona-Pause zum zweiten Mal ein Kinder-Basketballcamp.

Hoffnungen auf einen Einsatz Pölts darf sich Österreichs Nationalteam machen. Zum Abschluss der ersten Runde der Vorqualifikation zur EM-Endrunde 2025 treffen die ÖBV-Männer in Salzburg auf Irland (30. Juni) und Zypern (3. Juli). Es gebe noch Einzelheiten betreffend seiner Versicherung zu klären, die Spurs sowie die NBA hätten aber ihre Unterstützung zugesichert, betonte Pöltl. "Fix ist es noch nicht, aber ich bin zuversichtlich."

Emotionen

Pöltl ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt für große Emotionen. Ein schöner Moment bleibt ihm aber in Erinnerung, als Spurs-Trainer Gregg Popovich im März mit seinem 1336. Sieg zum erfolgreichsten NBA-Trainer aller Zeiten aufstieg. Pöltl stand bei der Schlusssirene zufällig neben Popovich und umarmte ihn herzlich: "Er wäre am liebsten leise abgetreten, steht nicht gerne im Mittelpunkt. Aber er hat sich riesig gefreut." (Florian Vetter, 19.5.2022)