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Oliver Glasner treibt an.

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Borre hat Nerven bewiesen.

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Und dann einfach jubeln.

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Stemmen.

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Eintracht Frankfurt hat 42 Jahre nach dem Erfolg im Uefa-Cup den zweiten Europacup-Titel geholt und damit auch das Ticket für die Champions League gelöst. Nach einer national wenig erfolgreichen Saison krönte der deutsche Bundesligist unter Trainer Oliver Glasner seinen Lauf in der Europa League mit einem Finalsieg über die Glasgow Rangers. Im Endspiel von Sevilla gewann die Eintracht mit 5:4 im Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten war es 1:1 gestanden.

Joe Aribo brachte die Rangers im Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan in der 57. Minute nach einem Patzer der Eintracht in Führung, Rafael Borre (69.) gelang keine Viertelstunde später der verdiente Ausgleich. In einer auch ob der andalusischen Hitze kräfteraubenden Partie brachte die Verlängerung keinen Sieger. In der Elferentscheidung begannen die Rangers. Nach sechs erfolgreichen Schützen scheiterte der eingewechselte Aaron Ramsey an Kevin Trapp. Als fünfter Mann der Eintracht verwertete Borre zur Entscheidung.

Historisch

Glasner gewann damit als erster österreichischer Trainer nach Ernst Happel 1983 mit dem HSV ein Europacup-Finale. Der verletzte Martin Hinteregger jubelte mit, freuen durfte sich auch Stefan Ilsanker, der zwei Kurzeinsätze in der Gruppenphase absolvierte, im Frühjahr aber international nicht mehr genannt wurde. Stimmungstechnisch hielt die Partie bereits davor, was sie versprochen hatte.

Schon in den Stunden vor dem Anpfiff war Sevilla in Weiß und Blau gewandet. Mehr als 70.000 Schotten hatten sich angeblich auf nach Andalusien aufgemacht, rund 50.000 hatten sich aus Deutschland angekündigt. Offiziell hatten beide Klubs nur 10.000 Tickets erhalten. Im Stadion hatten die blau gewandeten Rangers-Anhänger das Übergewicht.

Glasner war der sechste österreichische Coach, der erste seit Ernst Dokupil 1996 mit Rapid (Cup der Cupsieger), der in einem Europacup-Endspiel stand. Der 47-Jährige hatte einen Landsmann als moralische Unterstützung an seiner Seite: Hinteregger reiste mit dem Team mit und nahm auf der Bank Platz. Der Verteidiger sei "der Nervöseste von allen", berichtete Glasner vor der Partie. Der Coach selbst versuchte, Ruhe auszustrahlen.

Das Rezept

Sein Gegenüber Giovanni van Bronckhorst setzte auf sein Erfolgsrezept. In Sevilla begann dieselbe Elf, die im Halbfinale RB Leipzig eliminiert hatte. Mit Borussia Dortmund hatten die Rangers schon davor einen weiteren deutschen Bundesligisten eliminiert.

Blut floss bereits nach wenigen Minuten. Sebastian Rode wurde von John Lundstram mit dem Fuß an der Stirn getroffen, der Eintracht-Kapitän spielte nach minutenlanger Behandlung mit Turban weiter. Seine Elf lancierte bei Temperaturen von über 30 Grad Tempogegenstöße, die fast zum Erfolg führten. Daichi Kamada und Ansgar Knauff, dessen Abschluss der 40-jährige Rangers-Schlussmann Allan McGregor zur Ecke parierte (20.), fanden erste Möglichkeiten vor.

Die Rangers antworteten durch Mittelstürmer Aribo, der den Ball aus der Distanz knapp am Gehäuse vorbeisetzte (26.). Schottlands Rekordchampion – in dieser Saison Vizemeister hinter Celtic – hatte mehr Spielanteile, die gefährlicheren Szenen der ersten Spielhälfte ergaben sich aber vor McGregor. So schoss Eintrachts Linksaußen Filip Kostic nach einem Sturmlauf am langen Eck vorbei (32.). In einer von Vorsicht geprägten Partie ging es torlos in die Pause.

Die Frankfurter erwischten den besseren Start in die zweiten 45 Minuten. Ein abgefälschter Schuss des fit gewordenen Jesper Lindström landete neben der Stange (49.). Borre fiel im Strafraum nach einem Kontakt von Connor Goldson, der VAR bescherte der Eintracht jedoch keinen Elfer (52.).

Führung und Ausgleich

Ein doppelter Fauxpas des Gegners bescherte den Rangers aber die Führung. Djibril Sow leitete per Kopf unfreiwillig in den Lauf von Aribo weiter, dessen überraschter Gegenspieler Tutu rutschte im Sprint weg. Der Nigerianer hatte zu seinem ersten Tor im laufenden Bewerb freie Bahn und nutzte dies. Für Tutu war die Partie zu Ende, der Verteidiger verletzte sich in der Aktion.

Die Eintracht wollte sofort kontern. Bei einem geblockten Schuss von Lindström keine zwei Minuten später monierten die Hessen ein Handspiel im Strafraum. Calvin Bassey wurde jedoch nur am Oberkörper getroffen. Kamada tauchte nach einem Fehler im Spielaufbau der Schotten vor McGregor auf, lupfte den Ball über die Latte (67.). Borre ließ den fast durchgehend an der Seitenlinie gestikulierenden Glasner schließlich die Faust ballen. Der Kolumbianer war nach einer Kostic-Hereingabe mit der Fußspitze zum 1:1 zur Stelle.

Die Hitze machte den Mannschaften zunehmend zu schaffen. Eine zwingende Chance ergab sich im intensiven Vergleich mit kleinen Vorteilen für Frankfurt auf beiden Seiten nicht mehr. Es ging in die Verlängerung. Dort öffnete Bassey mit einem Ausrutscher Borre den Weg zum Tor, der Rangers-Verteidiger rettete aber selbst. Hüben wie drüben machten sich Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die Blauen hatten noch eine Riesenchance, Frankfurts Kevin Trapp rettete in der 118. Minute sensationell mit einer Fußabwehr gegen Ryan Kent. Die Entscheidung vom Elferpunkt musste her. (APA, 19.5.2022)

Europa League, Finale, Mittwoch

Eintracht Frankfurt – Glasgow Rangers 1:1 (0:0, 1:1) n. V., 5:4 i. E.
Sevilla, Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan, 43.000 Zuschauer, SR Vincic (SLO)

Torfolge:
0:1 (57.) Aribo
1:1 (69.) Borre

Elfmeterschießen:
0:1 – Tavernier trifft
1:1 – Lenz trifft
1:2 – Davis trifft
2:2 – Hrustic trifft
2:3 – Arfield trifft
3:3 – Kamada trifft
3:3 – Ramsey scheitert an Trapp
4:3 – Kostic trifft
4:4 – Roofe trifft
5:4 – Borre trifft

Eintracht: Trapp – Toure, Tuta (59. Hasebe), N'Dicka (100. Lenz) – Knauff, Rode (90. Jakic), Sow (106. Hrustic), Kostic – Lindström (70. Hauge), Kamada – Borre

Rangers: McGregor – Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic (117. Roofe) – Lundstram, Jack (74. Davis) – Wright (74. Sakala/117. Ramsey), Kamara (91. Arfield), Kent – Aribo (101. Sands)

Gelbe Karten: Keine bzw. Aribo, Wright