Der Art-Style des Spiels wurde mit externer Hilfe verwirklicht.

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Daniel Dorner und Gal Axis waren 14 und 16 Jahre, als sie einander kennenlernten. Die Begeisterung für Videospiele war Basis für eine Freundschaft, die Bestand haben sollte. Die beiden Wiener wollten schon damals nicht nur Spiele konsumieren – sie wollen sie selbst schaffen. Nach einigen kleineren Projekten und Co-Produktionen mit anderen heimischen Studios präsentierten sie neun Jahre nach ihrem Kennenlernen ihr erstes Spiel, das jetzt die Spieleplattform Steam und den Smartphone-Markt erobern soll.

EndCycle VS

Mega Man

Das Spiel zu erklären ist zunächst gar nicht so einfach. Grundsätzlich geht es darum, sein Gegenüber in Echtzeitkämpfen zu besiegen. So weit, so einfach. Die Komplexität entsteht dadurch, dass man im Lauf des Spiels aus 4.000 Angriffen ein kleines Angriffsdeck zusammenbasteln und damit in Kämpfe ziehen kann. Diese Auseinandersetzungen für sich zu entscheiden ist das Ziel des Spiels, das man sowohl gegen andere Spieler als auch in einem Story-Modus gegen computergesteuerte Gegner erreichen kann.

Inspiration für das Spiel Endcycle VS war das Anfang der 2000er-Jahre präsentierte und mit mehreren Fortsetzungen gesegnete Spiel Mega Man Battle Network. "Das Spiel war toll, aber wir waren der Meinung, die Spielidee könnte man noch weiterspinnen und interessanter machen", erzählt Dorner im Interview mit dem STANDARD. Trotz der gebotenen Komplexität soll der Einstieg sanft sein. Die wahre Stärke des Spiels sei aber die Möglichkeit, sich "richtig hineinzufuchsen", speziell in den Duellen mit anderen Spielern.

Die Kämpfe sind das Herzstück des Spiels.
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Vor neun Jahren war das Spiel noch als Rollenspiel in den Köpfen der beiden jungen Männer verankert, in dem die Kämpfe nur ein Aspekt sein sollten. Der Umfang hätte die finanziellen Möglichkeiten des Teams allerdings überstiegen, sagt Dorner, deshalb sei aus Endcycle über die Jahre Endcycle VS geworden, mit einem klaren Fokus auf die Kämpfe.

Mit dem Release des Spiels Ende April zeigt sich Dorner zufrieden. Die Steam-Version, die sowohl für Windows als auch Linux verfügbar ist, wird von den Käufern bisher als "sehr positiv" eingestuft. Im Google Store erreichte man in der Wertungsskala bisher vier von fünf Sternen. "Mit der Android-Version hat mich mein Kollege Gal überrascht", erzählt Dorner. Eigentlich war für den Start nur die PC-Version geplant, aber Axis hatte in seiner spärlichen Freizeit heimlich an der Android-Version gearbeitet und eines Tages seinen Kollegen damit überrascht.

Die zwei Köpfe hinter dem Spiel: Gal Axis und Daniel Dorner.
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Frei sein

Der nächste Schritt ist laut Dorner eine Umsetzung des Spiels auf iOS, danach will man Endcycle VS auch für die aktuellen Konsolen zur Verfügung stellen. Aktuell kümmert man sich aber noch in Zusammenarbeit mit der aktiven Community um die Behebung von Fehlern und um laufende Updates der bereits erhältlichen Versionen. Das habe Priorität, sagt der Entwickler. An den Erfolg glaubt das junge Team, auch wenn man sich der starken Konkurrenz am Indie-Markt bewusst sei. "Wir hoffen, damit aufzufallen, dass unser Spiel im Fighting-Genre etwas Neues bietet und mit den vielen Möglichkeiten und der Deckbuilding-Komponente auch langfristig auf dem Markt bestehen kann."

Der Name des Wiener Studios ist übrigens 12B3 – das steht laut Dorner für "Want to be free". Wollen wir für das kleine Team hoffen, dass sie sich durch das Erfüllen ihres Traums, Videospiele zu entwickeln, diese Freiheit gewonnen haben. (Alexander Amon, 19.5.2022)