Jede Ernennung eines Laien als Ober eines Ordenshauses muss vom Vatikan bewilligt werden.

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Vatikanstadt – Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche, die bisher nur von geweihten Klerikern geleitet werden, können in Ausnahmefällen künftig auch Laien als Obere einer Einrichtung ernennen. Eine entsprechende Ausnahmeregelung des Papstes wurde am Mittwoch vom Vatikan veröffentlicht.

Demnach können die Leiter eines Ordenshauses, einer Provinz oder einer ganzen Gemeinschaft in Ausnahmen auch Laienbrüder zu Oberen ernennen, sofern das jeweilige Leitungsteam dies beschlossen hat.

Berufungskrise bei Ordensgemeinschaften

Auch muss die vatikanische Ordensbehörde in Rom jeder einzelnen Entscheidung zustimmen. Laut Kirchenrecht gelten ein "Institut geweihten Lebens" oder eine "Gesellschaft Apostolischen Lebens" dann als klerikal, wenn ihr Gründer bestimmt hat, dass die Gemeinschaft von einem Priester geleitet wird, "die Ausübung der heiligen Weihe vorsieht" und das Institut von der zuständigen kirchlichen Autorität als klerikal anerkannt ist. Angesichts der Berufungskrise bei Ordensgemeinschaften, die vor allem Laienbrüder betrifft, ist allerdings fraglich, wie oft die neue Regelung tatsächlich genutzt werden kann.

Ordensleute an sich sind weder Kleriker noch Laien, weswegen sie oft als dritter Stand in der katholischen Kirche bezeichnet werden. Katholische Gemeinschaften hingegen können laut Kirchenrecht klerikal oder laikal sein. (APA. 18.5.2022)